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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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Ich kann Dunstige riechen.« Ich sah sie auch zuerst, einen kleinen Schwarm, der zu uns kam und sich auf der Takelage des Schoners niederließ. Ich winkte ihnen zu, und einer flog herunter und setzte sich auf einen Schiffspoller in der Nähe. Sucher legte sich auf ein Wort von Glut neben sie auf den Boden und kümmerte sich nicht weiter um den Vogel.
    Seid Ihr Kelwyn Gilfeder?, fragte er. Es war mühsam für ihn, den Namen auszusprechen.
    Ich hockte mich auf den nächsten Poller und sprach leise. Es wäre nicht gut, wenn der ganze Kai sich fragte, wieso ich mit einem Vogel sprach. » Ich bin Gilfeder. Habt Ihr eine Nachricht für mich? Von Ruarth?«
    Ja. Er ist auf das Schiff gegangen, das diesen Morgen mit der Cirkasin und dem Dunkelmeister losgesegelt ist.
    » Die Reizend?«
    Er nickte. Die Nachricht lautet, dass er Flamme weiter folgt, und dass sie nach Xolchasturm unterwegs sind, von wo aus sie nach Brethbastei wollen. Ich soll Euch von ihm sagen, dass er bei anderen Dunstigen, an denen er vorbeikommt, Nachrichten hinterlassen wird. Und dass es Flamme sehr viel schlechter geht, sehr viel schlechter. Sie verhält sich jetzt feindselig ihm gegenüber – sie schlägt nach ihm, wenn er versucht, in ihre Nähe zu kommen. Er sagt, Ihr müsst Euch beeilen.
    » Danke«, sagte ich. » Wir brechen so bald wie möglich auf.«
    » Hat er Euch gesagt, wer der Dunkelmeister ist?«, fragte Glut.
    Der Vogel nickte wieder. Die Dunstigen leben von der Hoffnung, sagte er. Und wir ehren Euch alle für das, was Ihr zu tun versucht. Sein Geruch unterschied sich von seinen Worten: Der Duft einer überwältigenden Traurigkeit umgab ihn wie eine Aura. Ich wunderte mich darüber, aber nur beiläufig. Es kam mir nicht so vor, als würde es mich etwas angehen.
    » Wir tun unser Bestes«, sagte ich.
    Der Vogel neigte den Kopf.
    Glut tat das Gleiche. Der Anblick hätte theatralisch oder dumm wirken können, aber stattdessen spürte ich Rührung in mir aufkommen. Manchmal, selbst jetzt noch, frage ich mich, was mit diesem Vogel passiert ist, und mit all den anderen, die von der Dunstigen-Insel träumten und es vielleicht nie zurückgeschafft haben.
    Um Mitternacht verließen wir die Mündung des Trägen Kilgair, und ich begann, mich elend zu fühlen. Es war abscheulich unter Deck. Dies war kein Postschiff mit ordentlichen kleinen Kabinen; es war ein Schiff, das gewöhnlich Ladung transportierte und keine Passagiere. Es fehlte an frischer Luft in dem Raum unter Deck, und er war dunkel und stank noch immer – ziemlich übel – nach Guano. Wir hielten uns in etwas auf, das wohl ein Frachtraum sein musste. Sie hatten Hängematten für uns aufgehängt, das war alles.
    Das Schiff hob und senkte sich ebenso wie mein Magen.
    Ohne zu irgendwem ein Wort zu sagen eilte ich verzweifelt nach oben.
    Nachdem ich erst einmal das Essen über den Schiffsrand losgeworden war, fühlte ich mich etwas besser. Anschließend verkroch ich mich in einem etwas geschützteren, windstilleren Bereich in der Nähe des Vordermasts, wo ich mich hinhockte. Zumindest hatte ich hier frische Luft. Das Schiff schien an allen Ecken und Kanten zu stöhnen, und Holzplanken quietschten wie ein alter Mann mit schmerzenden Gelenken, während über mir der Wind in den Segeln und in der Takelage sang.
    Ich musste eingeschlafen sein, denn als ich einige Zeit später wieder erwachte, hörte ich Stimmen. Ich war mir sofort bewusst, dass ich mich immer noch elend fühlte, und überlegte, ob ich zurück zur Reling kriechen sollte, oder ob ich meinen Magen davon überzeugen konnte, dass er das nicht wirklich tun musste. Auf der Insel im Treibsee hatte ich gedacht, dass die intensive Nähe zu den Dunkelmagiern schlimmer gewesen wäre als jede Seekrankheit; jetzt begann ich, diese Meinung zu korrigieren.
    Mein Elend ist die einzige Entschuldigung für das, was danach geschah. Ich war so damit beschäftigt, meinen Magen zu bezwingen, dass ich gar nicht daran dachte, mich denjenigen, die da sprachen, bemerkbar zu machen. Zuerst war mir nicht einmal bewusst, dass dort ein richtiges Gespräch stattfand, und als ich es endlich begriff, war es zu spät. Es wäre mir zu peinlich gewesen, aufzustehen und sie wissen zu lassen, dass ich da war.
    Es waren Glut und Reyder, und er sagte gerade: » Gilfeder hat angedeutet, dass es die Ghemfe waren, aber das stimmt nicht, oder?«
    Eine Pause trat ein. Und dann: » Was bringt dich auf den Gedanken?«
    » Keine Spielchen bitte, Glut. Gilfeder könnte sich

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