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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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Jaze weg.
    Ich machte mich daran, ihn weiter zu verfolgen, und verfluchte die Tatsache, dass ich von allen Dunkelmagiern auf der Welt ausgerechnet den einen gefunden hatte, der schneller rennen konnte als ein Sandkrebs, der in seinen Bau floh.
    Thor, der noch auf der Kralle war, hatte seine eigenen Probleme. Ich denke mir, dass Thor sich der Ironie der Situation bewusst war: Der Mann, den er töten musste, war ein Versprengter wie er selbst. Dadurch wurde eine widerliche Aufgabe noch ein bisschen widerlicher. Und es wirkte geradezu wie ein Sakrileg, sie auch noch zu den Klängen von lieblich seufzenden Tönen auszuführen, die um sie herum in der Luft erklangen. Thor hat mir allerdings nie viel darüber erzählt, wie er sich während des Kampfs gefühlt hat, sondern nur, was geschehen war.
    Während ich hinter Jaze herlief, ließ Thor seine Armbrust fallen und zog das Schwert. Als er sich dem anderen Mann näherte, erkannte er ihn wieder: Er hatte ihn in Kredo gesehen, als Thor dort gefangen gewesen war. Thor und ich erinnerten uns beide nur zu gut an Kredo. An die halb verhungerten Menschen. An den Folterraum. An die Grausamkeit der Versklavung.
    Rein körperlich hätte es einfach sein müssen: Thor hatte eine Calmenter-Klinge, der Dunkelmagier nur ein kleines Messer, das er aus der Scheide an seiner Wade gezogen hatte. Aber Thor hatte unterschätzt, wie einfallsreich der Mann plötzlich wurde, als er begriff, dass sein Gegner ein Wissender war. Als Thor sich ihm näherte, richtete er seine Dunkelmagie auf die Erde um ihn herum und fing an, ihn mit einem Hagelschauer aus Erde und Gras zu überschütten. Thor konnte die Dunkelmagie ignorieren, aber er konnte nicht ignorieren, dass er mit Erde und Steinen beworfen wurde. Er konnte nicht ignorieren, dass sich Löcher vor seinen Füßen auftaten. Er duckte sich, hielt sich einen Arm über den Kopf, während er wegkroch. Der Wind blies ihm Erde ins Gesicht, erstickte ihn, und der Dunkelmagier nutzte seinen Vorteil, sprang mit dem Messer auf ihn zu und setzte zu einem Stoß nach unten an. Es war die Handschrift eines Amateurs, und Thor wich blitzschnell zur Seite aus, stürzte sich dann in eine Rolle vornüber. Diese Bewegung sollte seinen Gegner aus der Fassung bringen, und er kam hinter ihm wieder auf die Füße, zwang den Dunkelmagier dazu, sich zu ihm umzudrehen. Der Wind blies jetzt von hinten, und so wirbelte die nächste Explosion am Torfboden eine Wolke aus Erde auf, die dem Dunkelmagier selbst ins Gesicht geweht wurde.
    Thor ließ die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen. Er führte einen tief angesetzten Stoß mit der Klinge, wählte den Winkel so, dass sie leicht unter den Brustkorb glitt und hinauf in die Lunge. Als der Mann zu Boden sackte, drehte Thor die Klinge herum, um sicherzugehen, dass sie auch das Herz durchbohrte. » So«, sagte er ruhig, » führt man einen Todesstoß aus.« Dunkelmagie explodierte in Fontänen aus grellen Farben, als der Mann zu sterben begann. Mit einem letzten verzweifelten Aufbäumen verschob der Dunkelmeister die Steine unter Thors Füßen. Thor, unfähig, seinen sicheren Stand zu bewahren, stürzte nach hinten. Sein Kopf prallte gegen einen Felsen.
    Als er nicht sofort aufstand, kamen einige Dunstigen-Vögel zu ihm geflogen, die zugesehen hatten. Einer von ihnen hockte sich auf seine Schulter und zwickte ihn ins Ohr.
    Thor rührte sich nicht.

34
    k
    Erzähler: Kelwyn
    Ich hantierte immer noch unglücklich am Fernrohr herum. Der Dolch meines Vaters, den ich in meinem Stiefel versteckt hatte, kam mir schrecklich unerreichbar vor. Wo in aller Welt war Shavel? Er hätte längst zurück sein sollen. Es dauerte nicht lange, um zum Haus des Inselherrn zu gehen und wieder zurückzukehren, selbst wenn er es für notwendig hielt, Xetiana bis zur Tür ihrer Gemächer zu begleiten. Also, was hielt ihn so lange auf? Ich sehnte mich verzweifelt danach, den Bogenschützen das Zeichen zu geben, dass sie Morthred töten sollten, damit wir es hinter uns bringen konnten, aber der Wind wurde von Minute zu Minute stärker. Vermutlich würde kein einziger Armbrustbolzen sein Ziel treffen, oder zumindest kam es mir so vor. Und wenn sie daneben gingen, würde ich mit den Konsequenzen zu tun haben. Von Thor oder Glut war nichts zu sehen. Was konnte schiefgegangen sein? Und Ruarth war auch nicht zurückgekehrt. Sicherlich hatte er doch vorgehabt …
    Meine Gedanken kreisten um den gleichen Zweifel, der mich schon den ganzen Tag verfolgte: Würde

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