Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
Vom Netzwerk:
Muschelblöcken, wie ich glaube, auch wenn ich sie niemals richtig gesehen habe. Wir wurden zuerst in einen dunklen Raum gebracht, der nur durch den schwachen Schein von Kerzen erhellt wurde, die bei der Tür standen. Ein Seil wurde um mich geschlungen, an dem man mich durch die Falltür in das Vergessen hinunterließ. Dort unten war es so dunkel, dass ich nicht das Geringste sehen konnte, nicht einmal, wie weit es noch bis zum Boden war. Als ich unten aufkam, wurde das Seil weggezogen. Thor folgte mir, und dann erklang das Geräusch der sich schließenden Falltür, und wir waren allein in einer Dunkelheit, die so eindringlich war, dass ich das Gefühl hatte, ich könnte sie mit einem Messer durchschneiden.
    Ich stand stocksteif da, als mir plötzlich der teuflische Charakter dieser Bestrafung bewusst wurde. Wir waren an den Füßen gefesselt, und unsere Arme waren an Stöcken festgemacht worden, was bedeutete, dass wir uns weder berühren noch aneinander festhalten konnten. Wir hatten keinerlei Möglichkeit, unsere Kleidung zu richten, wenn wir uns von unseren Ausscheidungen befreien wollten. Wir konnten uns nicht einmal kratzen, wenn es irgendwo juckte.
    Dann begriff ich, dass zwar die Dunkelheit vollkommen durchdringend war, nicht aber die Stille. Da war noch jemand – oder irgendetwas. Ich hörte ein schwaches Rascheln und kaum wahrnehmbare Atemzüge.
    » Wir sind nicht allein«, sagte Thor überflüssigerweise.
    » Nein.« Die Stimme, die das gesagt hatte, war männlich und schwach. » Zwei andere sind noch hier.« Ein abgehacktes Husten kam aus der Dunkelheit.
    » Wer seid Ihr?«, fragte ich.
    » Lieber Gott – eine Frau?«
    Ich nickte, vergaß dabei, dass niemand es sehen konnte. » Mein Name ist Glut …«, begann ich und hörte dann auf. Wieso sollte ich unnötigerweise Informationen preisgeben? Endlich einmal würde ich an dem gemessen werden, wer ich wirklich war, nicht an meinem Aussehen als Mischling und der fehlenden Ohrläppchen-Tätowierung.
    Thor sprach in die Stille hinein. » Und ich bin Thor Reyder von den Versprengten.«
    Noch mehr Husten. » Ich bin Alain Jentel, Syr-Wissender Menoden-Patriarch von den Plitschen. Ich glaube, ich kenne Euch, Thor Reyder.« Die Ironie in seiner Stimme verriet, dass er Thor tatsächlich sehr gut kannte.
    Eine lange Pause entstand, bevor Thor antwortete. » Ja, wir sind uns begegnet. Es tut mir leid zu erfahren, dass Ihr hier seid, Alain. Ich hatte von Eurem Verschwinden gehört.«
    Die schwache Stimme zitterte. » Lieber Junge, wie lange ist das her?«
    Lieber Junge?
    Thor räusperte sich. » Etwa drei Monate, schätze ich. Wir haben jetzt den zehnten Tag im zweiten Doppelmondmonat.«
    » Oh. Es – es ist mir länger vorgekommen …«
    Thor war sehr aufgewühlt, wie ich an seiner Stimme erkennen konnte. Das faszinierte mich, denn gewöhnlich war er zu beherrscht, um seine Gefühle so offen zur Schau zu stellen.
    » Und wer ist Eure Begleitung?«, fragte ich den unsichtbaren Alain.
    » Ihr könnt mich Aylsa nennen.« Die zweite Stimme, die aus der Dunkelheit kam, verwirrte mich einen Moment. Ich konnte nicht erkennen, ob sie männlich oder weiblich war. Und zugleich dachte ich, ich hätte sie irgendwo schon einmal gehört. Die Spur eines Lachens lag darin, als sie hinzufügte: » Und ich glaube, wir sind uns auch schon einmal begegnet, Syr-Wissende Glut Halbblut.«
    So viel dazu, dass niemand meinen Status als Mischling kennen würde. Aber wenigstens hatte, wer immer es war, mir freundlicherweise einen Syr-Titel vorangestellt. » Sind wir das?« Und plötzlich wusste ich es. » Das Ghemf ?«
    » Zu Euren Diensten.«
    » Aber …? Was ist passiert?«
    Hätte ich nachgedacht, hätte ich die Frage vermutlich nicht gestellt; niemand ging davon aus, eine normale Unterhaltung mit einem Ghemf führen zu können. In diesem Fall aber kam die Antwort ziemlich rasch: » Die Dunkelmagier, äh, hatten Vorbehalte gegenüber meiner Anwesenheit auf Gorthen-Nehrung.«
    » Aber – wieso?«
    Wieder kam die Antwort ohne Zögern. » Ich wurde hierhergeschickt, um Morthred zu finden, Syr-Wissende. Von meinem Volk. Von allen Ghemfen auf sämtlichen Inseln des Ruhms. Ich sollte herausfinden, was hier vor sich geht. Wir hatten Geschichten gehört, dass dieser Dunkelmeister Silbbegabte bezwingen würde, was indirekt von großer Bedeutung für uns wäre. Sollten Dunkelmagier die Ruhmesinseln beherrschen, wäre es zum Beispiel unklug anzunehmen, dass wir weiterhin in einem Zustand

Weitere Kostenlose Bücher