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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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landete auf ihrer Hand. » Glut, das ist Syr-Wissender Ruarth Windreiter. Ruarth, das ist Syr-Wissende Glut.« (Leute ohne Bürgerrecht wurden eigentlich nicht mit der Vorsilbe Syr benannt, aber es gefiel mir, dass sie es bei mir tat.) Ruarth nickte ernst und legte den Kopf schief. Das Blau seiner Schultern schimmerte im Licht.
    » Wie geht es dir?«, fragte ich höflich. » Es tut mir leid, dass ich deine Sprache nicht verstehe.« Ich sah Flamme an. » Vielleicht könntest du mir etwas über Ruarth erzählen, wenn er einverstanden ist?«
    Sie nickte. » Er ist zweiundzwanzig Jahre alt. Er gehört zum Herrscherhaus von Dunstwall und ist einer der Urenkel des letzten menschlichen Wallherrn von dort. Wir sind mehr oder weniger zusammen aufgewachsen. Er wurde in einem Nest in einer Wandnische vor dem Fenster zu meinem Zimmer geboren; so habe ich ihn kennen gelernt. Seine Mutter ist eine Silbbegabte. Sie war wie eine Mutter zu mir, als ich aufgewachsen bin …« Sie blickte unglücklich zu Boden. » Ruarth war sehr wütend über das, was mir heute passiert ist. Er fühlt sich … unfähig, und es ist schwer für ihn, damit umzugehen.«
    Ihre Worte zeugten von Gefühlen, über die nachzudenken ich unerträglich fand. Ich konnte sehen, wie viel sie sich aus ihm machte, aber die Tiefe dieser Hingabe kam mir verrückt vor. Ich fühlte mich unbehaglich dabei. » Weiß Noviss davon?«, fragte ich.
    Sie schüttelte den Kopf. » Niemand weiß davon außer dir. Noch nie hat es jemand anders erfahren. Wir tun so, als wäre er ein zahmer Vogel für mich. Wie ein Haustier. Viele Leute wissen, dass die Menschen von den Dunstigen Inseln Vögel geworden sind, aber nur sehr wenige wissen, dass sie intelligente Vögel waren. Und noch weniger wissen, dass sie intelligente Nachkommen haben.«
    Und ich war einer dieser sehr wenigen Menschen. Ich neigte meinen Kopf in die Richtung von Ruarth, dann auch in die seiner Kameraden, und bedankte mich für die Ehre, die sie mir erwiesen hatten. Ruarth verneigte sich ebenfalls. » Warst du das auf dem Boot, Ruarth?«, fragte ich.
    Er nickte.
    Ich errötete.
    Und erfuhr, wie ein Vogel aussieht, wenn er grinst.
    Bevor ich mein Zimmer aufsuchte, sprach ich mit Thor und Lözgalt; ich wollte einen Weg finden, wie wir Flammes Anwesenheit in der Trunkenen Scholle verbergen konnten. Wir beschlossen, dass Lözgalt sich weiterhin über ihr Verschwinden aufregen sollte, während wir alle heimlich etwas zu essen für sie besorgen würden. Lözgalt war natürlich der Panik nahe. Da die Dunkelmagie in Flammes System bereits zu wirken begann, war es unwahrscheinlich, dass sie in der Lage sein würde ihm zu helfen, wenn er wieder angegriffen werden sollte. Ich musste die Art und Weise bewundern, in der Thor den Jungen beruhigte. Mein Geliebter brachte dreimal so viel Geduld auf wie ich. Er zwang Lözgalt geradezu, sich zu beruhigen, und ermutigte ihn, sich seiner Religion zuzuwenden, während er ihn reichlich mit Zitaten aus menodischen Gebeten versorgte. Schon bald hing Lözgalt an jedem einzelnen Wort von ihm. Der Festenerbe war so leichtgläubig wie immer; es kam ihm gar nicht in den Sinn zu hinterfragen, wieso Thor eigentlich so hilfsbereit war. Der Junge tat mir fast leid – Thor Reyder konnte genauso unaufrichtig sein wie ich.
    Danach eilte ich in mein Zimmer zurück, wo ich nach einem Blick in meinen Handspiegel beschloss, mir die Haare zu waschen, ehe ich das Schiff der Wahrer aufsuchte. Dasrick legte Wert auf den äußeren Eindruck, und er wäre weder begeistert noch geneigt, mir zuzuhören, wenn ich wie ein schiffsbrüchiger Seemann auf das Herz der Wahrer kam. In der Muschelschalenschüssel war nicht viel Wasser, und der Krug enthielt Brunnenwasser, das so hart war, dass die Seife Blasen schlug – und ich sollte mit dem Krug drei Tage auskommen, wie der Kuli mir gesagt hatte. Wie auch immer, ich konnte die salzigen Haare nicht ertragen, und so versuchte ich mein Glück mit zwei vollen Muschelschalen.
    Natürlich stand es außer Frage, dass ich auch noch meine Kleidung wusch. Auf Gorthen-Nehrung wuschen die Leute ihre Wäsche nur, wenn es regnete, was zu dieser Jahreszeit nicht häufig der Fall war. Ich zog mir saubere Sachen an und hängte die salzigen und blutverschmierten zum Trocknen aus dem Fenster. Mit Hilfe des übrigen Wassers im Krug säuberte ich meine Verletzungen, dann strich ich etwas von der Salbe darauf, die ich aus der Nabe mitgenommen hatte. Es war teures Zeug, das aus Mekaté stammte

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