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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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Schmetterling, flattert von Blume zu Blume«, sagte sie ohne jeden Groll. » Trinkt und fliegt weiter, der alte Haudegen. Und er mag die älteren Blüten. Mehr Honig, sagt er.« Sie kicherte, als ich daraufhin wie ein Heranwachsender errötete und mich wieder den Büchern zuwandte.
    Da waren Schriftrollen über Mythen, die davon handelten, wie die Magie auf die Inseln gekommen war; es gab Bücher mit Geschichten, die magische Themen behandelten; es gab Geschichten darüber, wie sowohl die Silbmagie als auch die Dunkelmagie im Laufe der Jahrhunderte benutzt und missbraucht worden waren; es gab medizinische Berichte über Silbheilung. Ich las, wie uralte Götter des Meeres einigen wenigen Familien unter den Siedlern der Ruhmesinseln die Silbmagie geschenkt hatten, und wie einigen dies nicht gereicht hatte und sie die Magie zu etwas Bösartigerem geformt hatten. Dann, so behauptete zumindest diese spezielle Geschichte, hatten andere Götter – jene des Himmels – anderen Familien das Weißbewusstsein gegeben, damit sie in der Lage waren, sich gegen die Dunkelmagie zu wehren und sie zu bekämpfen.
    Aus den Geschichtsschreibungen erfuhr ich, wie die Wahrer-Inseln es sich zur Aufgabe gemacht hatten, die Silbbegabten vorsichtig zu fördern, damit die Anzahl der Leute mit magischen Fähigkeiten zunahm. Dieses bewusste Vorgehen währte fast fünfhundert Jahre lang, und es hatte deshalb funktioniert, weil die Wahrer-Inseln keine königliche Familie besaßen, die den Thron weitervererben wollte und interessiert daran war, die Anzahl anderer mächtiger Leute zu begrenzen, wie es bei anderen Inselreichen der Fall gewesen war.
    Aber vor allem interessierten mich natürlich die medizinischen Aufzeichnungen. Tatsächlich habe ich als Erstes die Regale durchgesehen und das, was von Silbheilung oder der Vererbung von Magie handelte, beiseitegelegt. Und dann habe ich gelesen.
    Sechs Tage, nachdem Glut und die anderen aufgebrochen waren, wurde Maryn in ihrer Funktion als Hebamme gerufen. Ich war im Garten und las gerade, als sie an mir vorbeiging. » Wieder ein Kind, schätze ich«, sagte sie. » Diese Woche habe ich schon sieben auf die Welt gebracht, kann man das glauben?« Ich lächelte sie an und winkte, während sie durch das Seitentor verschwand.
    Der Schankjunge brachte mir ein weiteres Getränk. Ich nippte daran und las wieder etwa eine halbe Stunde.
    » Doktor Gilfeder?«
    Ich sah überrascht auf; ich war so tief in Gedanken versunken gewesen, dass ich gar nicht gehört hatte, wie jemand durch das Gartentor hereingekommen war. Ein Mann mittleren Alters stand vor mir; er drehte seinen Hut zwischen den Händen herum: seiner Kleidung nach zu urteilen ein Kaufmann, vermutete ich. Dann sah ich, dass er die Hände eines Arbeiters hatte, und wunderte mich.
    » Die Hebamme Maryn bittet Euch, einen Blick auf ihre Patientin zu werfen, sofern es Euch nichts ausmacht. Sie möchte Euren Rat hören. Ich bin gekommen, um Euch zu ihr zu bringen.«
    Ich starrte ihn immer noch überrascht an. Maryn war bei all ihrer Freundlichkeit sehr eigen, was die Wahrung ihres Status betraf, und hatte mich nie zu irgendeinem Hausbesuch mitgenommen oder mit mir über einen ihrer Fälle gesprochen, um meine Meinung zu hören. Ich erhob mich. » Natürlich. Ich muss nur meine Tasche mit den Instrumenten und Heilmitteln holen. Wartet hier.« Ich holte alles, was ich glaubte, gebrauchen zu können, und ging wieder hinunter.
    Er hieß Keothie, wie er mir erklärte. Er war ein Glasbläser, dem eine kleine Glashütte in der Nähe gehörte. Ich bemerkte seinen fassförmigen Brustkorb und seine schwieligen Lippen, die beide ein Hinweis auf seinen Beruf waren, obwohl ich nur wenig über die Herstellung von Glas wusste. In der Himmelsebene wurde nicht viel Glas benutzt, und das wenige, das wir brauchten, kauften wir an der Küste. » Um wen geht’s?«, fragte ich, während wir durch die Straßen hasteten.
    » Um meine Nichte«, sagte er. » Sie ist vom Land und noch ein Kind, müsst Ihr wissen, nicht einmal dreizehn. Ihre Mutter hat sie erst vor zwei Monaten zu uns geschickt.«
    » Was hat sie?«
    Ich spürte sein Zögern. Er wollte nicht lügen, aber er wollte auch nicht darüber reden. Schließlich sagte er ruhig: » Die arme kleine Maus. Sie ist missbraucht worden. Deshalb haben ihre Mutter und ihr Vater sie zu uns geschickt. Sie ist das Kind der Schwester meiner Frau. Sie heißt Ginna. Meine Frau … meine Frau sagt, sie wächst.« Als ich ihn verständnislos

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