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Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Titel: Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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abgelaufen.
    Ich ging wieder ins Bett, aber natürlich konnte ich nicht schlafen. Ich lag da und fragte mich wie sonst, was in allen weiten blauen Himmeln ich tun sollte. Mich umdrehen und weggehen? Sie töten, wie ich es eben fast getan hätte?
    Als ich auch eine halbe Stunde später nicht schlauer war, stand ich auf und zog mich an. Dann nahm ich Lyssals Schlüssel zum Büro des Sekurias sowie eine Lampe und trat in den großen Korridor hinaus. Nicht eine der Wachen, die dort Dienst taten, warf mir mehr als einen flüchtigen Blick zu. Sie hatten sich an meine nächtlichen Wanderungen gewöhnt.
    Im Büro des Sekurias und seinem relativen Schutz angekommen zündete ich die Kerze in der Lampe an und kramte die Befehle und Briefe hervor, die das Datum vom Vortag trugen. Es war nur eine Ahnung, aber diese Ahnung stützte sich auf das, was ich über Flamme wusste. Irgendetwas hatte sie mitten in der Nacht in die Wirklichkeit zurückgerissen. Etwas, das so schrecklich war, dass sie es nicht ertragen konnte…
    Ich ging die Papiere systematisch durch, eines nach dem anderen. Und dann fand ich es. Es war der vom Basteiherrn unterzeichnete Befehl an die Wachen, sämtliche Ghemfe in der Stadt mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln auszulöschen sowie die anfallenden Besitztümer der Schatztruhe des Basteiherrn zu übergeben.
    Ich starrte auf das Blatt und konnte zunächst einfach nicht begreifen, warum sie so etwas tun wollte. Mein Herz begann schmerzhaft zu pochen. Sie wollte, dass alle Ghemfe getötet wurden? Nach allem, was sie für uns getan hatten? Ich hatte keine Ahnung, ob der Befehl bereits ausgeführt worden war, aber es kam mir in den Sinn, dass Soldaten sich solchen Aufträgen gern im Morgengrauen widmeten, wenn ihre Opfer noch schläfrig waren. Vielleicht hatten sie also noch nichts unternommen. Ich überflog die anderen Pergamente, um sicherzustellen, dass es nicht noch etwas anderes gab, und ließ die Sachen dann einfach auf dem Tisch liegen. Es war mir egal.
    Ich lief aus dem Zimmer und versuchte bereits, mich zu erinnern, wie ich am schnellsten zur Drecksgasse kam. Die Palastwache bemannte ihre Schwinge die ganze Nacht, um auf einen Notfall vorbereitet zu sein, aber ich hatte keine Ahnung, was als Notfall galt. War es ein Notfall, wenn der Stallmeister von Brethherrin Lyssal verlangte, ein oder zwei Stunden vor Morgendämmerung zum Hafen zu gehen?
    Federn und Schwanz, wieso konnte ich nur nicht mehr fliegen?
    Ich schlitterte um eine Biegung und prallte mit voller Wucht gegen jemanden, der aus der anderen Richtung kam– so hart, dass ich nach Luft schnappte. Meine Laterne flog durch die Luft und knallte gegen die Wand. Glas barst, und die Person, in die ich hineingerannt war, ließ ein Tablett fallen, das voller Messinglampen war. Das Geräusch klang in der Stille der Morgendämmerung wie Donner, und augenblicklich rannten Wachen zu uns.
    Eine Öllampe brannte in einer nahen Wandnische, und in ihrem Licht sah ich, dass ich mit einem Diener zusammengestoßen war, der gerade dabei war, die leeren Lampen gegen volle auszutauschen. Weil die Korridore des Palastes keine Fenster hatten, musste sich ständig jemand um die Lampen kümmern.
    » Tut mir leid«, sagte ich.
    Ein Stück weiter vorn öffnete sich eine Tür, und Keren streckte den Kopf heraus, um zu sehen, was vorgefallen war.
    » Syr-Silb, ich wollte gerade zu Euch«, log ich und wandte mich an die Wachen. » Brethherrin Lyssal fühlt sich nicht wohl. Ich brauche einige Heilkräuter aus einem Geschäft in der untersten Ader. Könntet Ihr dafür sorgen, dass die Schwinge vorbereitet wird?«
    Die Wachen gingen, um meiner Bitte zu entsprechen. Ich überließ es dem Diener, die Scherben auf dem Boden aufzusammeln, und richtete den Blick auf Keren. Selbst durch den Dunst der Silbmagie hindurch wirkte er schläfrig, aber seine langgezogene Bemerkung war dennoch scharfsinnig. » Trefft Ihr jetzt die medizinischen Entscheidungen, Kaulquappe?« Sein von Silbillusion beeinflusstes Gesicht veränderte sich, wechselte hin und her, so dass er weder die eine noch die andere Person war. Ich erhaschte allerdings einen Blick auf eine scharf gewölbte Augenbraue. Manchmal, dachte ich, ist es besser, kein Wissender zu sein, zumindest in meinem Fall. Ich hätte lieber einfach nur die Illusion gesehen und es dabei belassen. Alles wäre besser gewesen, als Gesichter zu sehen, die hinter einem Dunst aus Silberblau verschmolzen und sich neu formten.
    » Es ist alles in Ordnung

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