Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin
ratlos an. Ich hatte keine Ahnung, was ihn so sicher sein ließ. » Erzählt mir jetzt bloß nich«, sagte ich, und da war ein Hauch Verärgerung in meiner Stimme, » dass Ihr irgendein uraltes Dokument ausgegraben habt, bei dem es sich in Wirklichkeit um eine verloren gegangene Prophezeiung handelt, die unsere Ahnen mal aufgeschrieben haben…«
Er lachte. Phantastische Geschichten waren eher die Sache von Dek Grinpindillie. » Nein«, sagte er. » Ganz so Dek-mäßig ist es nicht.«
Ich wollte ihn gerade fragen, wieso er mir dann nicht einfach sagte, worum es ging, als wir unterbrochen wurden. Es war Glut, die uns von dem Dachweg aus gesehen hatte, der das Krankenhaus mit dem Haus des Turmherrn verband. Sie kam zu uns. Vorfreude strömte von ihr aus, wie das Aroma einer frisch geöffneten Flasche Wein. » Ich habe gerade eine Nachricht von Xetiana erhalten«, sagte sie. » Mein Schiff kommt heute Abend an und müsste morgen im Laufe des Vormittags zum Ablegen bereit sein.«
» Und ich habe Kelwyn gerade gesagt, dass wir jederzeit aufbrechen können«, sagte Reyder. » Wenn er sich nur endlich entscheiden würde.«
Glut sah mich an und neigte den Kopf zur Seite. » Ist es das, was du willst, Kel?«
Ich zuckte mit den Schultern und seufzte. Tief in meinem Innern wünschte ich mir wohl, dass sie mich bat, stattdessen sie zu begleiten. » Die Idee is so gut wie jede andere. Ich kann nich mehr nach Hause zurück und muss irgendeine Arbeit finden. Ich vermute, die Menoden zahlen zuverlässig…«
Reyder lächelte. Wir hatten noch kein Wort über die Bezahlung verloren. » Natürlich. Dann ist es also abgemacht? Brechen wir noch heute Abend auf?«
» Morgen früh is früh genug.« Ich zögerte immer noch wegzugehen. Vielleicht missfiel mir einfach die Vorstellung, mich von Glut zu trennen. Ich hatte keine Ahnung, ob ich sie jemals wiedersehen würde– eine Vorstellung, die verblüffend schmerzhaft war. Ich warf ihr einen Blick zu und sagte mir im Stillen: mit dreißig Jahren noch einmal auf so schmerzhaft-intensive Weise verliebt.
Reyder zuckte mit den Schultern. » Wie Ihr wünscht. Ich werde Kapitän Scurrey Bescheid sagen.«
Während er sich umdrehte und den Pfad entlangging, der zum Wachturm und zum Hafen führte, begaben Glut und ich uns zum Dacheingang des Herrscherhauses. Die Wachen nahmen augenblicklich Haltung an, als wir uns näherten, und salutierten. Ich roch das Interesse, das sie mit Hilfe ihrer langjährigen Ausbildung zu verbergen versuchten. Wir beide galten in Xolchas als Helden; Glut wegen des Schwertkampfs gegen einen Dunkelmagier und ihrer anschließenden spektakulären Flucht von dem Pfeiler, der schließlich durch Morthreds Dunkelmagie in den Ozean gestürzt war, und ich, weil ich Morthred getötet hatte. Es machte mich ratlos, wieso dieser Mord der Quell all dieser Bewunderung sein sollte; seine Magie wirkte bei mir gar nicht, und ich hatte den Angriff auf Morthred damit begonnen, von hinten auf seinen Kopf einzuschlagen. Und dann hätte ich ihn fast entkommen lassen. Gestorben war er schließlich deshalb, weil ich ihm erst die Kehle zum Teil durchtrennt und ihm dann einen Tritt in die Wunde versetzt hatte. In nichts von alldem lag irgendetwas Heroisches oder Ruhmreiches.
Schweigend gingen wir die Stufen hinunter. Da war so vieles, das ich sagen wollte, aber ich war nicht in der Lage, auch nur irgendetwas davon herauszubringen. Schließlich sagte ich: » Es is wirklich nich sehr sinnvoll, mit dir mitzukommen. Wenn wir sie endlich erreicht haben werden…«
» Du glaubst nicht, dass ich sie retten kann, nicht wahr?« Es war eine Aussage, keine Frage, und sie war schwerwiegend: Glut hatte Flamme einmal versprochen, sie zu töten, wenn sie nicht mehr gerettet und geheilt werden konnte.
Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte gesehen, was die Umwandlung durch Dunkelmagie bei Ginna angerichtet hatte.
» Sie ist stark«, sagte sie heftig, während wir vor ihrem Zimmer stehen blieben. » Kel, es gibt da ein paar Dinge, die wir besprechen müssen. Komm rein.« Sie zog mich in ihr Zimmer und brachte mich dazu, mich in einem der Sessel niederzulassen, dann machte sie sich daran, uns etwas zu trinken einzuschenken. » Ich brauche einen Rat.«
» Von mir? Bei den Himmeln, Glut, ich kann dir nich viel sagen, das du nich bereits weißt.«
» Doch, das kannst du. Und zwar darüber, wie es ist, schwanger zu sein, ein Kind zu gebären, über Medikamente– über Abtreibungen und Schlafmittel. Was auch
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