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Die Insel und ich

Titel: Die Insel und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: betty McDonald
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Popcorn und Bonbons und Eiscreme gefuttert und Coca-Cola getrunken habt! Jetzt aber marsch, den Tisch abgeräumt, Geschirr abgewaschen und an die Schularbeiten! Und früh ins Bett!»
    Als Don und ich nachher im Bett lagen, lasen und das Entwicklungsalter etwas vergessen wollten, hörte ich Ruthie zu Anne sagen (die natürlich in unserem Badezimmer badete): «Du, Anne, deine Mommy ist aber süß! Ich hätt mich nie getraut, meiner Mutter zu sagen, daß ich Schule geschwänzt hab. Sie würde mich geradezu umbringen!»
    Anne sagte: «Och ja, sie ist ganz ordentlich. – Glaubst du wirklich, daß Bill mich liebt?»
    Dann die Sache mit der Musik! Diese ewige, laute, schallende Musik, die aus dem Plattenspieler hervorblökte, kaum hatten die Mädchen die Augen aufgeschlagen, bis zum Abend, wenn sie einschlafen wollten: Boops Bigwig , Doggo Conray , Morks Ogle – ich konnte sie nicht voneinander unterscheiden, sie waren sich alle so gleich. Zu Boops und Doggo und so weiter tanzten Anne und Joan und ihre Freunde den Avalon , eine Art verkrüppeltes Hin- und Herzerren mit schmerzlichem Gesichtsausdruck und einem abstehenden Hinterteil. Sie lauschten Frank Sinatra, Billie Holliday und King Cole. Das Lauschen erforderte, daß sie auf irgendeinem Möbelstück arrangiert waren, umgeben von einem wüsten Durcheinander von Coca-Cola-Flaschen, Apfelgrieben, Bonbon-Einwickelpapier, Zigarettenstummeln, Kuchenkrümeln und Schuhen. Keiner trug im Haus Schuhe. Selbst bei öffentlichen Tanzeinladungen traten sie aus den Schuhen und tanzten sich Löcher in meine Nylonstrümpfe.
    Und dann das Parfüm! Namen wie Aphrodisia , Schnell entflammt , Komm her , Sünde über Sünde – und alle furchtbar viel Moschus enthaltend. Ich bin gegen schweres Parfüm und ziehe für mich leichte, blumenhafte Düfte vor, aber vor allem bin ich gegen schweres Parfüm, wenn ich es morgens um sieben schon während meiner ersten Tasse Kaffee genießen muß. Anne kam manchmal die Treppe herunter, und Schnell entflammt hing wie eine dicke Rauchwolke über ihr. Ein- oder zweimal fragte ich sanft: «Andy, mein Herz, findest du nicht, das Parfüm ist für die Schule ein wenig – sagen wir mal – zu kräftig?» Da inzwischen auch Joan, durchtränkt von Aphrodisia , in der Küche erschienen war, warfen sie sich Märtyrerblicke zu und seufzten tief. Da wußte ich, daß eine Bemerkung über «Gestank in der Küche» nur einen Ausbruch zur Folge haben würde, etwa derart: «Du willst eben nicht, daß wir gut duften. Du möchtest lieber, daß wir nach Schweiß oder Lysol riechen. Alles was wir machen, ist falsch. Du kannst nichts weiter tun, als an uns herumkritisieren!» Mitleidig dachte ich an die Lehrer, die vielleicht in 35 solcher Duftwolken zu unterrichten hatten.
    Natürlich behandelten die Mädchen Don und mich, als ob wir am Rande des Greisenalters entlangtorkelten. Wir waren noch nicht fünfunddreißig, aber wenn wir einmal tanzten (was bei Don ohnehin kein ausgesprochen tierischer Ausbruch war), dann wurden wir sofort Zielscheibe humorvollster Bemerkungen. «Oh, sieh mal die an! Haben die Leute früher wirklich so getanzt? He, he, he, ha, ha, ha, wie komisch ihr ausseht!» Wenn ich aber entgegnete, wie komisch sie aussähen, wenn sie tanzten, jammerten sie: «Immer mußt du gleich so katzig sein. Du bist nie mehr nett zu uns!»
    Ich weiß nicht mehr, wann oder wie Anne und Joan fahren lernten, aber ich weiß noch, wie beide, und eine von ihnen am sechzehnten Geburtstag, zur Stadt gebracht werden wollten, um eine lächerliche Farce von Fahrprüfung zu bestehen, damit sie einen Führerschein erhalten konnten. Danach durften sie den Wagen des Vaters ihres «Festen» fahren oder unsern Wagen an jeden Schafskopf von Freund ausleihen, der ihn gegen Bäume und Straßenecken fuhr und sonstige Dummheiten damit beging. Ich gewöhnte mich mit der Zeit richtig daran, daß am Telefon eine zitternde Stimme zu mir sagte: «Mrs. MacDonald, hier spricht Jeanie, ich habe ein bißchen Pech mit dem Wagen gehabt, mit Ihrem Wagen, wollt ich sagen, und hier ist ein Polizist, der Sie sprechen möchte.»
    Als wir eines Nachts noch sehr lange mitangehört hatten: «Da sagte ich zu Ted und da hat Ted zu mir gesagt…» und dann weiterhin durch Musik von Morks und Doggo wachgehalten wurden und schließlich durch das Getrappel von vielen nackten Füßen und Gekicher und Gequietsche und das Bummem der Eisschranktüre und zu guter Letzt durch das Einschalten unsrer Schlafstubenlampe und

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