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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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irgendeiner anderen Stadt irgendeines Inselreiches. Das Zentrum der Menoden-Patriarchen befand sich auf Tenkor, die zu den Wahrer-Inseln zählte. Trotzdem, oder gerade deshalb, stritten der Rat der Wahrer von der Nabe und der Rat der Menoden von Tenkor häufig miteinander, manchmal sogar ziemlich erbittert. Dem Rat der Wahrer gefiel weder die zunehmende Macht der Menoden noch die Leitsätze, die jene in gewissen Machtpositionen den Gläubigen in Bezug auf richtiges Verhalten mitteilten. Die Menoden stellten die Moral der Silbmagier in Frage und wandten sich in ihren Predigten gegen den Einsatz der Magie, die sie als eine Versuchung des Großen Grabens bezeichneten. Schlimmer noch war, zumindest aus Sicht des Rates der Wahrer, dass die Gläubigenschar der Menoden immer weiter wuchs, da viele kleinere religiöse Sekten auf anderen Inseln sich bekehren ließen, beeindruckt von der Mildtätigkeit und der Bildungsarbeit der Menoden. Und eine Zunahme an Gläubigen bedeutete auch mehr Macht …
    Auf den Wahrer-Inseln selbst entstanden häufig ungewöhnliche Situationen. Viele Räte, die nicht an Gott glaubten, schickten ihre Kinder zum Beispiel dennoch auf die Schulen der Menoden, weil deren Lehrer so ausgezeichnet waren. Einige Silbbegabte vom Rat der Wahrer nahmen sogar an den Andachten teil und strebten so eifrig nach Erlösung wie die Patriarchen – tatsächlich gelang es vielen von ihnen, ihren Glauben und die Verwendung von Magie miteinander zu verbinden. Als » ethische Silbbegabte« bezeichneten sie sich selbst. Ihr Motto war » Silbmagie mit Verantwortung und Menoden-Moral«. Die Folge davon war, dass die Patriarchen häufiger ein Auge bei dem zudrückten, was die Silbmagier in ihrer übrigen Zeit taten. Man hätte sie als Heuchler bezeichnen können, wären sie nicht tatsächlich von einer ausgeprägten Abneigung gegen jede Ungerechtigkeit durchdrungen gewesen – so auch gegen die Ungerechtigkeit gegenüber Mischlingen wie mir. Seltsamerweise zählten viele von ihnen, besonders viele der Patriarchen, zu den Wissenden, was sie mir noch sympathischer machte.
    Nun, Noviss besaß kein Weißbewusstsein, das war sicher, und er war auch nicht von Mitgefühl für Mischlinge erfüllt. Wenn er ein Menode war, dann ein sehr armseliger.
    Ich blätterte das Brevier oberflächlich durch und fand auf dem Vorsatzblatt einen Namen: Lözgalt Freiholtz. Freiholtz. Ein Name, der zu Breth gehörte, wenn ich mich recht erinnerte; tatsächlich hatte Noviss’ Tätowierung die Gestalt einer roten Krabbe, das Zeichen des Bürgerrechts von Breth. Eigenartigerweise war ich mir ziemlich sicher, dass ich irgendwann einmal den Namen Freiholtz in Verbindung mit dem persönlichen Namen Lözgalt gehört hatte. Ich würde darüber nachdenken müssen.
    Ansonsten fand ich nichts, das von Interesse gewesen wäre, und so verließ ich das Zimmer ebenso unauffällig, wie ich es betreten hatte, ohne dass den Silbmagie-Schlössern auch nur irgendetwas anzusehen gewesen wäre.
    Auch in dieser Nacht ging ich wieder in die Stadt.
    Wie immer hatte sich die Hitze des Tages seit der Ankunft des nachmittäglichen Doktors etwas abgekühlt, aber da auch der Wind nachgelassen hatte, war es am Abend unangenehm warm. Ich schnappte ein paar Gesprächsfetzen von einer Gruppe von Männern mittleren Alters auf, die an einer Straßenecke standen und erfuhr so, dass nicht nur mir die Hitze auffiel. » Verfluchtes Wetter«, sagte einer von ihnen. Er kratzte sich heftig, und ich sah einen verschorften Ausschlag auf seiner Haut; es schien keine Stelle an ihm zu geben, die größer gewesen wäre als ein Fingernagel und nicht davon befallen war. Ich wusste nicht, was für eine Krankheit er hatte, aber ich vermutete, dass er ihretwegen von der Insel vertrieben worden war, auf der er eigentlich gelebt hatte. Er sprach weiter: » Ich komme mir vor wie ein Krebs, der gekocht wird. Muss drei Monate her sein, seit es das letzte Mal geregnet hat.«
    » Ja«, pflichtete ein anderer ihm bei. » Bald ist es wieder so weit, dass wir Wasser von irgendwelchen Mistkerlen mit tieferen Brunnen kaufen müssen.«
    Ich gelangte außer Hörweite, während einer der anderen den außergewöhnlichen Preis des Brunnenwassers beklagte. Es war nicht mein Problem, Gott sei Dank. Mit etwas Glück würde ich diese Insel wieder verlassen haben, bevor irgendwelche Brunnen austrockneten.
    Ich war noch nicht weit gekommen, als ich die beiden Fellih-Huldiger wieder sah. Das war nicht weiter überraschend,

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