Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin
so lange zu überleben… er wird jeden Tag stärker.«
Ich nahm mir nicht die Zeit, über das nachzudenken, was sie gesagt hatte. Ich hatte Angst, sie wieder zu verlieren, fürchtete, die Flamme, die ich kannte, an die Dunkelmagie zu verlieren, und ich musste mich auf das konzentrieren, weshalb ich hergekommen war und warum ich mit ihr sprechen wollte. Hör zu: Ich werde bei dir bleiben, wenn du an Land gehst. Du kannst mir vertrauen, diese verfluchte Dunkelmagie kann mir vertrauen, dass ich dir keinen Schaden zufüge. Als Gegenleistung wirst du Kayed erlauben, mit seinem Schiff wegzusegeln. Ich stolperte über die Wörter, unfähig, mit meinen Schwanzfedern zu gestikulieren, während meine Hände sich unbeholfen anfühlten und die gepfiffenen Töne so ganz anders klangen als die von einem Vogel. Selbst in meinen eigenen Ohren klang es wie eine fremde Sprache. Ich hatte keine Ahnung, ob das, was ich sagte, für sie irgendeinen Sinn ergab. Sag ihm, dass der Fluch einer Dunkelmagierin sie alle töten wird, wenn sie jemals wieder über dich sprechen sollten, sobald der Zwang nachlässt. Dann werden sie schweigen. Seeleute sind ziemlich abergläubisch.
» Ruarth, bitte…«
Und dann verschwand sie, geschwächt und bedrängt, als hätte jemand die Lampe in ihrem Innern gelöscht. Die Person, die mich jetzt anstarrte, war Lyssal, die Dunkelmagierin. Sie schürzte nachdenklich die Lippen. Ich konnte sehen, dass sie darüber nachdachte, ob es möglich war oder sich lohnte, in dieser Sache zu betrügen, und dass sie sich fragte, wie sie einen solchen Handel zu ihrem Vorteil nutzen konnte.
» Also schön, wir haben ein Abkommen«, sagte sie schließlich. » Es ist mir egal, was mit ihnen passiert, solange sie nicht meine Pläne durchkreuzen. Aber du… es wird köstlich sein, deinen Schmerz mit anzusehen. Ruarth. Kaulquappe. Wer hätte das gedacht?« Sie lachte und trat zu mir, um mich zu berühren. Sie fuhr mit ihren Fingern spöttisch über mein Gesicht, eine Geste, die die Berührung zwischen Liebenden verhöhnte. » Ja, du bleibst bei mir, mein Beschützer. Hast du eine Ahnung, wie lächerlich du aussiehst? Storchenbein! Fischbauch! Wie kommst du nur darauf, dass eine Frau wie ich jemanden wie dich lieben könnte?« Ihr Spott schmerzte. Er zielte auf all meine Ängste und verlieh ihnen eine Stimme. » Ich freue mich auf den Tag, an dem ich mir wieder einen richtigen Mann ins Bett holen werde«, fügte sie hinzu. » Wie wird es sich dann für dich anfühlen, Ruarth? Wirst du beim nächsten Mal von Eifersucht geplagt werden, in dem Wissen, dass du es jetzt endlich sein könntest – und doch niemals sein wirst?« Ich spürte, wie meine Zuversicht schrumpfte und mein Selbstwertgefühl sank. Kaulquappe. Storchenbein. Dunstiger Niemand. Und sie war das Burgfräulein.
Ich versuchte, die Gedanken abzuwehren. Es war die Dunkelmagie, die aus ihr sprach. Es konnte nicht anders sein.
» Verschwinde«, sagte sie.
Ich verließ das Zimmer, und ihr höhnisches Lachen hallte hinter mir her.
Ich versuchte zu schlafen, aber es gelang mir nicht. Ich stand auf, schrieb eine Nachricht für Kapitän Kayed auf ein Stück Pergament, das ich aus Lyssals Kabine gestohlen hatte, und ging nach oben auf Deck. Er hatte ebenfalls nicht schlafen können und war heraufgekommen, um das Steuerruder zu übernehmen. Ich reichte ihm die Nachricht. Im Licht der Laterne, die über dem Kompass hing, las er die Worte. Seine Messerhand ruhte noch immer auf dem Steuerrad. » Es ist vollbracht«, hatte ich in meiner armseligen Schrift geschrieben. » Ihr segelt mit dem auferlegten Zwang weg, niemals wieder über sie zu sprechen; solltet Ihr es dennoch tun, werdet Ihr durch Dunkelmagie sterben.«
Er sah mich an und öffnete die Hand. Das Pergament wurde vom Wind erfasst und verschwand über dem Heck. » Und du traust ihr?«
Ich sagte nichts darauf.
Stattdessen ging ich zum Heck und lehnte mich gegen die Reling. Unter mir befand sich die Kabine von Lyssal. Das Kielwasser der Reizend war ein Pfad auf dem Ozean, der im Licht der Hecklaterne leuchtete. Vielleicht sah sie es von den zweiflügeligen Fenstern ihrer Kabine aus ebenfalls.
Ich musste über das nachdenken, was sie gesagt hatte, aber mein Geist schweifte immer wieder ab. Nicht Morthred. Sein Sohn. Morthreds Sohn hatte sie umgewandelt? Aber das ergab keinen Sinn. Die ganze Zeit, seit wir Cirkase verlassen hatten und bis wir auf Xolchaspfeiler angekommen waren, hatte es kaum einen Moment gegeben, in
Weitere Kostenlose Bücher