Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Insel und ich

Titel: Die Insel und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: betty McDonald
Vom Netzwerk:
peinlich.»
    Die arme Elizabeth, dachte ich. Sie war so reizend, aber die Kinder ruinierten ihre Ehe. Ich schlug vor: «Kommt doch zu uns zum Essen! Wir könnten unten am Strand essen.»
    «Oh, das wäre herrlich», sagte sie. «Aber Everett will das Boot zum Jachtklub zurückbringen. Er wollte, daß ich mitkomme, aber ich kann die süßen Kinder nicht wieder allein lassen. Ich wünschte, ich wüßte jemanden, der besser auf sie aufpassen kann. Für Everett wäre es eine Freude. Aber außer dir kenne ich ja niemand auf der Insel. Ach, ich muß Everett eben sagen, er soll allein hinfahren.»
    «Laß die Kinder bei mir», sagte ich, und noch während ich es sagte, dachte ich schon, wie ich es bloß Don beibringen sollte und ob ich nicht in Elizabeths Rolle glitte und mir meine Ehe mit ihren Kindern ruiniere.
    «Oh, Herzchen, ist es dein Ernst?» rief sie. «Willst du es wirklich tun?»
    «Natürlich», sagte ich tapfer und sah mich um, ob Don nicht in der Nähe sei.
    «O Betty, du bist zu nett!» rief sie. «Die reizendste Person in der Welt! Und wie begeistert die Kinder sein werden! Sie hängen so an dir!»
    In dem Augenblick tauchte Don auf, und ich sagte rasch: «Don möchte telefonieren, bis nachher also.»
    «Mit wem hast du gesprochen?» fragte Don. «Mit Elizabeth?»
    «Ja», sagte ich.
    «Wir sollen wohl wieder eine Ausfahrt mit ihnen machen?» fragte er voller Interesse.
    «N-nein», sagte ich. «Everett muß das Boot zum Jachtklub zurückbringen, und Elizabeth erzählte mir nur, wie gern sie ihn begleiten würde.»
    «Weshalb tut sie es denn nicht?»
    «Sie tut’s ja», sagte ich, ging nach oben und legte auf sämtliche Betten Gummiunterlagen. Gott sei Dank war Elizabeth in großer Eile, als sie die Kinder brachte, und fuhr wieder ab, ehe ich alle ins Haus führte und Don rufen konnte: «Großer Gott, was hat denn das zu bedeuten?»
    «Jetzt wollen wir mal alle ganz vergnügt sein», sagte ich zu den Kindern. Baby begann zu heulen. Ich nahm sie auf den Arm, und sie brüllte noch lauter. «Weißt du, was mit ihr los ist?» fragte ich Klein Donny schreiend.
    «Mhmh», sagte er und versenkte den Zeigefinger bis zum zweiten Glied ins Nasenloch.
    Klein Gail sagte: «Gestern hat Baby den ganzen Tag geweint, weil Mommy fort war – vom frühen Morgen bis zum späten Abend.»
    Klein P. J. sagte: «Ich hab Hunger!»
    Ich sagte: «Ich will uns Brote machen, und dann gehen wir alle an den Strand und essen sie dort!» Ich setzte Baby ab, und sie warf sich längelang auf den Fußboden und trommelte mit den Absätzen den Takt zu ihrem Gebrüll. Ich beugte mich über sie und schrie: «Möchtest du ein Plätzchen, Baby?» Sie schrie. «Möchtest du ein Bonbon?» Sie schrie.
    Klein Donny sagte: «Sie ist müde. Mommy hat’s gesagt.» Ich nahm Baby, trug sie nach oben, obwohl sie strampelte und mit den Füßen ausschlug, brachte sie ins Badezimmer, ließ die Wanne volllaufen, schälte ihr die grauen, feuchten Sachen vom Leibe und tauchte sie ins Wasser. Sie hörte auf zu brüllen und spielte. Die andern Kinder waren uns gefolgt und baten: «Wir wollen auch gern baden.»
    Ich sagte, sie könnten sich schon ausziehen, aber sie antworteten, das könnten sie nicht alleine. Als ich sie alle in der Wanne hatte, schüttete ich eine ganze Packung Schaumbad hinein, gab ihnen kleine Plastikboote und holte dann von unten Haarwaschpulver, große Tücher, ein Stück Ölseide und eine Schere.
    Ich wusch allen das Haar, trotz ohrenzerreißenden Protestgeheuls, scheuerte sie gründlich ab, spülte sie einzeln unter der Dusche und hob dann eins nachdem andern aus der Wanne. Wenn ich eins abgetrocknet hatte, wurde es mit Badepuder eingestäubt, in Tücher und zuletzt in ein Stück Ölseide gewickelt, die ich feststeckte. Oben drüber bekam jedes eine alte Pyjamajacke von Don. Dann kämmte ich ihr Haar, schnitt den Mädchen die verfilzten Zotteln ab, trug sie in die Küche, gab ihnen Brot mit Erdnußbutter, Milch und Eiscreme und brachte sie alle zu Bett. Dann scheuerte ich die Wanne sauber, stopfte die Sachen in die Waschmaschine und kam mir sehr edel vor, wie eine Samariterin beim Roten Kreuz. Als Don zum Mittagessen kam, fragte er mißtrauisch: «Was hast du mit ihnen gemacht?»
    «Gebadet und schlafen gelegt», sagte ich stolz.
    «Weshalb halst du dir so was auf?»
    «Weil ich uneigennützig bin. Ich helfe andern Menschen sehr gerne, anstatt bloß herumzusitzen und an mich zu denken.»
    «Du bist gar nicht uneigennützig», sagte Don.

Weitere Kostenlose Bücher