Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin
der wahrhaftig war. Ich war stolz auf sie. Ich liebte sie immer noch. Ich war so dumm wie immer und glaubte an etwas, das so flüchtig war wie Salz im Meereswind.
Wir blieben über eine Woche an diesem Strand und schliefen in einer Fischerhütte, die aus Treibholz zusammengebaut worden war. Es war ein Ort, der nur während der Zeit aufgesucht wurde, in der Muscheln gesammelt wurden; zumindest wiesen die leeren Schalen, die hinter der Hütte aufgeschichtet waren, darauf hin. Jeden Tag ging ich zu einem nahen Bauernhof und kaufte etwas zu essen. Ich zahlte bar– wenn es etwas gab, von dem wir viel hatten, dann war das Geld. Tatsächlich hatten wir Setu-Münzen, Edelsteine, Schmuck, Gold- und Silberbarren… einfach alles.
Den größten Teil meiner Zeit verbrachte ich damit, eine Grube auszuheben, in der wir diesen ganzen Kram vergruben. Lyssal ließ mich sämtliche Muschelschalen hinter der Hütte wegräumen und dann ein Loch graben, das tief genug war, um alle Seekisten bis auf eine aufzunehmen. Danach packte ich die Muscheln wieder an ihren Platz zurück, um jeden Hinweis auf die Grube zu verbergen.
Doch auch als ich mit dieser Arbeit fertig war, machten wir uns nicht gleich auf den Weg nach Brethbastei. Lyssal hatte als Folge der Magie, die sie eingesetzt hatte, immer noch die dunkelrote Farbe der Dunkelmagie an sich. Sie spielte über ihre Haut, wogte hinter ihren Augäpfeln, klammerte sich an ihre Finger und verflocht sich mit ihren Haaren. Wer immer zu den Wissenden gehörte, konnte sie auf den ersten Blick als Dunkelmagierin enttarnen, und Lyssal wusste nur zu gut, dass sie nicht mit Dunkelmagie befleckt sein durfte, wenn sie wollte, dass der Basteiherr sie heiratete.
Es war ein seltsames Intermezzo. Während der ganzen Zeit, die wir dort verbrachten, verhöhnte sie mich auf verschiedene Weise. Sie genoss es, mir Spitznamen zu verpassen, die mit meinem Äußeren zu tun hatten, und Kaulquappe und Storchenbein waren noch die harmlosesten. Sie verspottete mich dafür, dass ich ihr so ergeben war, nannte mich Schoßhündchen, Stiefellecker, Klette und benutzte auch andere, noch weniger schmeichelhafte Begriffe. Sie verhöhnte mich mit ihrem Körper, zog sich vor meinen Augen aus, fuhr mit den Händen über ihre Oberschenkel und badete nackt in den Untiefen des Ozeans oder streifte mich leicht, wenn sie an mir vorbeiging.
» Willst du mich nicht, Kaulquappe?«, fragte sie und leckte sich mit der Zungenspitze über die Unterlippe.
Meine Antwort war immer die gleiche. Ich lächelte und wandte den Blick ab.
» Wieso kommst du nicht her und küsst mich?«, fragte sie mich eines Tages. Sie war gerade aus dem Meer gekommen, wie immer nackt, und tropfte noch.
Ich trat zur Seite und reichte ihr ein Handtuch.
» Ich könnte dich so leicht töten, weißt du. Eines Nachts, wenn du schläfst…«
Ich nickte.
Ihre Augen blitzten. » Wie kannst du nur so sicher sein, dass ich es nicht tue, Storchenbein?« Sie trat näher und umschloss mein Gesicht mit ihren Händen.
Ich schob die Hände entschlossen weg und hielt sie etwas auf Abstand.
» Wie wird es dir gefallen, wenn ich mit dem Basteiherrn das Bett teile, Ruarth? Wie wird es dir gefallen, wenn er mit mir schl…«
Ich ließ sie los und ging weg.
Es war ein gefährliches Spiel, das ich da spielte; das wusste ich sehr wohl, aber ich konnte es einzig und allein auf diese Weise spielen.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, sprach sie wieder mit mir. Diesmal klang ihre Stimme unsicherer, verriet einen Zweifel in ihr. Die Frage, die sie dann stellte, überraschte mich, weil sie sie nicht schon früher gestellt hatte. Ich kann diese Szene immer noch vor mir sehen: Das Sonnenlicht strömte durch die zahlreichen Ritzen zwischen den Treibholzbrettern der Hütte, und Lyssal lag auf dem Bettzeug, das sie aus der Kabine des Kapitäns mitgenommen hatte, während ich auf dem Boden auf Sackleinen schlief. Das bereitete mir keine allzu großen Probleme; ich hatte schließlich bis dahin noch nie in einem Bett geschlafen. Was mich viel mehr quälte, waren der schmerzende Sonnenbrand und die unzähligen Stiche der Sandfliegen, die mir das Leben Tag und Nacht verleideten. Ich beneidete sie darum, dass die Überreste ihrer Dunkelmagie die Insekten von ihr fernhielten.
Ich war schon eine ganze Weile wach und lag einfach nur da und versuchte, eine Lösung für eine Situation zu finden, für die es keinerlei Lösung zu geben schien, als ich hörte, wie sie sich rührte. Sie rollte
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