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Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Titel: Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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ich gerade unten an der Treppe stand. » He, Elarn, wo warst du gestern Abend?« Er klopfte mir auf den Rücken. » Ich habe gehört, dass du gestern einen echt heftigen Ritt hattest– jemand sagte, du hättest ausgesehen wie ein blauer Hummer mit Stielaugen.«
    » Ja, das trifft’s ziemlich gut. Es war verflucht kalt, kann ich dir sagen. Hätte die Welle fast verloren, weißt du.«
    Er erklärte, dass ich, wie immer, der glücklichste Kleinfisch im Gezeitentümpel wäre. Dann fragte er: » Hast du schon gehört, dass sie die Rinne dichtgemacht haben? Alle Fahrten sind bis auf weiteres gestrichen, sowohl mit dem Boot als auch mit den Gezeitenreitern.«
    » Das überrascht mich nicht, Marten. Es ist furchtbar da draußen; es gab Momente, da habe ich mich gefühlt wie eine Ameise im Badewasser, wenn der Stöpsel gezogen wird.«
    » Ja, aber auch so wird es nicht lange dauern, bis die Leute diesen alten Aberglauben rauskramen, dass die Reiter die Wellen zähmen, wenn sie sie reiten, und dass die Wellen nur größer werden, wenn sie das nicht mehr tun.«
    Ich ächzte. » Solange niemand von mir verlangt, dass ich sie zähmen soll… Sollen sie ruhig versuchen, sie so zu reiten, wie sie heute ist!«
    » Es wird darüber nachgedacht, das Walkönig-Fest abzusagen, wusstest du das?«
    Das wusste ich nicht, und es verblüffte mich. So etwas hatte es noch nie gegeben…
    Einige sagten, dass das Fest heidnischen Ursprungs wäre und verboten gehörte, aber die meisten Menschen genossen den Tag einfach. Alle, die einen Gleiter oder ein Boot hatten, schmückten es aufwändig und paddelten in die Rinne hinaus, um dort auf die Flutwelle zu warten. Sie trugen farbenprächtige Kostüme, die zu ihrem Gefährt passten, und unzählige Blütenblätter schwammen auf der Wasseroberfläche. Der Hohepatriarch wurde in einem unserer Langboote hinausgerudert, um Weihwasser auf die Flutwelle zu sprenkeln und sie zu segnen. Diejenigen, die nicht daran teilnahmen, sahen von den Kais und vom Ufer aus zu. Anschließend wurde gefeiert und getanzt. Ein junges Mädchen und ein junger Mann wurden für diesen Tag zum Gezeitenherrn und zur Gezeitenherrin gekrönt, und sie zogen durch die Straßen, während sie von anderen, die sich als Silbermond, Blaumond und Sonne verkleidet hatten, bedient wurden. Zum Schluss waren alle pitschnass, da es ebenfalls Brauch war, dass kleine Kinder wassergetränkte Schwämme in die Menge schwangen und Jungen von Balkonen aus Wasser auf arglose Zuschauer schütteten. Letztere hatten dann das zusätzliche Vergnügen, zu sehen, wie die nassen Sachen an den Körpern der Mädchen klebten… Nicht nur Kinder genossen das Walkönig-Fest.
    Aber nicht dieses Jahr, dachte ich. Der Hohepatriarch tat recht daran, es abzusagen. Die Leute würden sterben, wenn sie bei diesem Wetter in die Rinne hinauspaddelten.
    Ich stieg den Turm der Gildenhalle hinauf und stellte fest, dass Leute im obersten Stock waren. Mein Vater, und noch drei andere Männer: der Hohepatriarch, der Vorsitzende der Handelskammer und Thor Reyder. Verlegen, weil ich in ein Treffen von derart hochrangigen Menschen hineinplatzte, wollte ich mich so unbemerkt wie möglich wieder zurückziehen. Der Hohepatriarch bemerkte mich jedoch und winkte mich die letzten paar Stufen hinauf. Ich fand, dass er alt und krank wirkte. Seine Hände zitterten, und ich begriff, dass Reyder nicht gelogen hatte, als er Jesenda gesagt hatte, dass Crannach unpässlich sei. » Elarn«, sagte er. » Kommt hoch. Ich habe gehört, dass Ihr der Letzte wart, der wohlbehalten in der Rinne geritten ist. Was meint Ihr? Sollten wir das Walkönig-Fest morgen abhalten?«
    Ich warf einen Blick auf den Ozean hinaus. Die gesamte Rinne war ein einziger brauner Wirbel, und die kabbeligen Wellen waren fleckig und schmutzig. Am Himmel dahinter drohten unzählige Sturmwolken. » Sicher nicht«, sagte ich und deutete auf den Anblick, » wenn es morgen so aussieht.«
    » Ihr könnt den Segen vom Ufer aus geben«, sagte Reyder zu Crannach.
    » Der Rest der Feier kann wie geplant vonstatten gehen«, fügte der Vorsitzende hinzu. Ich konnte fast sehen, wie er im Kopf rechnete und überschlug, wie viel die verschiedenen Gildenmitglieder verlieren würden, wenn das Fest ganz abgesagt werden würde. Mein Vater sah nicht ein einziges Mal in meine Richtung.
    Der Hohepatriarch dankte mir, und sie alle gingen, wobei sie ihre Diskussion darüber, was geschehen sollte, beim Hinuntergehen fortsetzten. Abgesehen von Reyder.

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