Die Inszenierung (German Edition)
wollende Halbinsel kennt keiner! Und das sagte sie so, dass ich nicht mehr zu fragen wagte, wie diese Halbinsel heiße.
Mir sollte der Krabbenfang gezeigt werden. Am Bootsrand ist eine Rolle montiert, da läuft die Leine ab, alle 40 Zentimeter ein Knoten, daran ein Stückchen Aal. Die crabs beißen sich an den Aalstückchen fest und lassen nicht mehr los. Sie sind too greedy. Und tatsächlich, wir hatten nach einer Stunde einen ganzen Korb voll. Immer in den Monaten mit – r –. Ich musste mich beherrschen, sonst hätte ich gefragt, ob sie mit den Krabben mich meinten.
Abends wurde bei Ferners gegessen. Frau Dr. Ferner schlägt noch ein Buch über Krabben auf. Die Seite, die sie aufschlägt, ist überschrieben: Sexual Behaviour. Sie ist 51. Also genau mein Alter. Sie bringt mich nachher ins Motel. Ihr Mann, 73, wird ein Pflegefall bleiben. Das kann ewig gehen. Krebs wäre besser. Ob ich morgen wiederkommen wolle. That caught me totally by surprise. Mir fällt keine gute Ausrede ein. Und zusagen kann ich auch nicht. Sie: Ich verstehe. Ich: Nein, nein, bitte, ich will unbedingt, nur … Sie: I got your number, gibt Gas, haut ab. Sie ist sauer. Was dieser Satz heißt, war klar durch den Ton, in dem er gesagt wurde. Der ganze Nachmittag, der ganze Abend, alles umsonst. Eine Anstrengung für nichts und wieder nichts. Und ich hatte mich zumindest in ihren Vornamen verliebt. Susan! Ich wollte ihr immer wieder sagen, wie reich und sanft ihr Vorname sei, verglichen zum Beispiel mit Ursula. Das kommt mir auch jetzt noch so vor. Susan. Kann eine Frau schöner heißen? Und wie sie mir die ganze Gegend erschlossen hat, nahegebracht hat! Die Yellow Pages melden für die Upper Eastern Shore 44 Kirchen und nur 27 Banken. Frau Dr. Ferner hat das gezählt und mir mitgeteilt als eine Einladung, hier mit Philosophie zu wirken!
Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Professor Dickinson irgendwann gegangen war. Sie hat einen schwarzen Labrador, der heißt Amos. Die Studenten sagen: Famous Amos. Zum Trinken gab es Rotwein. Spätburgunder aus Ungarn, sagte Frau Dr. Ferner. Als ich ein Zigarillo, Marke Willem zwei, anzündete, sagte sie: Die hat mein Mann geraucht, als er noch durfte.
Dass ich mich Frau Dr. Ferner überhaupt nicht verständlich machen konnte, zeigte sich, als wir uns das nächste Mal trafen. Ihr erster Satz: You are pretty smart, aren’t you. Ich hätte nichts dagegen, smart zu wirken oder zu sein, aber ich bin es doch nicht! Als ich sie hilflos bat, keine Witze zu machen, sagte sie: I’m serious! Und lachte laut.
Als ich heute Morgen in den Spiegel schaute, stellte ich fest, dass die Hälfte meiner Brauenhaare grau bzw. weiß sind. Über Nacht offenbar. Was wird Berti sagen? Als wir das letzte Mal zusammen vor einem Spiegel standen, lachte er plötzlich laut auf und rief: Wenn das nicht komisch ist, der ganze Kopf weiß und grau und die Augenbrauen rein schwarz. Das stimmte, damals. Was wird er sagen, wenn er jetzt kommt? In fünf Wochen ist es so weit.
Ach ja, das wichtigste Buch, das Lion Ferner geschrieben hat, heißt: Oneway to Romanticism . Lion Ferner war zehn, als er in New York ankam. Dabei hatte er 10 Dollars und eine Leika. Alle Emigranten, die nichts hatten, hatten damals eine Leika dabei, die sie verkaufen konnten. Jetzt liegt er mit acht anderen in einem Zimmer. Einer so schlimm dran wie der andere. Einer habe, als er in den Pool sprang, seine Wirbel gebrochen.
Als der eingesperrte Hund zum ersten Mal nachts hörbar wurde, war sein Geheul eine Bestätigung der Stille. Jetzt ist es nur noch ein Lärm der Qual. Er ist eingesperrt in einem der Autowracks, die hinter dem Motel herumliegen. Als ich Jimmy fragte, ob wir den Hund nicht befreien sollten, sagte er: Quatsch, as the Germans say.
Ein Immobilienhändler, sagte Frau Dr. Ferner, sei gekommen und habe ihr gesagt: Wenn sie dann allein sei, sei das Haus wohl zu groß. You will move, of course, habe er gesagt.
Und jetzt die roten Backsteinhäuschen, die Bürgersteige aus roten Ziegeln, das weiße Holz der Türen und Fenster. Das Washington College droben auf dem Hügel. Das Smith College drunten am Fluss. Es ist aber ein Fluss, der Ebbe und Flut hat. Wenn das keine Einladung ist, dialektisch zu sein!
Gute Nacht, Du lieber Augustus. Wenn ich der Präsident wäre hier, würde ich Dich einladen, nur noch hier zu arbeiten. Mit Rede und Gegenrede!
Liebster Augustus, bitte, sei auch Du ein bisschen ausführlich. Um uns nicht ganz zu verlieren, brauchen wir
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