Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)
gespült und getrocknet wurden, gingen die Händler nicht nur niedergeschlagen, sondern auch mit verdorbenen Mägen schlafen.
Der Nachtmahr, der mit triefenden schwarzen Schwingen um die Story flatterte, hielt reiche Beute. Am nächsten Morgen erwachte selbst Karasingh Gargir nicht als Falke, sondern als lahme Krähe; der letzte Versuch stand bevor.
Literatur!
»Perzente«, krächzte er und fiel in seinen Sessel. Er würde nur einen kurzen Vortrag halten und dann das Signal geben: Geschulte Sprecher hatten Auszüge aller von den Händlern vertriebener Bücher und Lesechips auf Holoformate gesprochen. Die Erfindung von ShopArt war hier schon seit Jahrhunderten bekannt; mit diesem Programm traten die Händler gar nicht mehr an.
Mehrere Stunden lang lauschten Magellanier und Händler den Vorträgen. Die Texte, Orchideen im Blumenmeer der Belletristik, entzückten Ohr und Herz der Zuhörer. In der Magellanschen Wolke dufteten selbst die Orchideen! Aber auch hier ging der Vergleich zu Gunsten der Gastgeber aus. Karasingh Gargir hätte Unsummen für die Rechte und die Übersetzung bezahlt, um eine dieser Kostbarkeiten auf Talvynder zu verlegen und verkaufen zu können; der Verleger eines Buches schenkte Gargir den Text. Es würde eine Billiardenauflage ergeben, dachte Gargir gedemütigt und nahm aus verletztem Stolz das Geschenk an. Die Veranstaltung endete; Gargir zog ein winziges Kühlgebläse aus dem Ärmel seines Burnus’ und trocknete seine schweißnasse Stirn. Dann begann er mit seiner Abschiedsrede.
»Freunde zwischen den fremden Sternen!«, sagte er wehmütig. »Sie haben den Versuch eines repräsentativen Querschnitts unserer Kultur gesehen. Sie haben entschieden, dass die Waren, Artikel, Bilder, Künste und Speisen unserer Galaxis weniger gut sind als Ihre, und auch nicht so grundlegend anders, dass dies ein Reiz sein könnte. Wir Händler, die bisher mit jeder Welt, die wir betraten, handeln konnten, schämen uns – wir hätten Pädagogen, Raumschiffmechaniker oder Kanzleisekretäre werden sollen. Wir werden nicht wieder den Versuch unternehmen, Ihnen etwas anzubieten, um mit Ihnen Handel treiben zu können. Sie brauchen nichts von uns, wir haben nichts Neues anzubieten ... es tut uns Leid. Ich danke Ihnen, unseren Gastgebern, im Namen meiner Freunde und unserer Kultur für die große Aufmerksamkeit und die Bereitwilligkeit, mit der unsere Arbeit ermöglicht wurde. Danke!«
Er setzte sich und sah zu, wie die meisten Aufnahmegeräte und Scheinwerfer abgeschaltet wurden. Nach einiger Zeit ging er zu Nehr-alth auf die Terrasse und betrachtete bekümmert die Brandungsvögel.
»Aus. Pompeos Kapitel ist beendet. Grau und unscheinbar.«
»Nun? War es sehr schlimm?«
Gargir nickte. Er wusste, dass er einen grimmigen Humor besaß, eine schlagfertige Zunge und eine unverwüstliche Selbsteinschätzung – und noch einige andere Tugenden dieser Art –, aber jetzt fühlte er sich am unbestreitbar tiefsten Punkt dumpfer Verzweiflung.
»Es war sehr schlimm. Nichts hat euch überzeugt. Das ist für uns ebenso vernichtend wie für den Homo sapiens galacticus in seiner Gesamtheit. Er hat galaktisch versagt.«
Nehr-alth zuckte mit seinen breiten Schultern und blickte Gargir aus großen, schwarzen Augen forschend an.
»Es trifft dich persönlich, wie?«
»Ich kann es nicht genau definieren. Wir wissen, dass wir zu dumm sind, herauszufinden, was ihr im Gegensatz zu uns nicht habt.«
Nehr-alth lachte versöhnlich und sah zu, wie die Halle aufgeräumt und die Spuren der Übertragungsschlachten beseitigt wurden. Er winkte einer seiner Gespielinnen und fragte:
»Was habt ihr jetzt vor?«
»Wir schlafen uns aus, heilen unsere erschütterten Nerven, beruhigen unser Unterbewusstsein und träumen von angenehmen Dingen.«
»Ich wünsche euch viel Glück dabei. Bleibt ihr weiterhin meine Gäste, oder wollt ihr euch auf anderen Welten und anderen Teilen der Galaxis umsehen? Ihr seid überall bekannt und herzlich eingeladen.«
»Das werde ich dir in einigen Tagen genau sagen können, mein Freund«, erwiderte Gargir und rief einen Robotgleiter zur Treppe der Terrasse. Er musste mit sich allein sein, um die Niederlage verarbeiten und verkraften zu können.
Später schlenderte er gedankenlos durch die Straßen, grüßte die Planetarier, spazierte zwischen den Hecken eines Parks und geriet tiefer in den Trubel der Innenstadt hinein. Er dachte bisweilen an einzelne Erfolge, Misserfolge, Erfahrungen und Hochstimmungen des
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