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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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gewesen, diese nebulöse Furcht einfach beiseitezuschieben, wäre nicht kurz nach mir Glut ebenfalls an Deck gekommen. Ein etwas zu großer Zufall; ich konnte mir nur vorstellen, dass sie durch ihr Weißbewusstsein auf das eingestellt war, was immer mich geweckt hatte.
    » Was hat Euch geweckt?«, fragte ich.
    » Ich weiß es nicht. Ich leide unter Verfolgungswahn, müsst Ihr wissen. Es genügt eine Maus, dass meine Augen aufgehen. Es hat mein Überleben gesichert, den Geist selbst im Schlaf stets offen zu halten.«
    Da war eine Schärfe in diesen Worten, die von einem Leben erzählte, wie ich es mir nur schwer vorstellen konnte. Welches Recht hatte ich, verbittert zu sein über das, was ich verloren hatte? Zumindest hatte ich es einmal gehabt. » Irgendwie glaub ich nich, dass es eine Maus war, die Euch jetzt hierhergeführt hat, Mädchen. Glut, wonach riecht Dunkelmagie?«
    Sie schwieg einen Moment, ehe sie antwortete. » Anders als alles andere auf der Welt«, sagte sie schließlich. » Es ist keine Fäulnis, es hat nichts mit dem normalen Verwesungsprozess zu tun. Es ist einfach nur der Gestank des Bösen.« Das half mir nicht viel weiter, und sie musste das gespürt haben, denn sie fügte hinzu: » Der Geruch der Falschheit. Von etwas, das nicht sein sollte, weil es außerhalb jeder Ordnung ist. Das wahre Böse hat keine Logik. Ganz im Gegenteil. Und so ist es auch mit der Dunkelmagie. Sie riecht einfach falsch.«
    » Ich glaube, ich habe sie gerochen«, sagte ich nüchtern. » Hin und wieder. Immer nur ein kurzer Hauch, und dann war’s auch schon wieder vorbei, aber ich musste jedes Mal nach Luft schnappen. Ich glaube, das war’s, was mich geweckt hat.«
    » Oh.« Sie schwieg einen Moment. » Ich habe bisher noch nichts gerochen, obwohl ich in der Luft geschnüffelt habe, das könnt Ihr mir glauben. Ich dachte, wenn Morthred diesen Weg genommen hätte, hätte er vielleicht eine Spur hinterlassen, dieser Mistkerl. Das hätte er auch tatsächlich getan, aber es ist bereits Wochen her. Liegt zu lange zurück, als dass ich jetzt noch was riechen könnte. Aber was Euch betrifft – Eure Nase ist meiner weit überlegen, und wahrscheinlich habt Ihr davon einen Hauch erhascht: von seiner alten Spur. Vielleicht war er in Lekenbraig. Vielleicht war sein Schiff einmal neben diesem festgemacht gewesen. Oder vielleicht gab es einen anderen Dunkelmagier, der vor nicht allzu langer Zeit dieses Schiff benutzt hat.«
    » Oder es könnte der Rückstand sein, von dem Ihr gesprochen habt, die Spuren, die Morthred in Flamme hinterlassen hat.«
    » Vielleicht.«
    Es schien alles nur zu logisch zu sein. Es erklärte alles. Es war so leicht zu glauben.
    Die Wahrheit war um so vieles widerwärtiger und um so vieles schwerer zu erkennen. Was waren wir für Narren gewesen.
    » Nich mehr lange«, sagte ich zu Flamme. » Wir befinden uns bereits hinter der geschützten Landzunge des Hafeneingangs; könnt Ihr nich fühlen, wie viel ruhiger das Schiff geworden is?« Ich wurde richtig gut, was dieses Segeln betraf.
    Sie nickte schwach. » Ich weiß nicht, ob ich das noch länger durchgehalten hätte.«
    Ich neigte dazu, ihr zuzustimmen. Sie sah furchtbar aus: dünn, die Haare matt und ungewaschen, das Gesicht abgehärmt und mit großen Schatten unter den Augen. Zum ersten Mal, seit ich sie kennen gelernt hatte, musste ich mich nicht ständig bemühen, ihre Schönheit und unbewusste sexuelle Ausstrahlung zu ignorieren.
    » Glut sagt, dass Ihr eine Weile in der Stadt bleiben wollt, um erst einmal wieder zu Kräften zu kommen.«
    Sie packte mein Handgelenk. » Ihr kommt doch mit uns, ja?« Ihre flehenden Augen wirkten zu groß und zu leuchtend für ihr Gesicht. Ruarth, der auf der Lampe hockte, die über uns von der Decke hing, raufte sich als Echo auf ihre Bitte die Flügel.
    Ich schüttelte den Kopf. » Nein, Flamme. Das hier is nich mein Kampf.«
    » Es ist der Kampf von uns allen.«
    » Ich bin Arzt«, sagte ich wieder. » Kein Krieger.«
    » Ihr seid selbstsüchtig«, sagte sie zu mir. » Ihr denkt nur an Euch selbst und nicht an andere. Ist das die Eigenschaft eines Arztes? Habt Ihr irgendeine Vorstellung davon, wie viele Menschen sterben werden, und zwar auf schreckliche Weise, nur weil es Morthred und seinesgleichen gibt? Wie kann irgendjemand, der sich der Heilkunst verschrieben hat, daneben stehen und zulassen, dass wahrhaft guten Menschen so etwas geschieht?«
    Wäre es Glut gewesen, die das gesagt hätte, ich hätte es mit einem

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