Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin
verdienen.«
Keren warf mir einen Blick zu, der ein Dutzend Dinge auf einmal sagte, dann schob er sich an der Wache vorbei und begann, zu den Wohnhöhlen zu laufen. Der Soldat griff nach seinem Bogen, der am Felsen lehnte. » Das würde ich nicht tun, wenn ich an Eurer Stelle wäre«, erklärte ich ihm sanft und wunderte mich über Kerens Zuversicht, dass ich in der Lage sein würde, den Mann aufzuhalten. Der Heiler war ein Spieler. » Brethherrin Lyssal wird demnächst ein Kind zur Welt bringen. Ich nehme an, dass Euer Herr es nicht gern sehen würde, wenn der Heiler sterben sollte, bevor sein Erbe auf der Welt ist.«
Der Mann zögerte, dann zuckte er mit den Schultern. » Dann sorgt besser dafür, dass er sich nicht einmischt, Syr«, sagte er.
Ich ging hinter Keren her. Der Heiler hatte die erste Höhle betreten und kniete neben einem älteren Ghemf auf dem Boden. Die Kreatur war tot.
» Kehrt Ihr Wachen, die einen Bogen haben, immer den Rücken zu?«, fragte ich gereizt.
Er zuckte nur mit den Schultern; es beschäftigte ihn offenbar nicht sehr. » Ich wusste, dass Ihr ihn aufhalten würdet. Abgesehen davon hätte er es ohnehin nicht geschafft, den Pfeil abzuschießen, bevor ich hier drin gewesen wäre.« Er erhob sich kopfschüttelnd. » Der hier ist tot.«
Einige Soldaten sahen sich in den fensterlosen Zimmern der Wohnhöhle um und suchten nach Ghemfen, die sich versteckt hatten, und nach Wertgegenständen. Sie fanden einen anderen Ghemf unter Bettzeug versteckt und zerrten ihn hervor. Es war ein weiblicher Ghemf, wie ich vermutete, da sie noch jung war. » Oh, was haben wir denn hier?«, fragte eine der Wachen.
» Jemand, der vielleicht etwas versteckt?«, erwiderte ein anderer Soldat. » Sollen wir ihnen eine Lektion erteilen, dass sie uns nicht vergessen?« Und damit hielt er die Messerspitze unter das Kinn des Ghemfs. » Wir haben euch gesagt, dass ihr alle rauskommen und euch vor den Häusern aufstellen sollt. Wir mögen es nicht, wenn ihr grauhäutiger Abschaum von Waldläusen uns nicht gehorcht.«
Im nächsten Moment hatte Keren seine Waffe gezogen. Der ruhige, sanfte Heiler war verschwunden, aber die Wachen schienen das nicht zu bemerken. Ihr Fehler.
» Schneidet ihm die Ohren ab«, schlug ein dritter Soldat vor, der gar nichts mitbekam.
» Gut…«, begann der erste. Er brachte den Satz nie zu Ende. Keren kam wie eine Windböe über sie. Den ersten Soldaten brachte er zu Boden, indem er ihm einfach das Bein in die Kniekehle rammte. Der Mann landete rücklings auf der Erde und blickte erstaunt drein. Dem nächsten stieß Keren den Ellenbogen unter die Rippen, so dass er mit einem lauten Seufzer zusammenbrach. Der letzte Kerl, derjenige, der das Messer hielt, stellte plötzlich fest, dass ihm eine Schwertklinge an die Kehle gehalten wurde. Er stockte und ließ die Waffe sinken. Der Ghemf kämpfte sich auf die Beine.
» Lauf«, riet Keren ihr, und sie ließ sich das nicht zweimal sagen. Sie war schon im nächsten Augenblick aus dem Haus und raste auf den Fluss zu. Keren sah die drei Soldaten an. » Die Herrin von Breth möchte nicht, dass die Ghemfe verletzt werden«, log er. Er nahm dem Mann das Schwert von der Kehle und ließ die Spitze über die Uniformknöpfe fahren, bis hinunter zu den Bändern seiner Hose, wo die Spitze einen quälenden Moment lang schweben blieb. Mit der freien Hand deutete er auf die Leiche im anderen Zimmer. » Scheint, Ihr habt sie bereits enttäuscht. Achtet darauf, den Fehler nicht zu wiederholen.«
Ich rechnete damit, dass sie zurückschlagen würden. Schließlich waren sie Soldaten. Aber sie wechselten nur Blicke und taten gar nichts. » Das waren nicht unsere Befehle«, begann einer von ihnen zu murmeln. Er wirkte verlegen. » Niemand hat gesagt, dass wir dieses Viehzeug nicht töten sollen.«
» Nun, dann sagt es Euch jetzt jemand«, erklärte Keren und drehte ihnen den Rücken zu, um zum nächsten Haus zu gehen. » Wir haben den Mann vorgestern von den Pocken geheilt«, erklärte er mir, während wir weitergingen. Ich konnte seine Erheiterung mehr hören, als dass ich sie sah. » Erstaunlich, wie dankbar so etwas jemanden macht.«
In der nächsten Wohnhöhle fanden wir drei weitere Tote, die ausgeweidet worden waren wie gerupfte Watvögel, die man für den Kochtopf vorbereitete. Und in der vierten Höhle befand sich ein Kind. Das Mädchen sah aus, als wäre es totgetrampelt worden. Weitere Leichen konnten wir nicht finden, und auch keine anderen lebenden
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