Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)
Nezzar-Angrimur-Tempelkomplexes tiefe Nacht herrschte, sahen die Bewohner Aikmons zwischen den Sternen die Zeichen eines wüsten Gefechts mit Lasern, Energiefingern und Schutzschirmen, die eine halbe Stunde lang von Nord nach Süd lautlos über das Firmament tobten.
Eine Raumschlacht zwischen den drei patrouillierenden Schiffen der Raumgarde, von denen die Blockade aufrechterhalten wurde, und einem einzelnen Raumschiff, offensichtlich einem Blockadebrecher, zog sich mit blitzenden Lichteffekten dahin; offensichtlich stand etwas mehr hinter den Gerüchten, die sich die Bewohner des einstmals stolzen Aikmons zuraunten, während sie mit glanzlosen Augen in die Sterne starrten.
»Schaut hin!«, flüsterten unzählige Bewohner des Viermilliardenplaneten. »Ein Schiff will landen. Die Garde wird es vernichten!«
Die nachglimmenden Kondensstreifen zeichneten wirre Linien in den Nachthimmel. Ein lautloses Feuerwerk tobte lange Minuten am Firmament, dann wurden die blinkenden Positionslichter eines Schiffes im Landeanflug sichtbar. Es flog einen weiten Kreis und landete am Rand des verwaisten Raumhafens. Weit und breit war kein einziges Schiff zu sehen; die einstige Betriebsamkeit des Hafens war technischer Agonie gewichen. Anson Nadoor hatte sich in eines der wenigen Satelliten-TriâViso-Programme eingeschaltet und spielte einen bildlosen Aufruf ein.
»Volk von Aikmon«, ertönte eine Stimme aus den Lautsprechern rund um den Planeten. »Seit mehr als einem halben Jahr hält die Raumgarde auf Beschluss der abgesetzten Liga-Regierung die Blockade Aikmons aufrecht. Zwar ist der Planet weitgehend autark, aber Ihnen allen fehlt ein Vitamin, das in nahezu allen früher importierten Nahrungsmitteln enthalten ist. Sie kennen es – es ist das Anti-Entropie-Vitamin E=MM². Fast unvorstellbar kleine Mengen genügen, um das Leben weiterzuführen. Bleibt die dauernde Zuführung aus, beginnt eine lange Mangelerkrankung, die nach schmerzhaftem Siechtum zum Tod führt.«
Die Stimme schwieg eine Weile. Spitfire und Strongfort öffneten die Luftschleusen und atmeten die köstlich reine Luft des Planeten.
»Die Spacemaid, die soeben gelandet ist, hat dieses Vitamin, das in großen Mengen synthetisch hergestellt wird, für ein Viertel der planetaren Bevölkerung an Bord. Bevor wir uns entschließen, den Inhalt unserer übervollen Laderäume zu löschen, erwarten wir eine Abordnung aus höchstrangigen Vertretern der illegalen Regierung an Bord; es geht bei der Verhandlung nur um Geld, genauer: um unser Geld. Wir bedauern, keine Alternative gefunden zu haben. Aber die Revolution war nicht unsere Erfindung. Wir warten.«
Die Bevölkerung Aikmons schien langsam dahinzusiechen. Aber das fehlende Vitamin war nur ein Steinchen eines großen Mosaiks: Innerhalb weniger Tage hatte eine Zentralwelt jegliche Bedeutung verloren, und dieser Umstand wirkte machtvoller als das Fehlen eines Spurenstoffs. Der Zeitpunkt der Landung war nach intensiven medizinischen Beratungen gewählt worden; die Händler dachten nicht einmal daran, einen Planetarier gesundheitlich zu schädigen und nutzten die Effekte einer Massenpsychose aus, um die Revolutionäre zu schrecken. Binnen einer Stunde trieb der gesellschaftliche Aufschrei, der aus dem übereinstimmend geäußerten Willen der Bevölkerung aufstieg, eine Delegation krank aussehender Revolutionäre an Bord des Schiffes.
Don und Conradth empfingen die vier Männer mit eisiger Kälte, klirrender Unhöflichkeit und mit entsicherten Strahlern. »Meine Herren. Sie haben unsere Botschaft gehört und verstanden?«
Ein bleicher und schlaffer Revolutionär antwortete:
»Wir hoffen, dass nur die fehlenden Vitamine der Grund für die allgemeine Erschöpfung sind. Die Bevölkerung wird zusehends apathischer. Helfen diese Vitamine?«
Conradth spielte mit der Zieloptik der Waffe. Er glaubte, in dem Bärtigen den Revolutionsführer Uriah Zadek wiederzuerkennen; stark gealtert und hoch nervös. »Natürlich helfen sie; schnell und gründlich. Noch mehr würde die Aufhebung der Blockade helfen. Setzen Sie Salâm McWhitemount wieder ein, und vier Milliarden Individuen werden auch ohne Vitamine jubeln, wenn plötzlich Hunderte Schiffe landen.«
»Warum haben Sie dieses Wagnis auf sich genommen?«
»Wegen der Sorge um unseren Besitz.« deBlois’ Stimme troff vor Verachtung. »Wir haben uns mit der Raumgarde ein Gefecht geliefert, um Menschenleben zu retten. Wir gehören zu den Interstellaren Freihändlern, denen Sie 68
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