Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler
los, um die zwei Boote, mit denen wir nach Rattéspie gekommen waren, irgendwie loszuwerden. Glut ging mit ihrem und Reyders Schwert zu einem Schmied, um die Klingen schärfen zu lassen. Und ich suchte in der Hoffnung, meine Vorräte aufstocken zu können, das Geschäft für Heilmittel und Kräuter auf. Auf dem Rückweg zum Schiff kam ich beim Schmied vorbei und stellte überrascht fest, dass Glut die letzten Arbeiten an den Klingen selbst vornahm.
Als sie meine Überraschung sah, lachte sie. » Habt Ihr geglaubt, ich würde irgendeinen anderen Menschen ein Calmenter-Schwert schärfen lassen? Habt Ihr die Sachen bekommen, die Ihr gesucht habt?«
» Einige. Und ein paar andere, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Der Kräuterkundige verfügt über ziemlich viel Wissen.« Ich warf einen Blick auf die Waffe, die sie gerade fertig geschliffen hatte. » Wieso sind die Seiten des Schwertes so scharf? Bei den meisten Schwertern ist das nicht so.«
» Calmenter-Stahl hat eine Schneide, und eine gut geschliffene Schneide macht eine Waffe noch viel wirkungsvoller. Eine andere Klinge würde einfach nur schwächer werden, und es wären schon bald Kerben drin. Wie auch immer, ich bin fertig. Kehren wir zum Schiff zurück.« Sie griff in ihre Börse und bezahlte den Schmied dafür, dass sie seinen Schleifstein, den Wetzstein und die Öle benutzen durfte. Als wir zu den Kais zurückgingen, wechselte sie das Thema. » Kel, ich würde wirklich gern wissen, was Euch dazu gebracht hat, uns zu begleiten.« Sie grinste mich an. » Diese Frage wird Euch kaum überraschen.«
Angesichts der Tatsache, dass ich mich noch in Amkabraig unerbittlich gesträubt hatte, mich in ihre Angelegenheiten reinziehen zu lassen, überraschte sie mich tatsächlich nicht. Ich lächelte ziemlich reumütig zurück und teilte ihr in knappen Worten mit, was in Amkabraig geschehen war, und wie ich mich dabei gefühlt hatte. Unglücklicherweise erzählte ich keine Details, weder über Ginna noch über das, was ich gelesen hatte. Ich frage mich manchmal, ob es etwas geändert hätte, wenn ich es getan hätte? Vielleicht nicht. Vielleicht hätten wir trotzdem nicht die Gelegenheit gehabt, das zu verändern, was bereits geschehen war.
Auf ihre Bitte hin erzählte ich dann davon, wie ich Thor Reyder getroffen hatte. Sie lauschte aufmerksam, ohne zu unterbrechen oder Fragen zu stellen, bis ich mit meinem Entschluss endete, Domino anzuschreien und so Reyder eine Chance zu geben.
» Das war verrückt«, sagte sie. » Ihr hättet Flamme folgen sollen.«
» Es war gut, dass ich es nicht getan habe. Die Ghemfe wussten nicht, wie groß die Schwierigkeiten waren, in denen Ihr stecktet, bis ich geschrien habe. Erst da begriffen sie, dass Ihr wahrscheinlich Hilfe benötigt. Erst da sind sie aufgetaucht und haben mich gefragt.«
» Oh. Aber wieso seid Ihr dann noch zum Strand gekommen? Ihr hättet getötet werden können.«
» Äh, genau genommen haben mir die Ghemfe gar keine andere Wahl gelassen«, gestand ich etwas verlegen. » Sie haben das Boot mehr oder weniger hochgehoben und ans Ufer getragen. Und dann habe ich gesehen, dass Reyder zu Boden ging, und ich wusste, dass ich nicht gehen konnte. Er wäre gleich dort an Ort und Stelle verblutet.«
Sie seufzte. » Die richtige Entscheidung, was ihn betrifft, die falsche für Flamme. Beim Graben in der Tiefe, Kel, wieso ist in dieser Welt nichts jemals einfach?« Ihre Verzweiflung hing in der Luft. » Es ist zu spät für Flamme, nicht wahr? Wenn wir sie einholen, wird sie bereits zu sehr umgewandelt sein, als dass man ihr noch helfen könnte. Nicht einmal die Silbheiler können eine Silbin zurückholen, wenn die Umwandlung bereist vollständig vonstattengegangen ist.«
» Wir könnten es versuchen.«
» Ihr macht Euch wirklich etwas aus ihr, ja?« Sie runzelte leicht die Stirn und fügte hinzu: » Flamme ist eine wunderbare Freundin: Sie ist nett und fürsorglich und großzügig und mutig. Oder zumindest war sie das. Aber sie … sie benutzt Männer, und dann geht sie einfach. Es liegt an Ruarth, daran, wie sie für ihn empfindet. Selbst, wenn sie sich erholt, wird es für sie niemals jemand anderen geben als Ruarth, niemals.«
Ich blinzelte verblüfft. Sie glaubte doch wohl nicht, dass es mir um Flamme ging, oder? Ich legte einen Arm um ihre Schultern, während wir an den Reihen von Kerzenmachern vorbei zu den Kais gingen. » Glut, das weiß ich. Ihr vergesst meine Nase.«
Sie machte ein Geräusch, als würde sie
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