Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler
schien sich so mühelos stromlinienförmig zu bewegen wie eine Robbe, weniger wie ein Fisch. Es näherte sich uns und bog dann ab, nur um ein paar Schritt entfernt reglos zu verharren. Ich konnte lediglich zwei Augen ausmachen, die in dem herrschenden Schimmer glühten und uns beobachteten. Intelligente Augen.
» Dek«, sagte ich leise, ohne den Blick von dem Schemen zu nehmen, » bring uns hier raus. Und zwar langsam und ruhig. Wir können jetzt nicht mehr weit von der Insel entfernt sein. Ruarth, kannst du mal nachsehen?«
Dek nahm die Stake und beförderte uns weiter voran. Der graue Schemen glitt nach achtern und verschwand.
Jetzt, da wir nass waren, begannen wir zu frieren. Flamme und ich kramten in unseren Packen nach trockener Kleidung und zogen uns um. » Geht es dir gut?«, fragte ich, während sie sich ein trockenes Hemd überstreifte. Ich schob Sucher weg, der sich – noch immer feucht – neben mir zusammenrollen wollte.
» Ich habe Prellungen«, sagte sie. » Irgendwas ist kräftig gegen uns gestoßen. Was war das?« Da war eine neue Schärfe in ihrer Stimme, eine verärgerte Eindringlichkeit, die untypisch für sie war. Oder zumindest einmal untypisch gewesen war.
» Ich weiß es nicht.« Ich wusste es wirklich nicht, aber ich wurde den Gedanken nicht los, dass es lebendig gewesen und der Zusammenstoß mit Absicht erfolgt war. Ich zitterte. Vielleicht war es die Dunkelmagie in der Luft. Vielleicht war es die Art und Weise, wie Flamme mich jetzt ansah, als wäre ich eine Fremde. Ich sagte mir, dass ich mir nichts einreden sollte. » Könntest du ein Silblicht anmachen? Ich möchte die Dornen aus meinem Arm entfernen.«
Sie gehorchte, aber mit einem solchen Mangel an Interesse für meine Verletzungen, dass ich zu frösteln begann. Das war nicht die Flamme, die ich kannte.
Dek unterbrach meine Gedanken. » Mensch! Jetzt fängt das Abenteuer an, was?« Seine Augen schimmerten im Lampenlicht.
Ich seufzte. Ich war salzwasserverrückt. Wieso hatte ich mich überhaupt auf diese Sache eingelassen? Selbst Gilfeder hatte genügend Grips gehabt, um sich nicht mit Dunkelmagie einzulassen. Ich würde nicht nur die ganze Zeit Flamme im Auge behalten, sondern auch dafür sorgen müssen, dass Dek sich nicht in der Überzeugung, ein Held zu sein, in irgendwelche Schwierigkeiten stürzte. Ich hielt ihm einen kurzen Vortrag darüber, dass er Befehlen zu gehorchen hatte, und wünschte mir Thor an meiner Seite. Er war so viel besser in solchen Dingen als ich.
Ruarth verschwand für zehn Minuten. Als er zurückkehrte, hockte er sich auf das Dollbord. Direkt voraus, sagte er in seiner üblichen Mischung aus Bewegung und Lauten, etwa zweihundert Schritt vor uns. Es gibt keine Gebäude in der Nähe. Oder zumindest sind keine Lichter zu sehen. Der schlimmste Teil der Dunkelmagie befindet sich etwa ein oder zwei Meilen weiter vorn, am Rand des Sees rechts von hier. Ich vermute, dass dort auch das Dorf liegt.
» Wir werden direkt hineingehen«, entschied ich. » Und dann eine Weile schlafen. Beim ersten Tageslicht sehen wir uns um. Dek, lösch die Laterne, ja? Wir werden uns den Rest des Weges auf Flammes Silblicht verlassen.«
» Können sie das nicht sehen?«, fragte er.
Ich schüttelte den Kopf. » Die einzigen Leute, die eine bestimmte Magie sehen, sind die Wissenden und die Person, die die Magie ins Leben gerufen hat. Andere können die Wirkung der Magie sehen, aber nicht die Magie selbst. Es ist zum Beispiel schwer, ein Geschwür aus Dunkelmagie zu übersehen. Aber von jetzt an, Junge, halte ich es für besser, wenn wir uns nicht mehr unterhalten, oder zumindest nur noch im Flüsterton. Es könnten Wachen in der Nähe sein. Flamme, schick dieses Silblicht ein bisschen weiter vor das Boot, damit ich besser sehen kann. Ruarth, führe uns zu einem geschützten Flecken.«
Die Insel war zum größten Teil abgeholzt worden, soweit ich das bei Flammes Silblicht erkennen konnte. Da, wo wir gelandet waren, war etwas Korn angepflanzt worden, aber ich konnte keine Gebäude sehen. Dek und ich zogen das Boot auf den Strand und errichteten in seinem Windschatten ein behelfsmäßiges Lager.
» Fischgedärm und Pocken«, murmelte Dek. » Hier stinkt’s. Halten wir Wache? Ich hab nichts dagegen, die erste zu übernehmen.«
Ich musste mich zurückhalten, um angesichts seiner Begeisterung nicht zu lachen. » Ich glaube nicht, dass das nötig sein wird. Wir haben Sucher, und Flamme kann eine einfache Illusion und einen
Weitere Kostenlose Bücher