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Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Titel: Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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aufgeblasene Frau noch seine hochnäsige Tochter gemocht. Die Vorstellung, dass er möglicherweise die Wahrer-Inseln regieren würde, war beängstigend.
    Und wir hatten keinerlei Einfluss darauf.
    Tenkor zählte natürlich zu den Wahrer-Inseln, aber unsere Gilde herrschte nur in Tenkor und musste ansonsten der Politik folgen, die vom Wahrer-Rat beschlossen wurde. Die Bewohner der Wahrer-Inseln wählten gewöhnlich den Rat, aber seinen Anführer wählte sich der Rat selbst, der dann zum Wahrerherrn ernannt wurde.
    Ich dachte sorgfältig über meine Kleidung für das bevorstehende Treffen mit Syr-Silb Rat Dasrick nach und nahm nur das Beste, das mir in meinem Zimmer in der Gildenhalle zur Verfügung stand. Dann ging ich zum Ratsgebäude hinauf und bereitete mich unterwegs innerlich darauf vor, mich auch bestmöglich zu benehmen. Ich mochte zwar in meinem Privatleben unachtsam, ja geradezu unbesonnen sein, aber ich war immer noch ein Gildenmann, der mit der Überzeugung aufgewachsen war, dass es die Loyalität seiner Gilde gegenüber war, was einen Mann zum Mann machte.
    Abgesehen davon lernte ein Tenkoraner, sich in der Hauptstadt vorsichtig zu bewegen.
    Die Beziehung zwischen dem Wahrer-Rat (der aus lauter Silbmagiern bestand), der Menoden-Synode, die die Angelegenheiten des Patriarchats bestimmte (zum größten Teil Wissende), und der Gezeitenreiter-Gilde (überwiegend mit keinerlei Magie begabte Menoden) war kompliziert und angespannt. Der Wahrer-Rat zweifelte an der Loyalität der Menoden gegenüber den Wahrer-Inseln, weil etliche Patriarchen und Matriarchinnen andere Bürgerschaftsrechte besaßen. Die Silbbegabten hatten ohnehin eine natürliche Abneigung gegenüber den Wissenden, da diese die Silb-Illusionen durchschauen konnten, und niemandem mit einer großen Nase gefiel die Vorstellung, dass die Illusion, mit der er sie verkleinerte, bemerkt wurde.
    Als wäre das nicht schon genug, hassten die Menschen außerdem oft gerade die am heftigsten, von denen sie auch am meisten abhängig waren, und der Handel der Nabe war von den Gezeitenreitern abhängig. Ohne uns wäre die Nabe kaum mehr als ein rückständiges Dorf gewesen, das in keinerlei Kontakt mit den Ruhmesinseln gestanden hätte. Als Folge davon wurden wir Gezeitenreiter in den Straßen der Nabe voller Ehrerbietung und Höflichkeit behandelt, aber niemandem von uns entging, dass unter diesem höflichen Verhalten eine unterschwellige Feindseligkeit lag.
    Überraschenderweise befand sich Dasrick nicht im Ratsgebäude. Es schien, als wäre er nach Hause gegangen, um sich für die Ratsversammlung umzuziehen, die noch am gleichen Abend stattfinden sollte. Statt auf seine Rückkehr zu warten, beschloss ich, ihn zu Hause aufzusuchen. Der Weg dorthin war nicht sehr weit; als Rat wohnte Dasrick in einer der palastähnlichen Residenzen am Flussufer in der Nähe des Ratshügels.
    Es waren daher nur wenige Minuten vergangen, als ich die Glocke von Dasricks Herrenhaus läutete. Ein Laternenanzünder ging an mir vorbei, während ich wartete, und hielt eine Wachskerze an die Straßenlaternen, woraufhin sich ein sanftes Glühen die gepflasterte Straße entlang ausbreitete. Einen solchen Luxus gab es in Tenkor nicht, wo die Straßenbeleuchtung von der Großzügigkeit der Hauseigentümer abhing– genauer gesagt davon, ob sie ihre Türschwellen beleuchtet haben wollten oder nicht.
    Der Diener, der darin ausgebildet war, die Nuancen von Kleidung und Status zu erkennen, musterte mich von oben bis unten und bat mich um meine Visitenkarte. Als ich erwiderte, dass ich keine hätte, verlangte er nach meinem Namen und wen ich zu sehen wünschte. Meine Antwort genügte, um ihm eine Entschuldigung zu entlocken, dass er mich nicht sofort erkannt hatte; dann führte er mich augenblicklich in die Bibliothek. Kurz darauf kam Dasrick zu mir. Der Rat war damals in den frühen Fünfzigern, ein großer, gutaussehender Mann, dessen Haare an den Schläfen bereits ergrauten– ohne dass sein Aussehen, wie es hieß, durch Silbmagie beeinflusst wurde. Vornehm und weltgewandt: Diese Beschreibung hätte wohl am besten auf ihn gepasst, schätze ich.
    Er lächelte, als er mich sah, und trat zu mir, um mir die Hand zu drücken. » Elarn, es ist lange her, seit wir Euch in diesem Haus gesehen haben. Seid willkommen. Und Ihr seid gewachsen, wie ich sehe! Sollte ich Euch jetzt besser Syr-Gezeitenreiter nennen?«
    Ich musste zurücklächeln. Der Mann konnte wirklich äußerst charmant sein, wenn er

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