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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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Weise wahrnehmen konnten wie ich. Bis dahin hatte ich auch keine Ahnung, dass ich Dunkelmagie ebenfalls sehen konnte, auch wenn ich von der roten Magie gehört hatte. Wie alle anderen waren wir voller Furcht vor ihr aufgewachsen, und wir fürchteten jene, die sie ausübten, aus Angst, dass wir ihr eines Tages von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen könnten, auch wenn das doch nie geschah. Dunkelmagie war der Schwarze Mann … gefürchtet, aber irgendwie auch unwirklich.
    Bis zu jenem Tag, als ein Dunkelmeister die Silbbegabten angriff. Er war wahrscheinlich hinter einem ganz bestimmten Silbmagier her, vermutlich hinter dem Rat, der damals die Wache der Wahrer leitete. Als der Dunkelmeister vorbeiging, wirkte er seinen Zauber … Und da sah ich sie, schreckliche, stinkende, braunrote Dinge, die über den Boden auf die arglose Gruppe zukrochen. Auch wenn ich Dunkelmagie noch nie zuvor gesehen hatte, wusste ich sofort, um was es sich handelte. Nichts anderes hätte so … falsch riechen können. Ich schrie ihnen eine Warnung zu, denn natürlich konnten die Silbbegabten nicht sehen, was da geschah.
    Ich brüllte: » Dunkelmagie! Dunkelmagie!« Augenblicklich zogen sich ganze Wogen von Silbmagie über den gesamten Ort, schimmerten und wirkten wunderschön, während sie Kraft voneinander bezogen. Sie waren wie die Schichten aus halbdurchlässigem Glas, das zwischen den bläulichen Polen des verdrehten Lichts wirbelte, sich stets bewegte, stets mit silbernen Funken tanzte, so wie Sonnenlicht auf dem Wasser. Das bräunliche Rot ging vor der ersten der silberblauen Mauern in Karmesinrot über, aber es gelang ihm nicht, sie zu durchdringen. Wütend schleuderte der Dunkelmeister einen Fluch auf mich, der nicht den geringsten Effekt hatte – abgesehen davon, dass ich mich erbrach. Gleichzeitig klappte einer der Silbbegabten plötzlich vornüber, als er von einem Geschwür aus Dunkelmagie getroffen wurde, das durch eine Lücke in der Mauer hatte dringen können. Das konnten alle sehen. Für eine Weile herrschte irrer Lärm, während die Silbmagier von Panik ergriffen wurden. Der Dunkelmeister hätte fliehen können, wäre Dasrick nicht gewesen. Er gehörte zu den Wachen, die den Rat begleiteten, und packte meinen Arm, drehte ihn schmerzhaft herum und fragte: » Wer schickt sie, rotznasiges Gör?«
    Ich deutete auf den Mann, und die Silbmagier kümmerten sich gemeinsam um ihn, während ich starr vor Schreck dastand und zusah. Man kann mit Silbmagie niemandem schaden, aber die Leute durchaus mit Illusionen verwirren. Und dann kann man ihn erstechen, während er auf der Straße liegt und verzweifelt die Angriffe von Ungeheuern abwehrt, die nicht existieren, oder von Wachen, die nicht real sind. Es war kein angenehmer Anblick.
    Der Rat – unverletzt – kam zu uns, um mit Dasrick und mir zu sprechen. Er drückte mir eine Münze in die Hand, dankte mir für das, was ich getan hatte, und sagte zu Dasrick: » Ein wunderbares Beispiel für das, was ich seit Jahren predige: Wir brauchen die Dienste der Wissenden.« Ohne die finstere Miene von Dasrick zu beachten fügte er hinzu: » Kind, du stehst jetzt im Dienste des Rates der Wahrer. Dasrick – kümmere dich darum.« Er schritt davon und ließ Dasrick und mich allein zurück. Wir starrten uns mit gegenseitigem Abscheu an.
    Ich hatte keine Wahl bei dem, was danach geschah.
    Dasrick gab Befehle; ich gehorchte.
    Am Ende steckte er mich auf eine Schule der Bruderschaft der Menoden, die für die Armen gedacht war; sie wurde von ein paar ältlichen Patriarchen am Rande der Nabe geführt. Es war keine große Institution. Als Erstes badeten die Brüder mich – und fanden natürlich heraus, dass ich weiblich war, etwas, das Dasrick entgangen war. Ich wurde augenblicklich an das weibliche Gegenstück dieser Schule überwiesen. Die Schwesternschaft-Schule der Menoden war ein freudloser Ort in einem dunklen, grimmigen Gebäude und wurde von Frauen geleitet, die mehr an Sauberkeit als an Glück interessiert zu sein schienen. Ich hasste diesen Ort und lief mehrmals weg. Jedes Mal musste Dasrick mich zurückholen, und unsere gegenseitige Abneigung verstärkte sich sogar noch. Die Schwestern versuchten mir beizubringen, wie man sich hinsetzte, still saß, den Mund hielt und nähte und ähnliche Dinge tat. Schließlich gaben sie – und Dasrick – auf und schickten mich zur Bruderschafts-Schule zurück.
    Dort war ich mehr oder weniger zufrieden. Ich lernte Lesen und auch Schreiben –

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