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Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Titel: Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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wollte. » Noch nicht, Syr. Ich muss noch ein paar Prüfungen bestehen.«
    » Ich bin sicher, dass sie Euch keine Probleme bereiten werden. Wie man mir gesagt hat, seid Ihr gerade von Tenkor gekommen?«
    » Ja, mit der letzten Flut.«
    » Und gehe ich recht in der Annahme, dass Tenkor heute Morgen ebenfalls von einem Phänomen der Dunkelmagie getroffen wurde? Dass unbekleidete, untätowierte Menschen plötzlich wie aus dem Nichts aufgetaucht sind?« Er betonte die fehlenden Tätowierungen etwas zu deutlich. Die Wahrer der Nabe neigten zu einer gewissen Paranoia, was die Bürgerschaftsrechte betraf; sie waren vollkommen überzeugt davon, dass sämtliche Bewohner der übrigen Ruhmesinseln im Paradies der Wahrer leben wollten.
    » Ja, Syr. Einige hundert Leute sind gestorben, glaube ich. Ähm, ich habe Briefe für den Wahrerherrn bei mir, aber man hat mir gesagt, dass Lord Bartbarick heute Morgen gestorben ist. Ich dachte, Ihr wärt derjenige, der sie am besten an sich nehmen sollte.« Ich gab ihm die Briefe.
    » In der Tat«, sagte er und starrte sie an. Dann neigte er den Kopf mit einem leichten Lächeln. Wie wir beide wussten, bedeutete meine Handlung, dass die Gezeitenreiter-Gilde seine Kandidatur unterstützte und ihm einen Vorteil gegenüber Fodderly, dem Stutzer verschaffte. Ich persönlich mochte ihn zwar nicht gern als Wahrerherrn sehen, aber ich wusste, dass es genau das war, was mein Vater von mir gewollt hätte.
    » Syr«, sagte ich. » Ich habe vor, mit der nächsten Ebbe wieder nach Tenkor zurückzukehren. Wenn Ihr also Antworten mitschicken möchtet…«
    Er dachte kurz nach, dann nickte er. » Ja, höchstwahrscheinlich werde ich das tun. Elarn, warum setzt Ihr Euch nicht kurz und wartet auf mich? Ich werde nach oben in mein Arbeitszimmer gehen und auf diese Briefe hier antworten. Ich schicke Euch meine Tochter, damit sie sich um Euch kümmert, während Ihr wartet.«
    Diese Vorstellung begeisterte mich gar nicht, aber ich konnte das Angebot kaum zurückweisen. Ich murmelte also meinen Dank und setzte mich hin. Ich hatte Dasricks Tochter Jesenda nicht mehr gesehen, seit wir etwa vierzehn Jahre alt gewesen waren. Damals war sie klein gewesen, pummelig und pickelig– kaum die Art Mädchen, die geeignet ist, einen Jungen wie mich anzulocken, der bereits aus einer Reihe von Bewunderinnen auswählen konnte. Schlimmer noch, sie hatte sich aus ihrem Aussehen anscheinend nicht das Geringste gemacht. Sie war viel zu selbstsicher gewesen und hatte sich zu offensichtlich über die altmodischen Possen des Tölpels von Tenkor erheitert. Oder zumindest war es mir so vorgekommen.
    Entschlossen, nicht als jemand dazustehen, der es nötig hatte, unterhalten zu werden, erhob ich mich und ging im Zimmer auf und ab. Der Blick aus dem Fenster hier im Erdgeschoss war wirklich atemberaubend. Dasricks Herrenhaus befand sich am Flussufer und natürlich abseits des Hafens mit seinem Dreck und Lärm; ich hatte freien Blick über das Nabenbecken und die Nabenrinne hinweg auf die Neunte Speiche. Die Sonne war inzwischen untergegangen, aber auf dem Wasser spiegelte sich immer noch kräuselnd die Erinnerung an den Sonnenuntergang. Die zum Haus gehörenden Gärten zogen sich bis zum Strand hin, an dem es einen kleinen Pier mit einem Bootshaus gab, aber beide waren jetzt in der Dämmerung nur als schwarze Umrisse zu erkennen.
    Als der Himmel dunkler wurde und es nichts mehr zu sehen gab, trat ich zu dem Regal und nahm das erstbeste Buch in die Hand, das mich interessierte. Es war eine Abhandlung über die Gezeiten der Ruhmesinseln, und ich hatte gerade meine Nase hineingesteckt, als sich die Tür öffnete.
    Ich ließ mir Zeit, bevor ich aufsah, behielt das aufgeschlagene Buch in der Hand und versuchte einen, wie ich hoffte, lässigen und gleichgültigen Eindruck zu machen– und begegnete dem Blick einer der hübschesten Frauen, die ich jemals gesehen hatte. Nein, das nehme ich zurück. Sie war nicht hübsch. Sie war sinnlich, wenn auch nicht im Sinne von geschürzten Lippen, üppigen Kurven und einladenden Blicken; es war eher eine verlockende Kombination aus gutem Aussehen und Selbstvertrauen. Ein einziger Blick auf sie machte mir klar, dass ich Schwierigkeiten haben würde, in ihrer Anwesenheit auch nur zwei zusammenhängende Worte zu sprechen. Es würde mühsam werden, nicht ständig daran zu denken, sie ins Bett zerren zu wollen.
    Sie war fast so groß wie ich, und ihre kastanienbraunen, üppigen Haare fielen ihr über die Schultern

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