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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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Mutter ihr Junges zwischen Tür und Angel berührt, dann weiß das Junge, dass es geliebt wird; es muss darüber nicht noch ausführlich in Kenntnis gesetzt werden. Wenn jemand mir etwas schenkt, neige ich zum Dank meinen Kopf. Eine Bewegung mit dem Kopf, ein wedelnder Finger: Diese Dinge bedeuten uns mehr als Euch. Wir heben uns die Unterhaltung für die besonders formalen Gelegenheiten auf.
    Und dann sind unsere Leben derart geordnet, dass es nur wenig gibt, das diskutiert werden müsste. Wir mögen keine Veränderungen. Wir hassen Unsicherheiten. Wir versuchen, so zu leben, wie wir es seit Jahrhunderten tun: Es ist … eine Notwendigkeit. Wir sind so wenige, und die Menschen sind so viele und verachten uns so sehr. Wir müssen vollständig vorhersehbar sein, um zu überleben. Wir dürfen Euch Menschen nicht als Bedrohung erscheinen. Deshalb verändern wir uns nicht, deshalb sind wir unterwürfig und sanftmütig. Aber wir dürfen auch niemals nutzlos sein, denn das könnte ebenfalls zur Auslöschung unserer gesamten Rasse führen. Also helfen wir, die Tätowierungen der Bürgerrechte anzubringen. Wir haben uns deshalb so unerschütterlich geweigert, jemandem das Geheimnis des Vorgangs zu verraten, weil wir auf diese Weise nie überflüssig werden, und wir haben nie eine unrechtmäßige Tätowierung angebracht, für niemanden.« Sie gab ein Geräusch von sich, das als ghemfisches Lachen durchgehen mochte. » Und das ist ganz sicher die längste Rede, die ich je in meinem Leben gehalten habe.«
    Ich dachte über das nach, was sie gesagt hatte, und je mehr ich das tat, desto erschütterter war ich. Ich hatte nie zuvor einen Gedanken an Ghemfe verschwendet, abgesehen davon, dass ich sie wegen ihrer starren Unterstützung der Bürgerrechtsgesetze ablehnte. Jetzt hatte ich ein Bild von Geschöpfen vor Augen, die in einem Zustand besorgniserregender Unsicherheit lebten, die nur zu gut wussten, dass wir Menschen sie vollkommen auslöschen konnten – und dass wir dumm und grausam genug waren, es auch zu tun, wenn wir glaubten, dazu herausgefordert worden zu sein.
    » Ich habe Euch Ghemfe bisher nicht gemocht«, sagte ich höflich. » Es kam mir immer so vor, als würde sich das starre System der Bürgerrechte ohne Eure Unterstützung auflösen. Ohne Euch hätten Leute wie ich das System irgendwie umgehen oder überlisten können. Ich denke das immer noch, aber zumindest weiß ich jetzt, warum Ihr das tut. Ich erkenne, dass es nicht aus einem banalen rückständigen Grund geschieht. Es tut mir jetzt leid, dass ich Euch um eine Tätowierung gebeten habe. Ich hatte nicht begriffen, was eine solche Bitte für Euch bedeutet.«
    » Und mir tut es leid, dass ich Euch keine geben kann. Könntet Ihr Eure Hand etwas drehen? Ich möchte die Kette beiseiteschieben.«
    Ich veränderte die Position der Hand etwas, unterdrückte dann einen Schmerzensschrei, als sie weiter an dem Stock arbeitete. » Wir Ghemfe wissen genau, wie ungerecht diese Bürgerrechtsgesetze sind. Dennoch haben wir nicht den Mut, das System zu ändern. Es betrübt uns, es beschämt uns, aber ich glaube nicht, dass wir uns jemals verändern werden. Ihr habt Recht, wenn Ihr uns dafür verachtet. In der Gegenwart eines Halbbluts können wir uns nur schämen.
    Aber Ihr benötigt das Symbol einer Ohrläppchen-Tätowierung nicht als Beweis Eures Wertes, Glut. Ihr besitzt die Würde derjenigen, die sind, wer sie sind. Niemand kann Euch das wieder nehmen.«
    Vielleicht nicht. Aber Bürgerrechtsgesetze konnten mir das Leben sehr schwer machen. Ich behielt die verbitterten Worte für mich. Aylsa hatte letztlich etwas gesagt, das wie eine Entschuldigung für ihre gesamte Rasse geklungen hatte, und es wäre unfreundlich gewesen, darauf hinzuweisen, dass eine Entschuldigung an meiner Situation nun ganz und gar nichts änderte. Ich wechselte das Thema. » Woher kommt Ihr? Die Ghemfe, meine ich.«
    » Woher wir kommen? Nun, von nirgendwoher! Wir waren zuerst hier. Ihr Menschen seid diejenigen, die von irgendwoher gekommen sind. Vor mehr als tausend Jahren …«
    Ich schnappte nach Luft. Das war eine völlig neue Vorstellung. Wir waren die Eindringlinge, die Fremden?
    Die letzten Worte hatten Thor und Alain mitbekommen, und ich spürte, dass beide aufmerksam geworden waren. Es war auch für sie verblüffend.
    » Wie viele Menschen sind gekommen?«, fragte Thor fasziniert. » Und wie sind sie hergekommen?«
    » Und von woher?«, fügte Alain hinzu.
    » Von irgendwoher im Westen,

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