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Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Titel: Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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ihn.
    Er sah mich an, als wäre ich verrückt. » Natürlich nicht. Brethherrin Lyssal würde mir den Kopf abreißen. Ihre Anweisungen waren ziemlich eindeutig: keine Besucher, die nicht ausdrücklich von ihr benannt worden sind.« Nachdenklich kehrte ich nach oben zurück. Etwas beunruhigte mich, aber ich konnte nicht genau sagen, was es war. Ich kam mir ein bisschen vor wie ein Seemann, der einen bevorstehenden Sturm bemerkt: Er sieht, wie er sich zusammenbraut, und bereitet sich darauf vor– aber am Ende weiß er, dass es doch nicht an ihm ist, über sein Schicksal zu entscheiden.
    Vielleicht hätte ich mich Keren genähert, wenn ich nicht die Eindringlinge im Büro des Sekurias gesehen und vermutet hätte, dass es sich um ihn und seine Tochter gehandelt hatte. Nach diesem Zwischenfall glaubte ich allerdings, dass Keren eine Art Spion war, wahrscheinlich ein Agent des Wahrer-Rates. Und wenn er der Nabe Bericht erstattete, konnte es auch sein, dass er ein Attentat auf Lyssal plante. Wenn die Wahrer wussten, dass sie von Dunkelmagie umgewandelt worden war, und glaubten, dass dies schon zu lange währte und ihre Heilkräfte ohnehin nicht mehr wirken würden, hatte sie keine Chance. Und schließlich gab es noch einen Grund, warum ich zögerte, mit Keren zu sprechen: Ich mochte die Art nicht, wie er mich bei jeder Gelegenheit musterte. Ich konnte sein Gesicht durch die Nebel der Silbillusion hindurch nicht erkennen, aber ich spürte seinen Argwohn und sein Misstrauen.
    Ich blieb so passiv wie immer. Die Tage zogen dahin, und ein Geschwür aus Scham verschandelte meine Seele, ließ mein Selbstwertgefühl von innen her verrotten.
    Eines Nachts– es war schon sehr spät– läutete die Glocke in meinem Zimmer. Da sie mit nichts anderem als der Zugschnur in Lyssals Schlafzimmer verbunden war, wusste ich, wer sie betätigt haben musste. Ich warf mir schnell einen Morgenrock über und folgte dem Ruf. Sie stand mitten in ihrem Schlafzimmer, umgeben von Dunkelheit. Das heißt, abgesehen von dem Glühen der Dunkelmagie, das, wie immer, überall war. Die Tür zum angrenzenden Schlafzimmer des Basteiherrn war verschlossen.
    » Ruarth?«, flüsterte sie.
    Als ich meinen Namen hörte, war ich sofort hellwach. Hoffnung flackerte in mir auf, jubilierte törichterweise. » Flamme?«
    » Ja.«
    Krapprot wirbelte in der Luft. Ich konnte sie kaum sehen.
    Ich ging näher zu ihr, und sie ergriff meine rechte Hand, drückte mir etwas hinein und führte sie nach oben. Erst in diesem Moment begriff ich, dass ich ihr einen Dolch an die Brust hielt, der darauf ausgerichtet war, zwischen ihren Rippen in ihr Herz zu gleiten. Ihre Hand schloss sich über meiner.
    » Das ist alles, was von mir noch übrig ist«, flüsterte sie. » Meine letzte Kraft, meine allerletzte. Aber er lässt nicht zu, dass ich zusteche… leih mir deine Kraft, Ruarth. Dieses eine letzte Mal. Beende es. Bitte, ich flehe dich an.«
    Ich wollte ihr Gesicht sehen, aber die Dunkelmagie ließ es nicht zu. Ich machte einen Buckel, wie ein Vogel. Meine geflüsterte Antwort– Worte, die endlich von einer menschlichen Stimme gesprochen wurden, wie ich sie immer hatte sagen wollen– wurde zu einem gestaltgewordenen Traum und zugleich durch die Tragik der Umstände zerfetzt: » Ich liebe dich.«
    » Ich weiß. Und ich habe dich so schlecht behandelt.«
    Ich schüttelte den Kopf. » Nein. Das warst nie du.«
    » Jetzt, Ruarth. Dies wird deine größte Handlung der Liebe sein.«
    Und ich schwöre, meine Hand schloss sich über ihren Händen.
    Und dann öffnete sich die Tür zum Schlafzimmer des Basteiherrn, und Lampenlicht fiel herein, als der Inselherr eintrat. Er sah uns beide an, aber er schien uns nicht wirklich zu sehen. Er schien nicht zu bemerken, dass wir so dicht beieinanderstanden, dass Tränen in meinen Augen standen und wir einen Dolch festhielten– nichts von alldem schien er wahrzunehmen. » Lyssal«, sagte er mit zitternder Stimme, » sag mir doch noch einmal, warum dieser süße kleine Junge nicht mehr in mein Bett kommt?«
    Und dann verstrich der Moment. Lyssal schob mich weg. » Komm wieder ins Bett, Rolass«, sagte sie und ging zu ihm, nahm seinen Arm.
    Er wirkte verwirrt, aber er gehorchte.
    Als sie die Tür hinter sich zuzog, warf sie mir einen letzten Blick zu. » Zu spät, Kaulquappe«, sagte sie. » Und das war die einzige Chance, die du je bekommen wirst.«
    In diesem Augenblick war sie bereits über den achten Monat hinaus schwanger.
    Meine Zeit war

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