Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
Vom Netzwerk:
ich den Mut aufbringen – würde ich grausam genug sein –, noch einmal zu töten? Ich blickte Morthred an: Vielleicht sollte ich es jetzt tun, während der Dunkelmeister noch nichtsahnend war, statt darauf zu warten, dass er misstrauisch wurde. Morthred plauderte mit Yethrad so gelassen und beiläufig wie zwei Tharnnachbarn, die Freundlichkeiten austauschten. Sie lachten und sahen den Wettkämpfern zu, die jenseits der Meerenge über die Pfeiler liefen.
    » Ich bin sicher, dass Eure Männer darunter sind«, sagte Yethrad. » Sie haben einfach nur ihre roten Schärpen abgelegt, weil sie ihnen hinderlich waren. Deshalb können wir sie nicht mehr erkennen.«
    Und wenn ich versagte, wer würde mir dann zu Hilfe kommen? Der Hauptmann der Wache und seine Männer konnten mit Dunkelmagie nicht umgehen.
    Wo bei allen Nebeln einer mondlosen Nacht blieb Shavel?
    Und bitte, dachte ich, lass Glut oder Reyder rechtzeitig kommen, dass sie sich um die ganze Sache kümmern …

35
    k
    Erzählerin: Glut
    Der Gipfel des Reißzahns bestand aus einer Senke, mit dem tiefsten Punkt ziemlich genau in der Mitte. Während ich den Hang hinunterlief, sah ich den Dunkelmagier auf der gegenüberliegenden Seite nach oben laufen, auf die Stelle zu, von der aus man zum Milchzahn gelangte. Ich biss die Zähne zusammen und kämpfte mich weiter vor, atmete jetzt stoßweise. Ich hatte tatsächlich mehrere Wettkämpfer überholt, ebenso wie kurz vor mir Jaze. Immerhin hatte er die hier nicht getötet.
    Wahrscheinlich wollte er keine Energie verschwenden, dachte ich. All diese Leute bei der Rutsche in die Luft zu jagen musste an seiner Kraft gezehrt haben. So wie das Calmenter-Schwert auf meinem Rücken an meiner Kraft zehrte.
    Dennoch bekam ich noch einmal einen zusätzlichen Schub an Kraft und holte mehr und mehr auf, während ich den Hang hinauf hinter ihm herhetzte. Als er die Lücke schließlich erreichte, die den Reißzahn vom Milchzahn trennte, war er mir gerade noch zwanzig Schritte voraus. Er zögerte kurz am Rand, warf einen Blick über die Schulter auf mich und trat zwei, drei Schritte zurück. Dann setzte er zum Sprung an.
    Als ich nah genug war, um etwas sehen zu können, war er auf der anderen Seite bereits wieder auf den Beinen und lief weiter. Ich sah hinunter zum Meer, wo die weißen Schaumkronen der Wellen das Blau zerteilten, und dann sprang ich. Der Milchzahn war etwas niedriger als der Reißzahn, und einen Moment lang überkam mich Angst, als ich nach unten sackte. Der Sprung kam mir sehr lang vor. Der Boden allerdings war weich und schwammig, und ich landete ein gutes Stück vom Rand entfernt, rollte mich ab und war sofort wieder auf den Beinen und rannte weiter. Jaze raste an den Wettkampfordnern beim Kontrollpunkt vorbei, und ich folgte ihm. Die Ordner, vermutlich allesamt Wachen, konnten sich ganz offensichtlich nicht entscheiden, ob sie etwas tun sollten, aber da keiner von uns eine rote Schärpe trug, unternahmen sie nichts.
    Vage spürte ich, dass gegenüber, auf den Dächern von Xolchasturm, Leute standen und winkten und, wie ich vermutete, auch riefen. Doch in dem Getöse aus Windböen und Vogelschreien konnte ich sie nicht hören. Ich riskierte beim Laufen einen kurzen Blick, konnte aber in der Menge keine einzelnen Personen ausmachen, und so hatte ich keine Ahnung, auf welcher Aussichtsplattform die königliche Gruppe war. Ich redete mir ein, dass Morthred mich über diese Entfernung hinweg unmöglich erkennen konnte. Schließlich hatte er ja noch nicht einmal eine Ahnung, dass ich überhaupt irgendwo in der Nähe war; seinen letzten Informationen nach lag ich auf der Insel im Treibsee tot in einer Scheune.
    Ich rannte weiter.
    War der Milchzahn bereits ein kleiner Pfeiler, so war die Flosse sogar noch kleiner. Jaze sprang mit Leichtigkeit über die Lücke zwischen beiden; ich folgte nur Sekunden später. Vom Kamm der Flosse führten Hänge hinunter zum Krümel, und ich rannte so schnell, dass ich hin und wieder das Gefühl hatte, ich würde die Kontrolle über meine Beine verlieren. Aber so schnell ich auch lief, ich schien den Dunkelmagier einfach nicht einholen zu können, bevor wir das Ende der Flosse erreichten. Als Jaze sich dort zum letzten Sprung auf den Krümel abstieß, streckte ich eine Hand nach ihm aus. Meine Finger streiften jedoch nur seine Jacke. Ohne abzuwarten, wie es ihm erging, sprang ich hinüber. Ich landete mit den Füßen zuerst, gleich hinter ihm. Er kam jedoch ins Stolpern und drehte sich halb

Weitere Kostenlose Bücher