Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
Vom Netzwerk:
nichts gab, das sie sagen konnte. Und vielleicht fand sie auch tief in ihrem Innern selbst, dass Mischlinge keine Kinder haben sollten.
    » Wie fühlt es sich an, wenn man über Silbmagie verfügt?«, fragte ich plötzlich. Ich hatte immer eine sein wollen, aber das hatte mehr daran gelegen, dass mir diese Gabe das Bürgerrecht verliehen hätte. Ich hatte nie darüber nachgedacht, wie es sein musste, eine Silbmagierin zu sein. Diese Art von Macht zu besitzen. Es war natürlich unmöglich; man wurde entweder mit ihr geboren, oder nicht.
    Sie nahm meine Frage ernst. » Es ist wundersam. Ich liebe die Fähigkeit zu heilen. Ich helfe im Hospiz, wenn wir in der Nabe sind, in der Kinderabteilung …«
    » Die Leute müssen für Eure Dienste bezahlen.«
    Sie sah mich überrascht an. » Niemand arbeitet umsonst, Glut. Ihr auch nicht.«
    » Nicht alle können es sich leisten, für eure Heilungen zu bezahlen.«
    » Dafür können nicht wir verantwortlich gemacht werden. Ich tue mein Bestes. Ich muss auch essen.«
    » Und was ist mit den anderen Kräften, den Illusionen? Die Fähigkeit, Leute zu verwirren, sie Dinge glauben zu machen, die nicht wahr sind?«
    Sie war jetzt in der Defensive. » Diese Macht bringt eine große Verantwortung mit sich, und nur diejenigen, die diese Verantwortung akzeptieren, dürfen die Silbmagie benutzen. Es gibt Gesetze, die den Gebrauch unserer Kräfte regeln. Strikte Gesetze. Und die Strafe für Missbrauch ist sehr hart: Die Kraft wird ausgeschaltet.«
    Ich zitierte den Spruch eines Seemanns: » Der Kapitän lenkt das Schiff, aber wer lenkt den Kapitän?« Sie verstand jedoch nicht, was ich damit sagen wollte. Es kam ihr gar nicht in den Sinn, dass der Rat der Wahrer selbst kontrolliert werden musste. Ich seufzte innerlich und fragte mich, was ich da eigentlich tat. Kurz zuvor hatte ich die Wahrer noch gegen Thor Reyders Vorwürfe verteidigt; jetzt gab ich seine Argumente an eine Wahrerin weiter. » Vergesst das alles«, sagte ich. » Es spielt keine Rolle.«
    Wir gingen nach unten und plauderten dabei noch ein bisschen weiter. Sie versprach mir, sich bei Dasrick für Flamme einzusetzen, falls er meine Bitte um Hilfe ablehnen sollte. Ich versprach ihr, ihr Auskunft über den Zustand ihres Babys zu geben, sobald es geboren wäre, ohne weitere Bezahlung zu verlangen. Wir trennten uns draußen vor der Schenke. Sie hatte noch ein oder zwei Besorgungen zu machen, ehe sie zum Schiff zurückkehrte, und ich wollte mit Tann sprechen. Insgeheim hoffte ich, sie nie wiederzusehen. Ich war beinahe sicher, dass ich es gewusst hätte, wenn ihr ungeborenes Kind silbbegabt gewesen wäre – und ich wollte nicht diejenige sein, die ihr sagte, was sie nicht hören wollte.
    Es war keine weite Strecke von der Trunkenen Scholle bis zum Hauptkai, wo sich noch immer das Schiff der Wahrer befand. Was die Sache mit Lözgalt und Flamme betraf, glaubte ich nicht, dass ich irgendwie in Gefahr schwebte, sondern ging davon aus, dass meine Einmischung verborgen geblieben war. Ich hoffte immer noch, dass der Dunkelmeister nicht wusste, dass ich zum Volk der Wissenden zählte und diejenige war, die Flamme gerettet hatte.
    Ich hatte keinerlei Vorahnungen. Ich war glücklich, hätte sogar regelrecht fröhlich sein können, wäre da nicht Flammes Notlage gewesen. Allerdings war ich sehr zuversichtlich, dass ich die Wahrer dazu bringen konnte, sich des Problems anzunehmen, und dass sie auch in der Lage sein würden, ihr zu helfen. Tatsächlich war ich, obwohl ich so stolz auf meinen scharfen Verstand war, auf ziemlich ungewöhnliche Weise kurzsichtig. Vielleicht lag es an der Übermüdung; ich hatte in dieser Nacht nicht viel geschlafen.
    Ich ging nicht direkt zum Hafen. Zuerst fragte ich Tann, wo Niamor wohnte. Glücklicherweise wusste er es. Für jemanden, der so selten sprach, war Tann überraschend gut informiert. Er verriet mir, dass Niamors Zimmer sich im ersten Stock eines Gebäudes am Kai befand.
    Die Geschäfte hatten geöffnet, als ich mich auf den Weg machte. In Gorthen-Hafen wurde Fisch in den Morgenstunden verkauft, der frische Fang aus dem Fischzug der Nacht. Was mir noch besser gefiel, waren die Buden, die in den Gassen standen und in denen Süßwasserfische auf Stöcken aus Fischgräten über Seetangfeuerstellen geröstet wurden. Ich kaufte zwei solcher Stöcke und aß den gebratenen Fisch, während ich den Kai entlangging. Meine Füße knirschten beim Gehen auf den Schuppen unzähliger Fische.
    Tanns Beschreibung

Weitere Kostenlose Bücher