Die Insel und ich
benachbarte Strandhaus gezogen seien und für den Rest des Sommers Klein Donny und Klein Gail und Klein P. J. und Baby aufgehalst bekommen hätten, und zum Schluß auch noch Elizabeth, weil Everett zu trinken begonnen hatte, weil das Haus, das «Betty uns besorgt hat, so eng ist, daß uns wie in einem Stall zumute ist».
Neulich sah ich Elizabeth Wheaton auf dem Fährboot, und inzwischen waren fünf Jahre verstrichen. Sie schien hocherfreut, mich wiederzusehen, und wir tranken Kaffee, und sie aß zwei Pfannkuchen (ich sollte abnehmen, aber ich bin zu nervös), und erzählte mir, sie hätten eine alte Farm gekauft. Es wäre zwar kein Licht dort und auch kein fließendes Wasser, aber die Kinder hätten ein Pony, und es sei ein netter Hafen für Everetts neues – und viel größeres – Boot da. Sie haben jetzt sechs Kinder, Klein Mary Louise und Klein Alexandra Dean sind noch hinzugekommen, und in den nächsten Wochen erwartet Elizabeth ein siebentes Baby. Sie hofft, daß es ein Klein Everett junior wird. Alle Kinder hatten Laufnasen und nasse Hosen, und das Haar hing ihnen zottelig in die Stirn. Elizabeths Haar sah aus wie Moos, und sie trug keinen Büstenhalter, aber ein schmutziges Sporthemd, einen alten Manchestersamt-Bademantel und schwarze Ballettschuhe. Sie erzählte, daß Everett wieder trinke und noch gemeiner als früher sei. Sie sagte, da sie schon so weit vorgeschritten sei, könne sie mich nicht gut zum Mittagessen einladen, und sie hätte auch bloß Honig und Brot im Haus. Was blieb mir da übrig, als sie zum Mittagessen einzuladen? Und als es auf den Abend zuging, konnte ich sie doch nicht hinauswerfen, nicht wahr? Sie rief Everett an und sagte ihm, er solle sie bei uns abholen, und Everett ist so hübsch, wie er schon immer war, aber noch dünner und noch nervöser, und er trinkt zehnmal so viel wie früher.
Als sie gegen ein oder zwei Uhr nachts aufbrachen, sagte Elizabeth: «Wir haben weder elektrisches Licht noch fließendes Wasser, aber Telefon haben wir, und morgen früh ruf ich dich an, Herzchen! Genau wie früher!»
Vielleicht heiraten sie bald
Eine knifflige Sache ist’s mit den Halbwüchsigen, und man vergißt es nur zu leicht: sie scheinen so unglückselig bei allem, was sie tun, und dann denken du und ich, als liebende und ratlose Eltern, wieviel glücklicher unsre halbwüchsigen Kinder sein würden, wenn sie etwas anderes machten. Aber das ist es ja gerade: Halbwüchsige sind immer unglückselig, einerlei, was sie machen, denn sie wollen lieber unglückselig sein, jedoch das machen, wonach ihnen der Sinn steht. Jetzt habe ich natürlich gut reden und verstehe es, denn jetzt sind Anne und Joan fünfundzwanzig und vierundzwanzig Jahre alt, zwei reizende, gescheite, schöne, liebenswerte, verheiratete junge Frauen. Don und ich lieben sie beide abgöttisch und können sie gar nicht oft genug sehen, wenn Don auch die bewußte Weihnachtskarte für sie zeichnete, die ihn auf dem Dache sitzend zeigt, von wo aus er nach dem Storch schießt.
Aber während jener langen Zeitspanne zwischen ihrem vierzehnten und zwanzigsten Lebensjahr (mit zwanzig heirateten beide) traf es uns wie ein Blitz, oder vielmehr wie ein Schlag in die Magengrube, begleitet von einer Tränenflut, und wir begriffen, daß die Engländer eigentlich viel zivilisierter als wir sind, denn sie wissen, was sie tun, wenn sie «ihre Imogen» in ein Schulheim schicken – und mit «Fortschicken» meine ich von Indien nach England oder umgekehrt und zwar, wenn Imogen sieben Jahre alt ist, und heimholen tun sie das gute Kind, wenn sie dreißig ist, und dann auch nur widerwillig.
In jenem Sommer, als Anne und Joan fünfzehn beziehungsweise vierzehn Jahre alt waren und sich stundenlang hintereinander im Badezimmer einschlossen und sich sogar die Lippen malten, ehe sie zu Bett gingen, da ließen Don und ich uns den Prospekt eines guten Schulheims in Kanada schicken. Aus ihm sprach die bewußte, prachtvoll englische Auffassung, denn es hieß darin: «Nicht nötig, sie während der Ferien kommen zu lassen – wir behalten sie den ganzen Sommer hindurch.» Anne und Joan fanden den Prospekt und weinten – nicht etwa, weil sie während der Sommerferien zu Hause unerwünscht waren, sondern weil das Heim verlangte, alle Zöglinge müßten das Haar kurzgeschnitten tragen (Ohrläppchen inbegriffen), und als Schuhe waren nur schwarze Sportschuhe mit schweren Absätzen gestattet.
Offengestanden, ich weiß auch keine Antwort auf all die Probleme
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