Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)
Jahr verstrich. Die Little Swan-Mountain kehrte mit der zweiten Gruppe Freizeitjäger und mit weiteren 205 Rohfellen zurück. Die Swinger Company, mittlerweile geschäftlich mehr als gesundet, reduzierte ihre Fertigungskapazität und stellte drei zusätzliche Modelle Jacken und Mäntel in die Kollektion ein; sie war zum Vorzeigeobjekt der Stadt geworden, und Amadanus Stayp wurde zum Manager des Jahres gewählt. Alle Sekretärinnen und Pilotinnen der zehn Freihändler fühlten sich in geschenkten Mänteln aus Psudonutria borealis wohl. Zwei Flüge nach Aikmon mit zwei Scheingefechten hatten zweimal 15 Milliarden eingeflogen und mit dem Medikament die düstere Stimmung der Bevölkerung hinweggefegt; Salâm McWhitemount beriet die Revolutionsregierung über die Modalitäten, die eine teilweise Aufhebung der Blockade einleiten sollten. Die Interstellaren Freihändler, fast schuldenfrei und finanziell unabhängig, begannen die Früchte ihrer Arbeit zu genießen; jener Anstrengungen, die vergeblich gewesen schienen. Karasingh Gargir betrachtete die Schmutzränder unter seinen Fingernägeln und begann dem Frieden zu misstrauen.
Wilyam Iove Siccine begann sich in der Ruhe des Goldenen Hauses zu entspannen. Teane Tweet hielt sich bei Derrald Bazoka auf, um ein vorläufig letztes TriâViso-Projekt zu besprechen. Der altertümliche Türsummer durchschnitt mit hässlichem Geräusch die Musik aus Siccines Lautsprechern – einmal, zweimal, dreimal und eindringlicher. Siccine fluchte unterdrückt, fuhr zum schwarzen Portal hinunter und öffnete es. Ein verwahrlost aussehender Mann breitete vor Siccine die Arme aus und sagte:
»Beurteilen Sie mich nicht nach meinem Aussehen, Mister Siccine. Ich bin Schauspieler; Künstler wie Sie. Wie viel ist Ihnen eine Information wert?«
Siccines Hand fuhr zum Griff seiner Waffe.
»Was haben Sie zu verkaufen? Wie hoch ist der Preis?«
»Heißer Tipp, Mister. Hinter Ihnen ist die böse Behörde her. Wollen Sie Einzelheiten?«
Siccine zog den Mann am Ärmel ins Haus, verschloss das Portal und fragte: »Welche Behörde?«
»Finanzbehörde und Raumgarde. Wirklich! Es stimmt! Ein MillEcum! Für Sie hängen Millionen drin, Mister.«
Etwas im Blick des ungepflegten jungen Mannes sagte Siccine, dass er kein Betrüger war. Im helleren Licht sah er, dass Kleidung und Gesicht künstlich gealtert waren. Er dachte kurz nach und sagte:
»Ich gebe ihnen in bar tausend irdische Credit. Einverstanden?«
»Ja. Her damit.«
»Die Kasse ist oben. Kommen Sie zum Lift.«
Im Büro sah sich der Fremde um, sagte: »Nett haben Sie’s hier! Bitte in kleinen Scheinen«, und hielt die Hand auf.
Siccine brummte:
»Auf meine alten Tage fange ich nicht an, unruhig zu werden. Wissen Sie, ich habe, was meine Geschäfte betrifft, ein geradezu unirdisch gutes Gewissen. Was will die Garde von mir?«
»Sie festnehmen. Sie, Ihre Freunde und alle anderen, die mit Ihrem Rauchwarenfummel zu tun haben. Grund: Unkenntnis der Gesetze schützt vor Strafe nicht.«
Siccine zahlte in kleinen Scheinen und verzichtete darauf, den Fremden mit der Waffe zu bedrohen. »Erzählen Sie – los!«
»In Ordnung, Mister. Übrigens: Ich bin Renee Pauer, meist arbeitsloser Schauspieler. Gestern war ich Statist bei einem TriâViso-Drama und bin mit ein paar halb betrunkenen Raumgardisten an irgendeinem Tresen im Hafen gesessen. Sie sagten, dass jetzt endgültig die Wahrheit herausgekommen sei. ›Welche Wahrheit‹, fragte die Barfrau. Die Touristenbüro-Union hat gegen Sie und Ihren Safari- und Pelzladen eine Anzeige erstattet. Warum? Weil Sie sich widerrechtlich die Nutzung eines Jagdplaneten gesichert hätten. Man, also Sie, habe keine Ansprüche angemeldet oder ausstrahlen lassen. Zuerst wollte die Garde nichts unternehmen, weil Sie sonst korrekt sind – aber dann entschloss man sich doch, der Sache nachzugehen. Es fehlt die Funknachricht, die dauernd ausgestrahlt werden muss.«
Siccine erinnerte sich. »Aber ...«
»Heute Abend sollen Sie verhaftet werden. Ihre Konten werden gesperrt, das Haus wird versiegelt, die restliche Ware beschlagnahmt. War das tausend Credits wert?«
»Voll und ganz.« Siccines Gedanken überschlugen sich. Er sah auf die Uhr: Etwa zehn Stunden. Er zündete sich eine Zigarette an, warf dem Schauspieler Packung und Feuerzeug in den Schoß und als sich der Rauch zur Decke kringelte, schloss Wilyam die Augen und entwickelte binnen weniger Lungenzüge eine Abfolge logischer Schritte, um sich und möglichst
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