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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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ich den Schrecken abwehren, wenn ich meinen Magen leerte. Nicht sie. Sie hatte das nicht verdient. Ich erinnerte mich jetzt: eine andere Zeit, ein anderer Ort … einige Silbkinder, die entführt worden waren. Es hatte Gerüchte gegeben, dass für sie ein ähnliches Schicksal beabsichtigt gewesen war, aber damals war ich noch rechtzeitig gekommen. Jetzt hörte ich mich mit kühler Stimme sagen: » Kämpft dagegen an.«
    » Glaubt Ihr, das versuche ich nicht längst? Aber ich schaffe es nicht. Meine Silbmagie ist nichts gegen das hier. Innerhalb weniger Tage werdet Ihr mich nicht mehr wiedererkennen, Glut. Oh. Ich werde noch genauso aussehen. Aber ich könnte Euch töten – und ich würde lachen, während ich das mache. Und doch würde ich irgendwo tief in mir wissen, was ich da tue, nur würde ich nicht in der Lage sein, mich daran zu hindern …«
    » Ich werde Euch irgendwie hier rausschaffen …«
    » Und wie? Ich kann die Grenzen der Dunkelmagie nicht überschreiten. Ich habe es versucht. Und was für einen Unterschied würde es auch machen? Was geschieht, geschieht, ob ich hier drin gefangen bin oder frei da draußen herumlaufe.« Sie packte mein Hemd. » Glut, Ihr müsst mich töten. Jetzt.«
    » Ich …«
    » Ihr müsst es tun. Versteht Ihr nicht? Ihr müsst. Bitte. Bevor es sich ausbreitet.«
    Ich schluckte. Mir war immer noch übel.
    » Wenn Ihr es nicht tun könnt, gebt mir wenigstens Euer Schwert. Dann tue ich es selbst.«
    Ich starrte sie an. Sie war so wunderschön, so jung. Verglichen mit ihr kam ich mir hundert Jahre alt vor. Ich hatte nie jemanden so bewundert wie sie damals. Ich hatte die Dunkelmagie niemals mehr gehasst.
    Ich fand meine Stimme wieder. » Nein. Nein, verflucht. Sie werden damit nicht durchkommen. Ich werde es nicht zulassen. Hört zu, Flamme. Es liegt ein ganzes Schiff mit Wahrern unten im Hafen. Das ist genügend Silbmagie, um den Großen Graben zu füllen. Zusammen könnten sie dem hier ein Ende machen …« Ich deutete auf ihren Arm.
    » Aber würden sie das tun?« Ihre Stimme klang bitter. » Sie mögen Silbbegabte nicht sehr, die nicht auch Wahrer sind.«
    » Aber noch mehr hassen sie die Dunkelmagier. Natürlich werden sie wollen, dass Ihr nicht zu einem werdet. Es gibt allerdings noch eine andere Möglichkeit, aus der Sache rauszukommen. Wenn der Dunkelmeister stirbt, stirbt auch sein Fluch.«
    » Und wer würde ihn für mich töten?«, fragte sie schlicht.
    Ich war nicht so weit, rasche Versprechen abzugeben; so dumm war ich nun doch nicht. » Die Wahrer sind hinter ihm her, zum Beispiel«, sagte ich. » Kommt schon, Flamme. Es gibt noch Hoffnung. Aber zunächst einmal muss ich Euch hier rausschaffen.« Ich sah mich noch einmal um, spürte dem Bannfluch nach, der Flamme in diesem unverschlossenen Raum gefangen hielt.
    » Wie habt Ihr mich eigentlich gefunden?«, fragte sie neugierig, während ich die Wände musterte. Ich konnte die Anstrengung spüren, die es ihr bereitete, normal zu sprechen.
    » Euer Freund hat mir gesagt, dass Ihr in Schwierigkeiten stecken würdet.«
    » Mein Freund? Oh, Noviss. Und deshalb habt Ihr Euch einfach so auf die Suche nach mir gemacht?« Sie zeigte höfliche Ungläubigkeit.
    » Nun, nein. Nicht direkt. Er hat mir angeboten, mich zu bezahlen.«
    Sie legte den Kopf schief. » Wie viel habt Ihr ihm abgenommen?«
    » Zweihundert Setus. Glaubt Ihr, ich lasse ihn zu billig davonkommen?«
    Sie dachte nach. » Das ist eine Menge Geld. Aber na ja, er hat ja auch eine Menge.«
    » Was auf allen Inseln findet Ihr eigentlich an ihm?«
    Sie lächelte wissend; keine schlechte Leistung für jemanden, der gerade in der Hölle gelandet war und keinen Ausgang gefunden hatte.
    Ich starrte sie an. » Wirklich? Ist er nicht ein bisschen jung für Euch, wenn es um … äh … Erfahrung geht?«
    Sie antwortete ohne Umschweife. » Oh, es gibt einen interessanten Brauch unter den Adeligen von Bethanie. Wenn junge Männer oder Frauen sechzehn Jahre alt werden, gibt man sie in die Obhut eines professionellen Liebeslehrers des jeweils anderen Geschlechts. Zwei Monate lang lernen sie durch einen Experten, wie man einen Partner zufriedenstellt.«
    Das interessierte mich. » Wirklich? Dann sollte ich wohl auch mal einen Adeligen von Bethanie ausprobieren.«
    Sie lächelte schwach. » Noviss war mein erster Liebhaber, wisst Ihr. Und es sieht ganz so aus, als wäre er auch mein letzter.« Zumindest dachte sie nicht an den Mistkerl – oder die Mistkerle –, die sie

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