Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)
TriâViso schaltete sich ein. Der Anwalt meldete sich und stellte sich vor. Noch während er redete, flackerte das Bild, und ein schneidiger Gardist im Offiziersrang sagte drohend:
»Tut mir leid, Mister Siccine. Sämtliche Verbindungen des Goldenen Hauses werden ab sofort von uns kontrolliert. Sie stehen unter Anklage; bleiben Sie, wo Sie sind – Flucht ist sinnlos.«
Siccine hob das Glas und brachte mühsam ein Lachen zustande. »Kommen Sie. Ich bin mit mir und dem Kosmos fertig. Ich mache ohne Anwalt keine Aussage. Ich warte auf Sie ...«
Etwa eine Viertelstunde danach, gleichzeitig mit der Ankunft des Anwalts und zweier seiner Sekretäre, öffnete Wilyam Iove Siccine das schwarze Tor. Ein Trupp Raumgardisten mit geschulterten Waffen stand davor; der Anführer sagte:
»Wilyam Iove Siccine – ich nehme Sie vorläufig im Namen unserer Organisation wegen erwiesener widerrechtlicher Aneignung bewohnter Planeten und wegen Nichtbeachtung der Artikel 4, 19, 37 und 92 der Verfassung fest. Alles, was Sie sagen, kann gegen Sie verwendet werden.«
»Auch ein fröhlicher Trinkspruch?« Siccine leerte das Glas und warf es über die Schulter gegen die goldene Hauswand. »Hier sehen Sie meinen Anwalt.«
»Kommen Sie bitte mit!«
Siccine, der mehr denn je das Gefühl hatte, in den Mahlstrom eines Schwarzen Lochs zu geraten, wurde zum Gleiter eskortiert. Der Anwalt vollführte vielversprechende Gesten hoffnungsfroher Tüchtigkeit. Siccine setzte sich in die harte Sitzschale und betrachtete die ausdruckslosen Gesichter der jungen Gardisten. Als der Gleiter anruckte, durchzuckte es Siccine: Vielleicht war die Idee Pompeo Davyd ral Roborghs doch nicht so grandios gewesen. Siccines Kapitel jedenfalls schloss mit Missklängen und hässlichen Schlussworten. Er lehnte sich zurück und murmelte resignierend:
»Ich geb’s auf.«
17. Kapitel
Etliche Desaster später ...
Wyliam Iove Siccine fröstelte und schüttelte sich vor Unbehagen. Die nervöse Spannung, die ihn kurz nach seiner Festnahme ergriffen hatte, nahm zu und würde bald ihren Höhepunkt erreicht haben. Zwar wurde die Zelle beheizt, in der er mit sich und wilden Gedanken allein war, aber er litt unter dem Gefühl der Einsamkeit, des Eingesperrtseins und des Bewusstseins, wieder einmal dem Zugriff des Schicksals erlegen zu sein und einen langen, schweren Kampf verloren zu haben. Wilyam überlegte, und die Gedanken bildeten verworrene Muster. Die Zelle, ein Kubus von drei Metern Kantenlänge war schäbiger als die mieseste Abstellkammer des Goldenen Hauses.
Boden und Wände waren mit Schaumfarbe von nervenberuhigendem Grün ausgespritzt und schluckten nahezu allen Schall; vermutlich sollte durch die Stille den Eingesperrten der Weg zu sich selbst erleichtert werden. Von der Decke fiel Licht in beschwichtigender Farbintensität auf Siccine, der in seinem untadeligen weißen Anzug von exzellentem Schnitt und hoher Qualität dastand. Auf der linken Brust des Anzugs prunkte in kunstvoller Stickerei ein Raumhelm mit steil aufragenden Adlerschwingen. Noch vor wenigen Stunden hatte Siccines Name über dem dritten Kapitel der Annalen geprunkt. Nun, in der Haft der Raumgarde, wusste er noch immer nicht, was er angeblich verbrochen hatte. Er war sich trotz heftigen Begrübelns keiner Schuld bewusst – und wo war der verdammte Anwalt?
Wo steckte Teane Tweet, seine Sekretärin? Hatte der Anwalt die Freunde benachrichtigt? Was würde sich als Grund der Festnahme herausstellen?
Fragen über Fragen. Siccine streckte sich auf der schlecht gefederten Liege aus, starrte die Decke an und begann, während er die winzigen Rhomboide der Leuchtdioden zählte, seine Idee weiter zu entwickeln: Hunde- und Katzenfutter aus Katzen- und Hundefleisch, geklont oder nicht, und anderen intellektuellen Schabernack. Durch die Stahltür hörte er das Summen des bewaffneten Robotposten, der durch den Korridor schwebte, dazu leichte Schritte eines Näherkommenden. Er murmelte in bitterem Selbstgespräch:
»Wenn das die einzigen Schritte sind, die zu meiner Befreiung unternommen werden, sieht’s düster aus, Wyliam Iove.«
Er zählte weiter. Wie alle zehn stellaren Händler war auch er mit Mut und guten Nerven gesegnet und hatte sich in jede Gefahr gestürzt, um viel Geld zu verdienen. Stets war die Arbeit von guten Einnahmen belohnt worden, und nun hatte Siccine in seinem Alleingang alles verloren. Seine Verzweiflung wurde schwarz und abgrundtief: Nach der Pleite auf Aikmon hatte
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