Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke

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relativen Friedens und Wohlstands hier leben könnten, wie es bis jetzt der Fall war. Es schien uns weise zu sein, uns einen Überblick über die Situation zu verschaffen und herauszufinden, ob dieser Morthred irgendeine Bedrohung für uns darstellte. Morthred allerdings hatte meinen Nachforschungen gegenüber offenbar einige Vorbehalte.«
    In mir stieg der Wunsch auf, in ein hysterisches Lachen auszubrechen. Ghemfe gaben selten mehr als ein oder zwei Worte von sich, aber das hier sprach so langatmig und so gewunden, wie man es von offiziellen Erklärungen kannte. Doch dieses Ghemf war auch anders. Es hatte mir einmal erklärt, dass einige Leute keine Symbole benötigten … » Ich könnte mir vorstellen«, sagte ich schließlich, » Ihr habt entschieden, dass er in der Tat eine Gefahr für Eure Sicherheit darstellt.«
    » Zu diesem Schluss bin ich gekommen, ja.« Wieder schwang die Andeutung eines Lachens in den Worten. Das Ghemf hatte tatsächlich Sinn für Humor.
    » Vielleicht wäre es am besten, wenn Ihr uns etwas über diesen Ort erzählt«, mischte sich jetzt Thor ein. » Und seid vorsichtig, wenn Ihr um uns herumgeht. Wir tragen Stöcke auf den Schultern, an denen unsere Arme befestigt sind.«
    Alain streckte eine Hand aus und berührte mich, um herauszufinden, wo ich war und wie weit meine Arme reichten. Ich zuckte zusammen, als seine Finger meine Taille berührten, ehe sie zur richtigen Höhe fanden. » Oh. Das ist eine Folter, von der wir glücklicherweise verschont geblieben sind.« Seine zerbrechliche Stimme war voller Qual. Er holte tief Luft und gab sich dann Mühe, das Zittern und Husten zu beherrschen. » Ihr befindet Euch in einem Raum, der gerade mal vier mal vier Schritt lang ist. In der einen Ecke, rechts von euch, gibt es ein Loch für die Entsorgung von … ähm … allem. Zweifellos könnt Ihr es riechen. In unregelmäßigen Abständen öffnet sich die Falltür – an der Dunkelheit hier ändert sich dadurch nichts –, und etwas Essen und Wasser wird heruntergelassen. Die Menge ist gerade ausreichend; über den Geschmack und die Qualität sprechen wir besser nicht. Wir wissen nie, wann die nächste Mahlzeit kommt, also ist es am besten, nicht alles auf einmal zu verbrauchen. Ansonsten gibt es nichts zu erzählen. Niemand hat mich jemals aufgesucht, seit ich hergebracht wurde, was kurz nach meiner Ergreifung war. Drei Monate, habt Ihr gesagt?« Seine Stimme versagte. Er klang nicht nur alt: Er war sehr krank.
    » Ich bin erst ein oder zwei Tage hier«, fügte Aylsa hinzu. » Aber mich haben sie auch nicht angekettet.«
    Ich begab mich zu einer der Wände, um mich hinzusetzen und anzulehnen. Ich schloss die Augen, obwohl es keinen Unterschied machte. Die Dunkelheit war so gewaltig, dass ich das Gefühl hatte, von ihr eingehüllt zu werden. Der Klang schien sich noch verstärkt zu haben. Da von außerhalb des Lochs nichts zu hören war, wirkten sogar unsere Atemzüge laut. Meine Schultern schmerzten, meine Handgelenke waren bereits aufgeschürft, und die Ketten an meinen Fußgelenken schnitten in mein Fleisch, wie immer ich die Beine auch platzierte. Ich hatte bereits angefangen zu begreifen, dass kleine Schmerzen zu sehr großen werden konnten. In den Stunden, die noch vor mir lagen, sollte ich lernen, dass man für unerträgliche Qualen keine Blutdämonen benötigte.
    » Jemand von euch wird uns helfen müssen«, sagte ich. » Wir können nicht einmal selbstständig etwas essen.«
    » Natürlich«, sagte Alain ruhig. Seine Not war immer noch greifbar. » Möchtet Ihr jetzt etwas trinken? Wir haben Wasser.«
    Wir tranken beide; es war die erste Flüssigkeit für uns beide an diesem Tag. Ich schäme mich, es zu sagen, aber wir tranken alles Wasser auf, das sie hatten.
    » Ihr müsst versuchen, diese Stöcke loszuwerden«, sagte das Ghemf plötzlich. Es ging zu Thor, und ich hörte, wie es herumrauschte, vermutlich um zu überprüfen, wie er angekettet war. Dann kam ein unterdrückter Schlag und eine ghemfische Erklärung, die ich nicht verstand. » Berichtigt mich, wenn ich falsch liege«, sagte es dann, » etwa eine Handspanne entfernt von den Stockenden befindet sich ein Eisenband. Es scheint, als wäre der Durchmesser der Stöcke hier ein bisschen geringer als sonst. Jedes Band ist durch eine sehr kurze Kette mit einer Gelenkschelle verbunden. Die Schellen sind um Eure Handgelenke geschlossen worden und lassen sich mit einem Schlüssel öffnen.«
    » Das stimmt so weit«, erklärte ich. »