Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin
übersprudelnde Geschäftigkeit nur noch unzufriedener.
Am Ende des Monats wusste ich, dass ich dieses Leben nicht dauerhaft führen konnte. Es war mir zu ziellos, was nicht einmal durch Jesendas Gesellschaft wettgemacht werden konnte. Ich wollte auf eine Zukunft hinarbeiten, in der es einen Platz für mich gab. Ich wollte unabhängig von der Mildtätigkeit meines Vaters sein. Ich wäre gern wieder in die Gilde zurückgekehrt; doch wenn das unmöglich war, dann wollte ich wenigstens etwas Besseres erreichen als das, was ich hatte.
Genau so war meine Situation, als an ein und demselben Tag zwei Dinge passierten, die beide mein Leben veränderten. Das erste war ein Gespräch mit Jesenda. Das zweite war, dass Aggeline an meine Tür klopfte, um mir zu sagen, dass im Erdgeschoss Besuch auf mich wartete, und ich beim Betreten des Morgenzimmers Thor Reyder vorfand. Er lehnte elegant am Kaminsims, und in seinem klaren Blick lagen all die dunklen Geheimnisse, von denen ich keine Ahnung hatte.
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Erzähler: Ruarth
Ich möchte Euch nicht mit Einzelheiten langweilen, wie Lyssal und ich schließlich ins Audienzzimmer des Basteiherrn von Breth gelangt sind; um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht einmal mehr sicher, ob ich mich überhaupt noch an alles erinnere. Wenn ich mich nicht irre, bezahlten wir einen Bauern dafür, dass er uns und eine unserer Seekisten auf seinem Ochsenkarren den langen Weg nach Brethbastei mitnahm. Dort wohnten wir eine Weile in einem angenehmen Gasthaus » Für vornehme Reisende«, wie zumindest das Schild über der Treppe behauptete. Von dort aus schrieb Lyssal einen Brief an den Basteiherrn, der schließlich in die Hände der entscheidenden Person am Hof gelangte, so dass wir zu einer Audienz eingeladen wurden. Ich glaube, wir waren etwa zwei Wochen in der Stadt, als die Einladung kam. Ihr wart damals noch nicht in Brethbastei, nicht wahr? Vielleicht sollte ich Euch dann ein bisschen über diesen Ort erzählen…
Bei Brethbastei besteht die Küste aus hohen Felsklippen aus Granit, riesigen steinernen Mauern, die so fest und stark sind wie ein gusseiserner Amboss. Kommt man vom Meer her, findet man nur eine schmale Öffnung in diesen Klippen, ein kahles, bedrohliches Tor, das zum runden, in einem Felskessel gelegenen Hafen führt, der auch als Höllenbottich bezeichnet wird. An der gegenüberliegenden Seite gibt es einen anderen Weg hinein und hinaus, da der Kolkfluss, der in den Hafen mündet, eine Schlucht in das Gestein gegraben hat. Ansonsten ist der Bottich von steilen, schwarzen Klippen umgeben– es ist ein schroffer Ort. Und doch handelt es sich auch um einen schönen, sicheren Hafen, den die Seeleute etwas respektlos Wäscherinnenbottich nennen, beinahe so, als würde eine kleine Namensänderung genügen, um ihn von seiner schrecklichen Geschichte reinzuwaschen. Er war nämlich, müsst Ihr wissen, einmal die Heimat der Seewölfe von Breth, jener mörderischen Vorfahren des Basteiherrn, die sich über die zwischen den Inseln verkehrenden Schiffe hergemacht hatten, bevor sie sich als etwas achtbarere Inselherren niederließen.
Die Stadt selbst? Nun, sie ist gegenüber von dem Tor zum Meer aus dem schwarzen Fels gehauen worden. Brethbastei ragt aufrecht aus dem Wasser und hat eine beeindruckende Ausstrahlung: beklemmend, dramatisch und immer noch durchtränkt von der Tragödie vergangener Leiden.
Ganze Scharen von Sklaven haben die verschiedenen Ebenen Zoll für Zoll aus dem Granit herausgehauen. Insgesamt waren es, wenn ich mich richtig erinnere, zwölf Ebenen– oder Adern. Sie trugen jeweils den Namen derer, die hier leben oder gelebt haben. Ganz oben befindet sich die Basteiherr-Ader mit dem weitläufigen Palast mitsamt seinen großen Fenstern und den geräumigen Balkonen. Darunter gibt es die Piraten-Ader, auf der sich die Unterkünfte des Sekuria und der Wachen sowie die Befragungszellen befinden. Auch die Palastbediensteten sind dort untergebracht. Dann kommt die Adeligen-Ader, die Händler-Ader, und so geht es immer weiter mit verschiedenen Handwerker-Adern, und jede nächsttiefere Ader ist ein bisschen weniger elegant, bis man schließlich ganz unten bei der Abschaum-Zeile ankommt: Einem Dutzend Höhlen, die sich hinter den Docks erstrecken und die Behausungen der Allerärmsten darstellen.
Aus dem Fels gehauene Straßen verbinden die Ebenen; während sie nach außen zu Licht und Wetter geöffnet sind, bestehen das Dach, das Pflaster und die andere Seite aus festem Granit. Hin
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