Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin
reiner Magie, nichts weiter. Sie tat nichts. Sie existierte einfach nur. Als solches hätte Jesendas Silblicht sowie auch das Licht, das es verströmte, nur für sie selbst sichtbar sein dürfen oder für einen Menschen, der ein Wissender war. Ich hätte es nicht sehen können dürfen, es nicht kontrollieren können dürfen, und ganz sicher hätte ich es– wie ich das am Ende getan hatte– nicht auflösen können dürfen.
Nach fünf Tagen umfassender Nachforschungen stieß ich schließlich auf eine Information, bei der es um etwas ganz Ähnliches ging: Es handelte sich um den Bericht über zwei Zwillingssilben, die die Magie des jeweils anderen sehen konnten. Am Ende der Woche hatte ich mir lediglich bewiesen, dass es gelegentlich Verirrungen der Magie gab. Es war faszinierend, dass Jesenda, die sich auf eine Erinnerung an etwas stützte, das sie als Kind erlebt hatte, davon ausgegangen war, dass ich ihr Silblicht sehen und benutzen könnte. Faszinierend, aber nicht weltbewegend.
Tatsächlich war das, was in dieser Woche bei den Wahrern auf politischer Ebene geschah, sehr viel spannender. Der Rat der Wahrer trat zusammen, aber weder Fodderly noch Dasrick konnten aus der Wahl zum neuen Wahrerherrn als eindeutiger Sieger hervorgehen. Ein weiterer Todesfall unter den Räten führte zudem zu einer geraden Anzahl von Ratsmitgliedern, und die Stimmen verteilten sich genau halb und halb. Es wurde viel Überzeugungsarbeit geleistet, und ein zweiter Wahlgang wurde durchgeführt, bei dem beide Parteien versuchten, etliche Leute dazu zu bringen, die Seiten zu wechseln. Das Ergebnis war erneut ein Gleichstand. Nachdem dies in drei Tagen dreimal passiert war, berief man sich auf die Verfassung der Wahrer und griff zu der Lösung, die dort festgelegt war. Der älteste Kandidat, in diesem Fall Dasrick, wurde für die nächsten sechs Monate zum Vorläufigen Wahrerherrn ernannt, wonach eine neue Wahl stattfinden sollte. Mit anderen Worten, Dasrick hatte genau sechs Monate Zeit, um sich zu beweisen.
Ich ließ mich erst an dem Tag wieder bei der Gilde blicken, an dem ich meine erste Prüfung hatte, und musste eine Menge Hänseleien über mich ergehen lassen, weil ich eine Grippe vorgetäuscht hatte, um besser lernen zu können.
Als der neue Wellengleiter fertig war, schickte ich ihn mit dem nächsten Langboot zu Jesenda. Danach traf ich mich jedes Mal mit ihr zu einer Unterrichtsstunde, wenn ich eine Tour zur Nabe machte. Ich spekulierte darauf, dass dies eine wundervolle Gelegenheit sein würde, sie näher kennenzulernen, aber damit lag ich nur zum Teil richtig.
Gewöhnlich läutete ich am Gartentor des Herrenhauses von Dasrick– dem gleichen Haus wie bisher, da die Familie nicht in die Residenz des Wahrerherrn umgezogen war–, und ein Diener führte mich zum Bootshaus. Dort wartete ich, bis Jesenda kam. Sie war immer pünktlich, was auch sinnvoll war, wenn es um Flutwellen ging. Sie war immer allein und augenscheinlich auch immer tadellos gekleidet. Sie hatte ihren Sonnenschirm dabei, als würde sie einen Spaziergang durch die Gärten machen. Ihr Kleid, das bemerkte ich schnell, war nur eine Illusion. Sie trug bereits ihren Badeanzug– und nur den. Natürlich waren die Badeanzüge der Nabe konservativ geschnitten und bedeckten den Körper vom Hals bis zu den Knöcheln. Ihrer war allerdings enganliegend und betonte ihre körperlichen Merkmale auf eine Art und Weise, die mich erfreute. Als gesunder junger Mann hätte ich den ganzen Tag damit verbringen können, heimliche Blicke auf diese Konturen zu werfen…
Das Ärgerliche war, dass es während der Ruhephasen, die ich in der Nabe verbrachte, häufig nur eine Ebbe am Tag gab. Eine einzige Welle, und manchmal war Jesenda nicht einmal da. Dann gab es auch noch das Problem, dass man versuchen musste, diese Welle zu kriegen; wenn sie zum Beispiel zu langsam paddelte und sie verpasste, war unsere Stunde schlagartig vorüber. Sobald sie von der Welle herunterfiel, war die Lektion ohnehin beendet. Dann bedankte Jesenda sich gewöhnlich bei mir, und wir kehrten in das Bootshaus ihrer Familie zurück, in dem sie verschwand. Es war entmutigend. Unsere einzige gemeinsame Zeit war die, wenn ich sie in Position brachte oder hinterher wieder zurückzog (ich benutzte meinen Gezeitengleiter und mein Paddel dafür), oder während wir auf unseren Gleitern darauf warteten, dass das Wasser freigelassen wurde.
Sie lud mich nie ins Haus ein. Ich musste mich im Bootshaus umziehen, und wenn ich
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