Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)
war – diese Auseinandersetzung würde wochenlang dauern. In sämtlichen Medien wurde das Spektakel mehrfach und ausgiebig abgehandelt, so lange, bis sich niemand mehr dafür interessierte, und das dauerte lange. Dank der Medien und vieler Kameras gab es mehr Bilder, als gebraucht wurden; der werbliche Aspekt war gigantisch: Die potentiellen Kunden stürmten das Büro und buchten wahre Fluten und Vormerkungen bei den Reisebüros wie die Besessenen. Irgendwo registrierten die Computer einer Künstlichen Intelligenz die Namen und Daten der zukünftigen Jäger ... was Anson Nadoor, der weder seine Blicke noch seine Finger von Marabenta Zada Atef lösen konnte, herzlich wenig interessierte.
20. Kapitel
Planetare Jagd-Erlebnisse, Umsatz, Perzente und die Folgen
Ihre Haut glich hellbraunsahnigem Samt. Ihre Augen waren wie Flammen, in denen stellares Wachs ferner Leidenschaft brannte. Jedes Wort ihrer seidigen Altstimme tönte in Nadoors kleinen, runden Ohren wie das Rasseln einer antiken Registrierkasse oder noch schöner. Marabenta Zadas Leidenschaft glich dem Feuer von Sonnenkoronen, und für sie war der vierzigjährige Anson Nadoor D’Artagnano wichtiger als das sternenflammende Zentrum der Galaxis. Marabenta Zada Atef von Temco VI war zwiefacher Doktor der Xeno-Wissenschaften, hatte bei Professor Seydenblum jr. promoviert und trug die Bürde, neun weitere stellare Händler und deren hochbezahlte Helfer kennenzulernen, mit natürlich-abgeklärter Würde und Heiterkeit. Bald war sie aller Liebling.
Innerhalb weniger Tage – bis die Händler Ronrico erreicht hatten –, nahmen die Buchungen für Nadoors Maharadscha-Safarireisen angsterregende Zahlen an. Es wurde ernst.
Die Versicherung zahlte die Schäden, die der Saurierauftritt verursacht hatte, die Rechtsanwälte stellten mit ihren Schecks jene Geschädigten zufrieden, die gegen die Händler Anzeige erstattet hatten. In den Buchungsbüros speicherten sich die Adressen der potentiellen Safariteilnehmer. Die Werbeunterlagen wurden verschickt, so dass jeder Gast bald wusste, was ihn erwartete, und wie er sich mit welcher Ausrüstung zu verhalten habe. Und die KIs stellten nach Ronricos Spezifikationen Kopien der Adressen und ausgefüllten Fragebögen her; jeweils zwei Kopien.
Sowohl auf Ronrico als auch auf Kobenah ereigneten sich nahezu gleichartige Werbeauftritte. Binnen weniger Tage erreichten die Anmeldungen Rekordziffern, und auch in den Hauptbüros dieser beiden Welten wurden Kopien hergestellt. Peet und Anson kontrollierten die Buchungsbüros, rechneten und planten, zahlten die Strafen, die ihnen wegen groben Unfugs diktiert worden waren und landeten schließlich wieder auf Terra. Dort erhielten Frank van Koontz und Fred Vasilev Maliq ihre Honorare und überraschten auf einer Party die Gäste mit kleinen, himmelblauen Spielzeug-Robotsauriern, die den bekannten Werbetext abspielten, wenn man auf eines ihrer Augen drückte. Noch immer beschäftigten sich die Medien mit den stellaren Händlern und deren Vorhaben. Und Anson Nadoor beschäftigte sich lustvoll mit Marabenta Zada.
Nachdenklich betrachteten Nadoor und Marabenta den kleinen Saurier, der vor ihnen über den Teppich spazierte und sein Werbegeschrei ausstieß. Gedankenlos murmelte Nadoor:
»Umsatz!«
Bei Kerzenlicht, stimmungsvoller Musik und altem Bordeaux räkelten sich Marabenta und Anson auf seidenen Laken. Marabenta strich ihr zebroides Haar in den Nacken und antwortete leise:
»Perzente! Du scheinst verblüfft über deine eigene Geschäftstüchtigkeit, nicht wahr? Die Plastiktierchen sind schon jetzt ein Verkaufsschlager. Jeder Saurier eine Lizenzgebühr!«
»Jeder Saurier und jeder Megabär pseudonutria borealis !«, bestätigte Nadoor. »Und eine halbe Million Kunden – bisher.«
Eine halbe Million Safariteilnehmer für vorläufig 500 freie Betten in den Kunststoffhäusern! Die Einkünfte schienen für eine kleine Ewigkeit gesichert. Fünfundvierzig Tage Safari kosteten in der Standardversion 12 500 Ecum, einschließlich eines Ausflugs nach Q.-Market, der ärmlichsten Kleinsiedlung am Rand der bewohnten Galaxis.
»Wollen wir die erste Gruppe Jäger begleiten, Ansie?«
Er strich zärtlich über ihren seidigen Rücken.
»Selbstverständlich. Für uns sind Kabinen auf der Huckleberry Finn reserviert.«
Der Saurier schrie ein letztes Mal und verkroch sich unter einem niedrigen Möbelstück.
Xassyra Bonnevie, die Leiterin des Hauptbüros in Cité d’Nice II
Weitere Kostenlose Bücher