Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)
dem Start: Die Story glitt aus dem Hyperraum und rematerialisierte in der nahezu sternenlosen Schwärze, dem All zwischen den Sterneninseln. Eine Perlenschnur farbiger Sonnen, mit völlig unterschiedlichen Abständen und keineswegs entlang einer Geraden, verband links von der Flugbahn die Galaxis und die K.M.W. Intergalaktische Jetstreams, Filamente und Staubwolken glühten in faszinierendem Licht und in Farben, für die es noch keine Namen gab. Vor den Optiken des Schiffes lag das Ziel.
Annähernd rund-oval, flachgedrückt, an den Rändern unregelmäßig und zerfranst, ausgefüllt von Tausenden Sonnen aller Größen, Farben und Helligkeitsklassen des Hertzsprung-Russel-Diagramms hinter hauchzarten Staubschleiern, mit der heimatlichen Milchstraße durch ein Band aus Sonnen und intergalaktischer Materie verbunden wie durch eine kosmische Nabelschnur. Pompeo hielt seine Hand über ein Schaltfeld und sagte in ein Mikrofon:
»Freunde und Freundinnen. Es lohnt sich, in die Pilotenkanzel zu kommen.« Seine Stimme war in jeder Passagierkabine zu hören. »Schaltet alle die Vorausschirme ein. Vor uns breitet sich das Zielgebiet aus. Das große Abenteuer.«
»Danach wieder in den Hyperraum, Chef?«, fragte Nurch.
»Ja. Mit unverminderter Geschwindigkeit.«
Die Freihändler und ihre Freundinnen betrachteten in ehrfürchtigem Schweigen die Sternenwolke. Schließlich sagte Anson Nadoor:
»Schön und gleichermaßen gefährlich! Sehr fremd und verheißungslos.«
Pompeo nickte und betrachtete einen dünnen Schleier, ein Filament, das sich um eine Sonne zu wickeln und in den Raum hinauszugreifen schien, strahlend und funkelnd und überzeugend exotisch.
»Was erwartet uns dort voraussichtlich?«, rief deBlois ins Cockpit.
»Das wissen wir nicht«, gab Strongfort zurück. »In jedem Fall etwas, das wir nicht erwartet haben.«
Die Freihändler ahnten, dass diese Bemerkung durchaus zutreffen konnte.
In den Laderäumen der Final Story stapelte sich ein Querschnitt aller Waren, die von den Händlern verkauft, getauscht und vertrieben wurde. Von Alaun bis Zahnpasta, Anrufbeantworter bis Zerrspiegel. Ebenso E=MM²-Antientropie-Vitamine wie Yulsmans Nesyn-Kristalle von Sart Pantaläus. Im Angebot fehlten nur Monde, Planeten und Sonnen. Die Schiffskorridore waren mit einer repräsentativen Auswahl aller Kunstobjekte dekoriert, die auf Talvynder entstanden waren. Teane Tweet Vlamengoa, ein halbgefülltes Glas Champagner in den samtbraunen Fingern, erschien in der Steuerzentrale, versenkte den Blick ihrer dunklen Augen in die faszinierende Darstellung der Wolke und sagte leise:
»Ich glaube, und Siccine glaubt es auch, dass wir schon jetzt unsere Fahne hissen sollten.«
Auf dem durchsichtigen Band um die Mitte des kugelförmigen Schiffes leuchteten die Buchstaben des Namens auf. Gleichzeitig emittierten sie Impulse aller bekannten und technisch zu erzeugenden Wellenlängen; Signale an denkbare Planetarier. Nach einer langen Serie astronomischer Prüfungen war eine Zielsonne ausgesucht worden, auf die das Schiff in unterlichtschnellem Flug zusteuerte.
Ramon Llulls Maschine hatte für Peet Malinowski, bevor er sein Schiff für diese Reise verließ, eine Serie kryptischer Statements von sich gegeben. Jetzt, als er im Hologramm die weißgelb lodernde Sonne betrachtete, fielen ihm einige der Bemerkungen ein; jene Llullschen Geisteswesen, von denen die Begleiter des Zentralfeuers bewohnt waren, sollten angeblich ebenso strahlende Sonnen-Gedanken hegen. Peet zuckte mit den breiten Schultern und wartete, bis die Voraus-Ortung ihre Impulse in Informationen für Vaucoleur , den Autopiloten, umgesetzt hatte.
»Zehn Planeten!«, murmelte Cearena Jetstar. »Für jeden von euch ein Planet. Ha! Die zweite Welt ist von bemerkenswerter Größe.«
Langsam verdichteten sich Daten. Es konnten keine Funkwellen aufgefangen werden. Immerhin fünf Planeten besaßen Gashüllen. Scheinbar langsam näherte sich die Story der Wolke. Die Verlängerung der Flugbahn zielte auf das Zentrum, das noch hinter Sternen und Gaswolken verborgen war. Cearena wertete die hereinkommenden Daten aus und fragte:
»Wollt ihr das Planetensystem anfliegen?«
»Ein System ist so gut wie ein anderes – irgendwo müssen wir anfangen.«
Pompeo und Nurch verständigten sich mit einem langen Blick. Der Fürst nickte. Die Final Story glitt in ein kurzes Hyperraummanöver. Eine Stunde lang herrschte auf sämtlichen Schirmen das pulvrig-marmorierte Grau der übergeordneten
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