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Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Titel: Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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solchen Zweispänners kostete natürlich etwas. Ich hatte mir zwar zunächst vorgenommen, überall zu Fuß hinzugehen, aber schon bald stellte ich fest, dass das nicht machbar war. Es regnete viel in der Nabe, und drei Meilen im Regen zu gehen war nicht die beste Form, um mit einem abendlichen Streifzug anzufangen. Dieselben drei Meilen im Dunkeln zurückzugehen war zudem die beste Art und Weise, um sich überfallen und ausrauben zu lassen.
    Meine finanzielle Lage wurde mir am zweiten Tag in der Nabe bewusst, als ich Jesenda wiedertraf. Sie hatte mich benachrichtigen lassen, dass ich sie am Nachmittag irgendwann zwischen vier und sechs aufsuchen sollte. Glücklicherweise hatte ich ein paar passende Sachen in meinen Koffer gepackt, und obwohl sie ein bisschen knitterig waren und Aggeline passenderweise verschwand, als ich ihr vorschlug, sie präsentabel zu machen, kam ich angemessen gekleidet im Haus der Dasricks an. Oder zumindest dachte ich das. Ich war mir dessen nämlich nicht mehr so sicher, als ich den anderen jungen Herren der höheren Gesellschaft vorgestellt wurde. Was in Tenkor als Kleidung eines höherstehenden Mannes galt, wäre hier kaum schön genug für die Bediensteten in Dasricks Haushalt gewesen. Dennoch schienen sich die jungen Damen, von denen so einige anwesend waren, gar nichts aus meiner schlichten Aufmachung zu machen. Offenbar war die Nachricht von meiner Heldentat bereits in den höheren Schichten der Gesellschaft der Nabe angekommen, und ich war zum Stadtgespräch geworden. Alle wollten mich jetzt kennenlernen. Die Männer wollten mich abschätzen und dafür sorgen, dass mein Status in den Augen der Frauen sank, sofern ihnen das möglich war; die Frauen wollten einfach nur mit mir scherzen und schäkern.
    Ein paar Monate zuvor hätte ich all dies auf überschwängliche Weise genossen. Jetzt hatte ich nur noch Augen für Jesenda. Sie begrüßte mich und sorgte dafür, dass ich– wie es der Ordnung entsprach– zuerst ihrer Gouvernante vorgestellt wurde. Diese war eine füllige Dame von etwa vierzig Jahren, die mich argwöhnisch beäugte. Dann waren ihre Freunde an der Reihe. Danach, so kam es mir vor, nahm sie meine Anwesenheit überhaupt nicht mehr wahr. Es ärgerte mich, und zwar hauptsächlich deshalb, weil ich nicht erkennen konnte, warum sie das tat. Beachtete sie mich einfach nur deshalb nicht, weil sie mich aufziehen wollte, oder war ich ihr wirklich so egal? Sie wirkte so selbstsicher, so zuversichtlich… Das Zentrum ihrer Aufmerksamkeit schien ein junger Mann namens Wendon Locksby darzustellen, ein gutaussehender Kerl mit einem jungenhaften, attraktiven Lächeln. Ein anderer junger Mann legte Wert darauf, mir klarzumachen, dass Locksby und Jesenda sehr enge Freunde waren. Locksby selbst tat so, als wäre es ihm wichtig, sich freundlich mit mir zu unterhalten und dafür zu sorgen, dass ich mich wohl fühlte. Er warf aber auch einen verwirrten Blick in meine Richtung, als ich die Reise von Tenkor zur Nabe beschrieb, und fragte mich dann: » Aber was ist daran so besonders, die ganze Zeit auf einem Stück Holz zu reiten? Sicherlich wäre es klüger und auch vernünftiger gewesen, das Langboot zu nehmen?« Ich konnte nicht erkennen, ob er einfach nur dumm war oder verflixt schlau.
    Ich zwang mich zu einem Lachen. » Endlich finde ich einen klugen Mann, der dieser angeblichen Heldentat ihren angemessenen Platz zuweist und sie in die Kategorie jener Dummheiten verfrachtet, zu der junge Männer nun mal fähig sind. Also auf Euch, Locksby.« Ich hob mein Glas in seine Richtung, und alle lachten.
    Etwas später gelang es mir zum ersten Mal an diesem Nachmittag, ungestört ein paar Worte mit Jesenda zu wechseln. Sie wollte mich gerade dazu überreden, die Spezialität des Hauses zu kosten: einen mit Zuckerguss überzogenen, mit feinem blauen Puder bestäubten Kuchen. Ich starrte sie verwirrt an. » Was ist das?«, fragte ich und piekte mit einer Gabel in die blaue Puderschicht.
    » Genau das, wonach es aussieht«, sagte sie mit einem Lachen. » Es ist Saphirstaub.«
    » Saphirstaub? Und das soll ich essen?«
    Sie nickte.
    » Das ist eine Illusion, oder?«
    Sie wirkte beleidigt. » Elarn, der Haushalt der Dasricks würde seine Gäste niemals auf solche Weise reinlegen! Das wäre viel zu… vulgär.«
    Mir kam der Gedanke, dass es wohl kaum etwas Vulgäreres gab, als einen teuren, zu Puder zermahlenen Edelstein zu essen– der wohl kaum den Geschmack der Speise verstärken konnte–, aber ich

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