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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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herausfinden, ob ich mich an Bord schleichen und es durchsuchen könnte. Das war keine besonders glorreiche Idee, aber die einzige Alternative dazu, die mir einfiel, war noch schlimmer: Ich konnte natürlich auch in das Sklavenhaus von Gorthen-Nehrung einbrechen und mir die Ware ansehen, ganz ohne offiziellen Führer, der mir vermutlich ohnehin nicht alles gezeigt hätte, was es gab. Es war vielleicht sogar gut, dass die Ereignisse mich letztlich überrannt haben und ich nie dazu gekommen bin, eines der beiden närrischen Vorhaben in die Tat umzusetzen.
    Als ich am Kai ankam, sah ich sofort, dass etwas passiert war. Etliche Zuschauer hatten sich dort versammelt. Mein erster umherschweifender Blick verriet mir, dass der Schankjunge Tann und der Kellner Janko von der Trunkenen Scholle ebenso anwesend waren wie die silbbegabte cirkasische Schönheit. Dann, ein paar Augenblicke später, bemerkte ich zwei Anhänger des Fellih-Glaubens, von denen Niamor erzählt hatte; mit ihren lächerlichen Hüten und den übergroßen Schleifen unter dem Kinn waren sie kaum zu übersehen. Dies schon deshalb, weil sie mit ihren eine Handspanne hohen Absätzen deutlich über fast alle anderen Leute hinausragten. Auf Mekaté hatte ich erfahren, dass sie diese Schuhe deshalb trugen, weil die Gottheit, die sie verehrten, von seinen Anhängern erwartete, sauber zu sein. Sie glaubten, dass Schuhe wie diese ihnen halfen, sich über den Schmutz der Welt zu erheben und rein zu bleiben.
    Bezeichnet irgendetwas als Religion, und die Leute glauben die lächerlichsten Dinge. Ich erinnere mich, dass es auf Venn Bewohner der Sumpfgebiete gab, die den Irrlichtern Opfer darbrachten, weil sie sie für uralte Gottheiten hielten, die besänftigt werden müssten. Also begab ich mich dorthin, um mir selbst ein Bild davon zu machen, und wisst Ihr, um was es sich bei diesen Irrlichtern in Wirklichkeit handelte? Um Sumpfgase! Wenn man dort auf den Boden aufstampft, zittert der Sumpf, und das Gas strömt aus. In der Dunkelheit ist dies als Glühen zu sehen. Und dafür sind Menschen gestorben ! Aber ich schweife ab.
    Es waren auch ein paar ehrbarere Bewohner von Gorthen-Hafen am Kai, ebenso wie Taschendiebe, Verrückte und Bettler, die üblicherweise bei jeder Ansammlung auftauchten, die sich irgendwo auf der Nehrung bildete. Ich hatte etwas Schwierigkeiten, einen Schwachsinnigen loszuwerden, der aus keinem ersichtlichen Grund nach der Scheide meines Schwertes griff und sich weigerte, loszulassen. Etwas später sah ich Niamor; er sprach mit einem Mann, von dem ich wusste, dass er ein Auftragsattentäter war und von mindestes vier Inselreichen wegen Mordes gesucht wurde. Ich fragte mich, ob zu Niamors Fähigkeiten als Unterhändler auch das Vermitteln von Attentätern gehörte. Ich hätte es ihm zugetraut.
    Der Grund, weshalb die Menge sich am Kai versammelt hatte, war offensichtlich: ein Schiff, ein richtiges Schiff lief in den Hafen ein. Es gab nicht sehr viel gewöhnlichen Schiffsverkehr in Gorthen-Hafen (jeder geistig gesunde Seemann, der einem rechtmäßigen Geschäft nachging, mied den Ort genauso inbrünstig wie einen Wirbelsturm), und so war es nicht verwunderlich, dass ein Schiff, das von einer anderen Insel kam, einige Aufmerksamkeit erregte. Wie auch immer, ich konnte mir gut vorstellen, dass dieses hier sogar noch mehr Interesse auf sich zog, als es gewöhnlich ohnehin der Fall war.
    Ich musste die Flagge nicht sehen und auch den Namen nicht lesen – Herz der Wahrer –, um zu wissen, was für ein Schiff das war. Ich kannte es: das hohe Puppdeck, die geneigten Masten, das abgeschnittene Heck – nur Wahrer bauten solche Schiffe. Die rote Flagge mit dem geschmeidigen Marlin und dem Wahrer-Motto » Gleichheit, Freiheit und Recht« war eine unnötige Bestätigung.
    » Was zum Speifisch machen diese nervigen Säcke schon wieder hier?«, fragte eine Stimme in mein Ohr.
    Ich drehte mich weder um, noch reagierte ich sonstwie; ich wusste, dass Niamor es nicht gutheißen würde, wenn alle sahen, wie wir uns so schnell wieder unterhielten. » Vermutlich ihre Arbeit«, murmelte ich, während ich Verärgerung in mir aufkeimen spürte, wie immer, wenn jemand die Wahrer kritisierte.
    » Arbeit? Welche Arbeit? Wieso scheren sie sich nicht einfach um ihre eigenen verfluchten Sachen? Elende selbsternannte Gesetzes-Wahrer der Ruhmesinseln, die auch noch vorgeben, sie wären zu unserem Wohl hier. Aber wir wollen sie nicht. Und die übrige Welt will sie auch nicht. Braucht

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