Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
Vom Netzwerk:
sie nährt, sorgen wir wiederum für sie.«
    » Es gibt keinen Himmel und keine Hölle? Ihr glaubt nicht, dass es einen Gott gibt, einen Schöpfer, der Euch an diese Stelle gesetzt hat?«
    » Nein. Warum sollte es einen Gott geben? Oder ein ähnliches Wesen? Wir existieren einfach. Wir leben, wir sterben, und der Kreislauf geht weiter. Wir freuen uns auf den Zeitpunkt, da wir das Land sind. Wir stellen uns das nich so sehr als Tod vor, sondern als eine allmähliche Wiedergeburt in das Land, das uns genährt hat, und so in alles, das nach uns geboren wird. Wir glauben an das Bewusstsein des Landes, in einer Art und Weise, die uns bis zu unserem Tod unbekannt is. Der Tod is nicht das Ende, er is einfach nur ein anderer Zustand, so anders, dass es sinnlos ist, darüber nachzudenken.«
    » Ihr glaubt, dass Eure Ahnen jetzt ein Teil von Euch sind?«
    » In gewisser Weise, ja.«
    » Keine Huldigung, keine Götter, keine Tempel, keine Patriarchen?«
    » Gar nichts.«
    » Klingt ganz so, als wäre das eine Religion nach meinem Geschmack.« Sie lächelte mich an, aber in dem Lächeln lag etwas Wehmütiges, beinahe Tragisches. Sie schüttelte es mit einem Schulterzucken ab und wechselte das Thema. » Wollt Ihr immer noch leugnen, dass Ruarth uns versteht?«
    Ich schüttelte den Kopf. » Nein. Ich bin nich dämlich, ich kann sehen, was er tut. Und der alte Skandor hier kommt, wenn ich pfeife. Aber das macht es noch nich zu Magie. Vielleicht liegt es daran, dass Ruarths Rasse einfach … anders ist. Na schön, dann gibt es also wahrnehmungsfähige Vögel. Ich zweifle nich daran, dass es noch viele Wunder auf dieser Welt gibt, die ich noch nich gesehen habe, weil ich nich dorthin gereist bin, wo es sie gibt. Vielleicht sind auch unter denen etliche, die ich nur schwer glauben kann.«
    » Ihr seid ein störrischer Mann, Kelwyn Gilfeder.«
    » Ich bin Arzt, ein Mann, der sich der Wissenschaft des Heilens widmet. Ich sehe mir gern die Tatsachen an, bevor ich eine Medizin verschreibe.«
    Sie warf einen Blick zur Seite, um sicherzugehen, dass Flamme und Skandor nicht im Nebel verloren gingen. » Ihr seid noch nicht weit genug gereist, Hirte. Noch bei weitem nicht weit genug.«
    Ich grunzte und beendete die Unterhaltung, indem ich mir das Ende meines Tagairds über den Kopf zog, um mich vor dem Nebel zu schützen. Man kann vieles mit einem Tagaird sagen.
    Die Sonne brach durch den Nebel, kurz bevor wir am Nachmittag des nächsten Tages Wyn erreichten.
    Auf eine abartige Weise war ich froh darüber, denn dadurch konnte ich ihnen zeigen, dass das Dach von Mekaté einer der schönsten Orte der gesamten Ruhmesinseln war. Ich weiß zwar nicht, warum ich wollte, dass sie mein Land liebten, aber so war es. Vielleicht ging es einfach nur darum, Glut Halbblut zu zeigen, dass zumindest ich nicht so weit reisen musste, um das Beste der Welt zu sehen.
    Und das war das Dach von Mekaté mit Sicherheit. Wir bezeichneten es als die Himmelsebene, aber tatsächlich war das Gelände dort gar nicht richtig eben. Es gab sanfte Hügel und steinige Flüsse; Steilhänge und Felsblöcke, die von Wind und Regen geformt worden waren; es gab riesige Wiesen mit herrlich bunten Blumen, die zu jeder Jahreszeit andere Farben trugen. Jetzt im Moment bildeten sie ein Meer aus pinkfarbenen Glockenblumen und grauen Palmkätzchen. Kaum war die Sonne rausgekommen und die Nebelschwaden im Nichts verschwunden, öffneten die weißen Gänseblümchen, die zwischen den pinkfarbenen und grauen Blumen wuchsen, ihre Blütenblätter. Es sah aus, als würden die Wiesen vor unseren Augen in anderen Farben neu bemalt werden. Sobald aber die über den Himmel jagenden Wolken die Sonne bedeckten, schlossen sich die Gänseblümchen wieder auf eine bewegende, lebendige und kunstfertige Art und Weise.
    Wir befanden uns oben am Hang, der hinunter zu dem Flüsschen führte, das als Wyn-Schwall bekannt war. Am Ufer dieses Flusses standen auch die Häuser von Wyn, fünf auf jeder Seite. Die Vordertüren waren gerade weit genug vom Wasser entfernt, dass sie bei einem Sturm nicht überflutet werden würden, während die Häuser an der Rückseite in die Hänge hineingebaut worden waren, um in der Landschaft möglichst wenig aufzutragen. Das vordere Zimmer ragte etwas hinaus, hatte aber ein torfgedecktes Dach, auf dem das wenige Korn und das Gemüse angepflanzt wurden, das die Leute der Himmelsebene anbauten. Eine Steinbrücke führte über den Fluss, und es gab Trittsteine, die von einem Haus zum

Weitere Kostenlose Bücher