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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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ja, es war ein Erfolg. Ihr habt hunderte von Menschen getötet: Sklaven, Kinder, bezwungene Silbbegabte, einen Menoden-Patriarchen, alle, die zufällig am falschen Ort zur falschen Zeit waren, ob sie nun schuldig gewesen sind oder nicht. Ihr habt Häuser zerstört, jeden und alles, das zufällig im Weg stand.« Absurderweise erinnerte ich mich an all die Federn, die herumgeflogen waren, an all das, was von dem Legeschwarm der Wattvögel übrig geblieben war. Sie hatten auch nicht sterben wollen.
    » Du wagst es, gerade du, so selbstgerecht zu sein? Wie viele Leute hast du mit deinem Calmenterschwert getötet?«
    » Wenn ich töte, ist es immerhin noch von Angesicht zu Angesicht. Sie wissen, wer es tut und warum. Sie haben eine Chance, mich aufzuhalten – mit ihren Fähigkeiten oder mit Worten. Und ich weiß, wen ich töte. Ich bin gezwungen, die Verantwortung für das zu übernehmen, was ich tue. Und ich habe nie unschuldige Menschen getötet, einfach nur, weil sie zufälligerweise im Weg standen.« Eine ungebetene Erinnerung kehrte zurück, an die Sklaven, die auf Morthreds Veranlassung durch mein Schwert gestorben waren, und ich verspürte einen Stich der Schuld. Eilig sprach ich weiter. » Aber das hier – dieser entsetzliche Schrecken …« Ich erstickte fast an meinen Worten. » Haben die Leute, die die Kanonen bedienen, gesehen, wen sie getötet haben? Haben sie gewusst, wie viele Unschuldige niedergemacht wurden? Wie viele Sklaven in den Trümmern der Gebäude begraben wurden? Waren sie gezwungen gewesen, hinzusehen und sich um das zu kümmern, was sie getan hatten? Wisst Ihr, Dasrick, ich habe immer gezögert, einen Bogen zu benutzen, und jetzt weiß ich auch, warum – weil es zu leicht ist, damit zu töten. Man kann sich von seinem Opfer entfernen und muss nicht den Ausdruck auf seinem Gesicht sehen. Was Ihr gestern gemacht habt, ist unmoralisch. Es ist verabscheuungswürdig.«
    » Diese bezwungenen Silbbegabten mussten aufgehalten werden, und es gab keine andere Möglichkeit, das zu tun, ohne zu riskieren, dass wir Morthred begegneten und selbst von ihm bezwungen werden würden. Wir mussten es aus der Ferne tun. Es war notwendig. Es tut mir leid, dass es so war. Aber es war notwendig. Vielleicht wäre es das nicht gewesen, wenn du uns besser gedient und Morthred bereits in der Schenke getötet hättest.« Ich zuckte zusammen, und er nutzte seinen Vorteil noch weiter. » Glut, kannst du nicht erkennen, was für eine wunderbare Erfindung das ist? Mit Kanonen auf unseren Schiffen können wir das Meer beherrschen; es wird nie wieder Schmuggler oder Sklavenschiffer oder Piraten geben. Mit Kanonen an Land können wir andere zwingen, sich an die Gesetze der Wahrer zu halten. Damit unsere Gesetze, und die Gleichheit aller vor ihnen, überall auf den Inseln des Ruhms vorherrschen. Allein die Bedrohung durch die Kanonen wird genügen, um all den armseligen Streitereien unter den Inselreichen ein Ende zu bereiten. Frieden wird herrschen durch unsere Flotte … Erkennst du das nicht, Glut? Siehst du nicht, welche Art von Gesellschaft wir errichten können?«
    » Man kann keine gute Gesellschaft auf Scheiße errichten, Dasrick. Und diese Waffen da sind Scheiße. Wenn Ihr wollt, dass auf den Ruhmesinseln Anstand herrscht, zeigt den Leuten, dass Anstand funktioniert, dass Frieden und Wohlstand folgen, wenn man ihn als Richtschnur nimmt. Erwartet nicht, dass Ihr etwas anderes als Hass erntet, wenn Ihr Euch anderen aufzwingt. Ihr werdet keine anständige Welt errichten, wenn Ihr selbst keinen Anstand habt. Lebt ein Leben des Mitgefühls, des Verständnisses und der Ebenbürtigkeit. Bringt Euren verfluchten Wahrer-Silbmagiern bei, dass Freiheit nur dann funktioniert, wenn sie sich mit Recht und Verantwortung verbindet. Lernt, Ebenbürtigkeit zu leben, nicht nur ihren Mythos zu predigen.
    Und was den Frieden betrifft, so werden Eure Waffen keinen Frieden, sondern Krieg bringen. So war es immer mit Waffen und Leuten, die anderen ihre Macht überstülpen. Und habt Ihr nie daran gedacht, was passieren wird, wenn Eure Feinde herausfinden, wie man Euer Schießpulver anwendet? Dann werdet Ihr feststellen, wie zerbrechlich dieser Friede ist, den Ihr so rühmt.« Meine eigene Rede verblüffte mich; ich neigte gewöhnlich nicht zu solcher Redseligkeit. Ich dachte trocken, dass ich schon anfing, wie Thor zu klingen.
    » Ihr hättet mich mit diesem höllischen Zeug fast getötet«, beendete ich meine Rede. » Erwartet nicht von mir,

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