Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)
des Zelthauses den Raumanzug an. Gargir verließ die Hauptkuppel durch die Schleuse und sah zu, wie das Schiff zuerst als Lichtpünktchen, danach mit blinkenden Lichtern und flammenden Triebwerken zu kalkweißen Landescheinwerfern sich auf den Raumhafen der Reparaturwerft senkte. Gargir fuhr mit dem Montagegerät bis zur Luftschleuse des Schiffes und suchte nach der richtigen Sprechfunkfrequenz.
An den Streifen und Aufschriften des Raumanzuges erkannte Gargir den Raumfahrer, der ihm entgegenkam, als Kapitän. Er spürte, wie der Käpten den Helm gegen Gargirs Helm presste und hörte:
»Kommen Sie bitte an Bord. Wir haben etwas, mit dem keiner meiner Männer klar kommt.«
»Was ist es?«
»Ein TriâVisogerät, das sich seltsam verhält. Unsere defekte Elektronik ...«
Gargir folgte ins Schiff. Die Schleuse schloss sich. Grüßende Raumfahrer liefen aufgeregt umher, als die Männer im Unterschiff zwischen Lastenstapeln auf einen Niedergang kamen, einen Korridor betraten und vor einer Tür stehen blieben. Der Kapitän öffnete sie mit einem Impulsschlüssel und sagte:
»Hier, in der Ecke.«
Gargir erkannte im zitternden Riesenbild keine Einzelheiten. Er versuchte die Anlage mit einigen Griffen zu justieren und sah flüchtig in eine düstere Landschaft hinein, in der vier Pflanzenarten wucherten: eine glich einem vertrocknetem Baumstumpf mit silbernem Wipfel, eine andere einer bronzenen Orchidee von phantastischen Ausmaßen, eine dritte dem schlanken Büschel weißer Wedel und die letzte schien ein unförmiger grauer Kohlkopf mit weißen Früchten zu sein. Gargir zog aus seinem Anzug einen magnetischen Vielzweckschraubenzieher und sagte:
»Ich glaube, das kriegen wir schnell hin.«
Er klappte ein Stück der Verkleidung herunter und bewegte die Schrauben der Feineinstellung. Die Farben des Bildes wurden naturgetreu und durchdringend. Als der nächste Regler sich bewegte und das Bild sich stabilisierte, glitt hinter Gargir unbemerkt ein Panzerschott zu. Er fuhr fort, das Bild abzustimmen und merkte, wie das Schiff vibrierte; es senkte sich auf der Plattform in die Reparaturgrube hinunter. Mit der letzten Feineinstellung klärte sich das Bild völlig; ein Hologramm baute sich auf und zeigte die wahre Natur der Darstellung.
Aus dem vertrockneten Baumstamm wurde die in Leder gehüllte Gestalt Conradth deBlois’, aus der bronzefarbenen Orchidee entstand der zutiefst wütende Peet Malinowski; dem weißen Wedel entspross Wilyam Siccine, und der Kohlkopf entpuppte sich als Howard Yulsman. Nach einem langen Blick in vier wütende Gesichter begriff Karasingh, dass er sich in einer höllischen Falle befand. Die Vibrationen entstammten herkömmlichen Triebwerken, die mit Höchstlast arbeiteten.
Peet sagte mühsam beherrscht: »Tröste dich. Freund. Wir sind auf die gleiche plumpe Art hereingefallen – klarer Fall von Kidnapping.«
Gargir drehte sich zum Bild seiner Freunde herum und holte tief Luft.
»Nicht schreien, Karasingh!« Siccine lachte kurz. »Bald werden wir Zehn vereint sein. Bisher wissen wir nur, dass niemand die Aktionen beobachtet hat. Wir brauchen uns nicht zu sorgen, dass wir gefunden werden.«
»Weil nämlich niemand nach uns sucht«, führte Yulsman aus.
Malinowski knurrte: »Seltsamer Unfug! Ich wüsste gern, wo wir uns befinden, und wer die Leute mit den Sonnenschutzmasken waren. Und einem großen S auf der Brust. Wir sind in einem brauchbaren Raum eingesperrt ...«
Yulsman spreizte ärgerlich fauchend seine Krallen. »..., in dem wir die anderen Freunde erwarten. Wer hat unsere Positionen verraten?«
»Keiner von uns.« Gargir beherrschte sich. »Verrat ist undenkbar!«
Das Schiff, merkte er, entfernte sich mit höchster Beschleunigung vom Werkstattplaneten Cockaigne. Gargir zog den Raumanzug aus, setzte sich und wartete auf kommende Ereignisse. Das Leben versprach, wieder spannend zu werden.
Die Gemahlin Karasinghs blickte zum letzten Mal auf die diamantbesetzte Uhr, hob die Laute über den Kopf und zerschmetterte sie auf dem Kopf eines halbmeterhohen steinernen Wüstenfuchses. Sie winkte einem Robot und deutete auf das Gewirr aus Splittern und Saiten; ihre Stimme scheuchte die Grillen der Oase auf.
»Männer! Immer wenn sie billige Ausreden gebrauchen, ist etwas faul! Er, das Schiff reparieren – er hat Sehnsucht nach dem pseudointellektuellen Geschwätz seiner Freunde! Oder sollte es vielleicht seine Sekretärin sein, die schöne Clarity?«
Ihre Blicke irrten durch das Halbdunkel.
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