Die Insel und ich
ich habe solch Fieber, und dabei wollen Don und die Mädchen mich unbedingt zum Aufstehen anstacheln – grad wie ein krankes Pferd! Weil ihnen die dumme Einladung Sorgen macht.»
«Ich begreife nicht, weshalb man sich wegen der Einladung Sorgen zu machen braucht», sagte Mutter und zündete sich eine Zigarette an – bestimmt an diesem Tage schon die neunzigste. «Das Haus ist reizend in Ordnung, es sind Berge an Speisen und Getränken und Holz vorhanden, und wenn deine Gäste keine Langweiler sind, dann werden sie sich unbedingt gut amüsieren. Es ist nicht deine Schuld, daß du krank bist, und für die Mädchen wird es eine gute Schule sein. Ich schaffe dich jetzt in mein Zimmer hinüber, fort von all dem Betrieb hier. Ich hab schon zwei Wärmflaschen ins Bett gesteckt. Und Mary hat mir Schlaftabletten für dich mitgegeben, und hier ist ein Schmöker, falls du ihn nicht schon gelesen hast.»
Gegen zwei Uhr nachts weckte mich Don aus tiefem Schlummer auf, indem er das Licht anknipste und mir einen Teller mit Essen auf die Brust setzte. «Schau her, was ich dir gebracht hab!» rief er stolz. «Iß es schnell und solange es noch heiß ist!»
Ich wußte gleich, daß es ein Monte-Cristo-Sandwich war, ein dickes, fettes, heißes Monte-Cristo-Sandwich, und abgesehen von einer Rückenmarkpunktion war es ungefähr das letzte, was ich im Moment begehrte. Mir war noch immer sehr elend, und außerdem war ich von den Tabletten ganz betäubt. Matt, aber freundlich sagte ich: «Ich bin leider gar nicht hungrig, Schatz!»
«Doch, natürlich hast du Hunger!» rief Don und schaltete energisch ein paar Hundert-Watt-Birnen mehr an. «Dir geht’s bloß schlecht, weil du den ganzen Tag noch nichts gegessen hast. Und das hier ist das allererste Sandwich, das ich heute abend gemacht habe, und das mußt du kosten.»
Ich fragte: «Könntest du es nicht schon kosten, während ich mich ermuntere?»
«Gut!» rief Don vergnügt, nahm das Sandwich und biß herzhaft hinein. Sofort schrie er mit offenem Munde; «Ahnstocher! Achtung – Ahnstocher!» Er zog sich halbe Zahnstocher aus dem Gaumen, als seien es Stacheln von einem Stachelschwein. Er war noch damit beschäftigt, als Anne und Joan mit einer Tasse Kaffee für mich erschienen. Anne sagte: «Ich hab dir ja gleich gesagt, du darfst die Zahnstocher nicht zerbrechen und in das Sandwich stecken!»
Und Joan rief: «Geh lieber an deine Kocherei, Don, das ganze Haus ist schon voll Rauch!»
Kaum war Don verschwunden, da fingen sie wie verrückt an zu kichern. «Was ist denn so lustig?» fragte ich verschlafen.
Joan sagte: «Ach, ich kam in die Küche, und Don schlug Eier in die Schüssel. Auf die Art, wie’s seiner Meinung nach die großen Küchenchefs machen: er zerquetscht sie mit den Händen und läßt das Ei durch die Finger laufen. Ich sah ein paar Federchen und eine Unmasse Pfeffer in der Schüssel, aber ich sagte gar nichts, bis er seine Eier alle zerquetscht hatte und anfing, noch mehr Pfeffer zu mahlen. Da sagte ich: ‹Ist das nicht furchtbar viel Pfeffer für das bißchen Eimasse?› Und er sagte: ‹Ich hab ja überhaupt noch keinen dran!› Und ich sagte: ‹Doch! Ich hab ihn ja gesehen. Sieh mal, da!› Und ich zeigte ihm all die unzähligen schwarzen Pünktchen, und er sagte: ‹Das ist kein Pfeffer›. Ich fragte, was es denn sei, und er antwortete mir: ‹Ach, wahrscheinlich bloß ein bißchen Hühnermist.› Da hab ich mir die Eierschalen angesehen, und es war natürlich die Sorte Eier, die er sich immer bei der verrückten alten Mrs. Elchin holt, und es klebten noch lauter Hühnermist und Federchen dran. Ich sagte zu Don, er solle lieber noch mal von vorn anfangen und das Zeugs da wegwerfen, aber er sagte bloß: ‹Vitamin B 12 ist sehr gesund. Und sowieso merkt's doch keiner.» Und dabei mahlte er lustig weiter mit der Pfeffermühle!»
Anne sagte: «Und ich hab ihm gesagt, jeder piekt sich die Zahnstocherhälften in den Gaumen, aber er wollte ja nicht auf mich hören. Und für jedes einzelne Sandwich braucht er fast ein Pfund Butter, und das Fett spritzt beinah zum Fenster hinaus.»
«Und wie amüsieren sich die Gäste?» fragte ich.
«Oh, sehr gut», erwiderte Anne. «Alle sprechen sehr laut und lachen, und Harriet Crawford ist beschwipst, aber das war sie schon, als sie kam, und Mary Arden ist ganz hin in Bob Crawford, und Mrs. Roanoke sieht Joan und mich ganz giftig an, weil wir noch nicht im Bett sind.»
Joan sagte: «Und Don macht alles wunderbar. Nur das
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