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Die Inselvogtin

Die Inselvogtin

Titel: Die Inselvogtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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Gegenteil, sie wirbelte alles durcheinander.
    »Nein … ich weiß nicht … «, stammelte Maikea.
    »Sieh mal, während wir die Waffen benutzen, stehlen, verletzen und vielleicht sogar töten müssen, um unsere Ziele zu erreichen, kannst du dein Wissen und deine Studien dazu benutzen, die Menschen zu befreien. Du kannst auf deine Weise viel für die Sache tun.«
    »Josef Herz hat immer gesagt: Wenn man den Menschen die Angst nimmt, macht man sie stärker. Und man schwächt diejenigen, die die Angst dazu nutzen, Macht auszuüben.«
    »Siehst du? Der alte Mann war sehr weise.« Ein Schatten fiel auf das Gesicht des Weißen Knechts. Auch er schien um den Juden zu trauern. Maikea war verwirrt. Was sollte sie nur tun?
    »Kennt Ihr Weert Switterts? Ein Ratsherr aus Aurich.
    Er hat mir angeboten, für den Fürstenhof zu arbeiten und meine Studien weiter fortzusetzen.«
    Der Weiße Knecht schaute interessiert auf.»Das ist großartig. So kannst du eine Menge erreichen.«
    »Aber ich würde für die Menschen arbeiten, die Josef Herz umgebracht haben!«
    »Das stimmt. Trotzdem kannst du die Unterdrückung und Machtgier des Fürstenhauses ablehnen. Und wenn die Menschen im Land durch dich verstehen, dass sie ihr Schicksal selbst in der Hand haben, werden sie unabhängiger sein vom Gerede über Schuld und Strafe. Dann entziehst du dem bigotten Brenneysen nämlich das Fundament für seine Macht.«
    »Wird es nicht aussehen, als krieche ich zu Kreuze? Weert Switterts wird triumphieren.«
    »Zeige ihnen deinen Stolz, den sie in all den Jahren nicht brechen konnten. Und beweise deinen Mut. Stelle Forderungen, statt zu kuschen. Schließlich hast du damals bei der Entführung alles riskiert, aber sie haben dich im Stich gelassen, sie haben dich benutzt. Der Fürst schuldet dir also etwas. Verberge vor ihnen, wie sehr sie dich durch den feigen Mord an Josef Herz getroffen haben, dann halten sie dich für unverletzlich.«
    Maikea wusste, er hatte recht.
    Aber statt sich zu freuen, war sie enttäuscht. Sie würde nicht an seiner Seite kämpfen. Schwermütig ließ sie den Kopf sinken.»Ich werde einsam sein, ohne Josef Herz … ohne Euch … « Doch dann huschte ein kurzes Lächeln über ihr Gesicht.»Zum Glück habe ich Jantje in Aurich wiedergetroffen.«
    »Deine Freundin aus dem Waisenhaus?«
    »Genau. Sie ist Kammerfräulein am Hof.« »Gerüchte erzählen, sie sei weit mehr als das … «
    »Es stimmt. Sie steht dem neuen Fürsten sehr nahe.« Mehr wollte Maikea nicht verraten, selbst dem Weißen Knecht nicht.»Jantje hat mich schon in Esens unterstützt. Sie wird mir auch jetzt eine Hilfe sein, wenn ich mich direkt in die Höhle des Löwen wage.«
    »Natürlich werden sie dich genau beobachten, Maikea. Weil sie ja von unserer Verbindung wissen.« Vorsichtig legte der Weiße Knecht seine Hand auf ihren Hinterkopf, eine Strähne löste sich und fiel über ihre Wange.»Es liegt nahe, dich als Spitzel zu verdächtigen. Du musst also vorsichtig sein und darfst auf keinen Fall Kontakt zu uns aufnehmen, sonst landest du schneller im Kerker, als uns lieb ist.«
    Sie hob ihren Kopf und blickte ihn an.»Und Ihr dazu … «
    Der Weiße Knecht strich ihr das Haar aus dem Gesicht.
    »Wir haben dasselbe Ziel. Doch wir müssen unterschiedliche Wege einschlagen. Du hast deine Begabung nicht umsonst in die Wege gelegt bekommen. Sie beinhaltet einen Auftrag. Vielleicht ist es tatsächlich eine Gottesaufgabe … «
    Der Weiße Knecht wurde von einem Zittern erschüttert. Aber er versuchte ein Lächeln.
    »Ihr glaubt doch gar nicht an Gott … «
    »Aber ich glaube an dich.«

10
    U m zehn Uhr am Morgen trafen die ersten Trauergäste ein.
    Vom Wohnhaus neben der Lambertikirche hatte Weert eine gute Sicht auf das Geschehen, das sich heute, am Tag des Fürstenbegräbnisses, in Aurich abspielte. Gerade stieg das dänische Königspaar aus der Kutsche. Ihre Hoheit Sophie Magdalene war die Schwester der Fürstenwitwe, und mit ihr war der ganze Hofstaat des Nachbarlandes angereist. Ebenso die Verwandtschaft aus Bayreuth, die über weniger prachtvolle Gespanne verfügte. Der starke Wind machte den Frauen zu schaffen, doch es gab genügend Bedienstete, die sich flink dazugesellten und mit Hilfe von extra aus England herbeigeschafften neumodischen Schirmen die Besucher vor Sturm und Regen schützten.
    »Bislang verläuft alles nach Plan «, stellte Weert erleichtert fest.
    »Nicht viel Zeit … «, gab Brenneysen von sich. Es ging mit seiner Gesundheit rapide

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