Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler
das Postschiff kommt, und versuchen, so viel wie möglich herauszufinden, sagte Ruarth. Kleine und unscheinbare Vögel eignen sich gut als Spione.
Ich nickte und bedankte mich bei ihm; ich wusste, dass er recht hatte. Porth war nicht so tropisch wie die Hauptinsel von Mekaté, aber es war immer noch ein warmer Ort. Die Fenster hatten keine Scheiben, es gab nur Klappen oder Läden mit Lüftungsschlitzen. Kleinere Vögel konnten nach Belieben hinein und hinausfliegen, ohne dass sich irgendwer was dabei dachte. » Garwins Freundin Anistie hat gesagt, dass ich zu ihr kommen und bei ihr wohnen kann, wenn sie nach mir suchen.« Ich hatte sie und ihr Häuschen mehrmals wieder aufgesucht und in den Büchern und Papieren gelesen, aber von Garwins Medizinkiste gab es noch keine Spur. » Allerdings wird es schwer sein, Breth auf einem Schiff zu verlassen, wenn die Wachen des Havenherrn mich suchen.«
Flamme schenkte sich ein Glas Buttermilch ein. » Wenn Ihr so lange wartet, bis wir wieder zurück sind, kann ich Euch wie bisher mit der Illusion verbergen.«
Ich errötete. Es war eine ärgerliche Angewohnheit; ich war bereits so schon rot genug, ohne dass ich ständig wie ein pubertierendes Mädchen noch mehr erröten musste. Aber es beschämte mich, dass Flamme sich so offensichtlich anbot, mir zu helfen, während ich mich doch weigerte, ihr zu helfen. Glut saugte die Wangen ein, diese Schurkin; sie genoss mein Unbehagen sichtlich. Sie wusste genau, was zu meinem plötzlichen Erröten geführt hatte. Flamme war verwirrt, aber Glut konnte mich lesen wie ein Buch. Dek, der manchmal unbeschreiblich unterbelichtet sein konnte, fragte laut: » Wieso werdet Ihr rot, Syr Gilfeder?«
» Das geht dich nichts an«, knurrte ich.
Glut erbarmte sich meiner und wechselte das Thema. » Wisst Ihr, eigentlich mag ich diese Orchideen gar nicht.« Ich sah mich in dem Garten um, in dem wir saßen. An jedem Pfosten befanden sich rote Blumenkästen mit farbenprächtigen Sträußen darin. Sie waren Maryns ganzer Stolz, und sie verbrachte jeden Tag viele Stunden damit, sie zu pflegen.
» Und wieso nicht?«, fragte Flamme. » Sie sind doch hübsch!«
Ich schob ihr das Gebäck hin, als Friedensangebot, und sie nahm lächelnd ein Stück. Wäre ich jünger gewesen und leichter zu beeindrucken, hätte dieses Lächeln meine Knie weich werden lassen. So aber stellte ich nur fest, dass ich sie aus reinem Vergnügen ansah.
» Zu laut«, sagte Glut. » Zu kühn. Zu groß. Zu fest. Zu exotisch. Wie ich. Ich bevorzuge anmutige Blumen, rosafarbene, duftende. All das, was ich nicht bin. Seltsam, oder?«
» Rosafarbene?«, fragte Dek angewidert.
» Ja. Und dafür, dass du so ein Gesicht machst, mein Junge, kannst du nach dem Frühstück losziehen und uns einen Ochsenkarren besorgen. Wir reisen auf angemessene Weise zum Treibsee.«
» Das ist nicht nötig«, sagte Flamme. » Ich kann zu Fuß gehen.«
» Wer hat gesagt, dass der Wagen was mit dir zu tun hat?«, fragte Glut sanft. » Vielleicht bin ich es, die ihre Knie schonen möchte.«
» Behandle mich nicht so herablassend«, sagte sie und ließ den Worten einen Schwall Schimpfwörter folgen, deren Anstößigkeit uns alle fassungslos machte.
Ich wusste, dass Flamme sich manchmal vulgär ausdrücken konnte, eine Folge ihrer von Kindheit an bestehenden Verbindung zu den Dunstigen. Ich hatte sie jedoch noch nie zuvor auf derart hässliche Weise schroff erlebt. Es passte so ganz und gar nicht zu ihr, und wir alle starrten sie entsetzt an.
Flamme!, schalt Ruarth sie.
» Ich habe genug von euch Idioten!«, schrie sie. » Immerzu redet ihr hinter meinem Rücken über mich.« Sie deutete mit dem Finger vorwurfsvoll in Ruarths Richtung. » Und du – du bist unloyal, du dreckiger Federhaufen! Du verbringst deine ganze Zeit mit Glut und Kel statt mit mir!« Mit diesem letzten Satz, den sie voller Gehässigkeit ausgesprochen hatte, stand sie auf und verließ den Tisch. Sie rauschte an der Schenkenbesitzerin vorbei, die gerade mit einem beladenen Tablett zu uns kam. Unsere Pfannkuchen fielen nur deshalb nicht auf den Boden, weil Dek aus reinem Eigeninteresse aufsprang und sie rettete.
» He, habt ihr das gesehen?«, krähte er. » Ihr seid mir was schuldig! Wenn ich nicht wäre, hättet ihr alle kein Frühstück.«
Ruarth flog hinter Flamme her, und Dek machte sich an den Pfannkuchen zu schaffen, während Maryn wieder in die Küche zurückkehrte. Glut sah mich an. » Es wird schlimmer.«
Ich nickte. »
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