Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)
verschränkte die Arme vor der Brust und spreizte die Beine.
»Du bist Lus Ocaar, der Raumfahrer?«, sagte eine Stimme aus den Reihen der Brüder. Lus blickte zum Kreuzgewölbe hinauf und antwortete:
»Weshalb fragst du? Es gibt nur einen Raumfahrer, und der bin ich. Der letzte, den Goster euch geschickt hat.«
»Bist du der Mann, der uns belogen hat?«
Lus hörte den sarkastischen Tonfall und starrte über die Brüder der Gerechtigkeit hinweg.
»Ich weiß nicht, wovon ihr redet, Brüder.«
Eine andere, drohende Stimme fragte, und ihr Hall brach sich an den steinernen Wänden.
»Hast du die Sprache verloren? Wir sprechen von dem Monstrum, das du verborgen hältst.« Lus wurde bleich, schluckte so unauffällig wie möglich und versuchte das bleiche Gesicht des Fragestellers unter der Kapuze zu erkennen. »Woher hast du dieses Monstrum?«
»Vom zweiten Planeten.« Lügen war zwecklos; man hatte das Monstrum gesehen. Jetzt aber war es gut verborgen. Einer der Brüder fragte:
»Wie viele Monstren leben dort?«
»Keine.«
»Du lügst!«, schrie ein Bruder und schlug mit der Faust auf die Brüstung. Lus widersprach.
»Nein. Das Monstrum war mit den anderen im Schiff.«
»Und wo sind diese – anderen?«
»Sie sind alle tot«, sagte Lus ungerührt und versuchte sich zu fassen. »Das Schiff ist gestrandet. Das eine Monstrum, das nicht tot war, nahm ich mit.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Ghermenes, den Lus flüchtig kannte. Mit unüberhörbarem Hohn in der Stimme antwortete der Raumfahrer:
»Dann nimm ein Schiff und sieh selbst nach!« Er wusste nur zu gut, dass keiner der Brüder in den Raum hinaus konnte.
»Warum hast du uns das Monstrum verschwiegen? Sprich!« Ghermenes schrie: »Du bist deiner Aufgabe untreu geworden! Du solltest den Samen holen, wie Goster es befahl! Und du fängst Monstren!«
»Das ist nicht wahr«, beharrte Lus. »Habe ich nicht gebracht, was verlangt wurde?«
Nach kurzem Schweigen sagte ein anderer Bruder:
»Nun, Lus – du wirst das Monstrum vor dieses Tribunal bringen.«
»Genau das«, erwidere Lus, »werde ich nicht tun.«
»Das Monstrum wird auf die gleiche Weise kommen, wie wir dich geholt haben.«
Lus lächelte. »Das wird es nicht. Ihr habt es versucht. Aber warum ist es nicht gekommen?« Plötzlich brach es aus Lus hervor: »Wollt ihr es wissen? Goster wollte nicht, dass das Monstrum käme. Das war es. Er sagt uns, wir sollen Kanäle bauen – wir taten es. Goster gibt uns Gesetze und neue Männer, wenn wir sie brauchen. Er gibt uns Nahrung, wenn die Felder nichts mehr tragen. Goster tut stets das Richtige. Seine stählerne Seele verbietet uns Dinge, die falsch sind. Warum fragt ihr ihn nicht? Oder habt ihr ihn etwa gefragt und keine Antworten bekommen?«
»Schluss jetzt!«, brüllte einer der Brüder. »Das ist Sakrileg. Es ist nicht deine Sache, mit uns über Goster zu diskutieren. Sprich, oder du kommst unter die Folter ... Wie sieht das Monstrum aus?«
Lus lächelte verhalten und betrachtete Goster, der auf dem steinernen Sockel mitten im Tempel stand; leuchtende Platten, Lichterreihen, Schaltkreise, Lampen und Uhren, die unaufhörlich blinkend vage die Umrisse eines Körpers formten. Warum redete Goster nicht? Oder würde er für immer schweigen?
»Eigentlich ist uns das Monstrum sehr ähnlich. Es hat den gleichen Körper mit weniger Muskeln, die Gesichtszüge sind anders, das Haar länger. Es hat keinen Bart, und es ist weicher und glatter. Und wenn man es anfasst ...«
»Was meinst du damit?«
Lus versuchte mit den Händen zu demonstrieren, was er meinte. Er beschrieb wölbende und kurvende Gesten.
»Und was machst du mit ihm?«
Lus wurde verlegen. Die Brüder flüsterten miteinander. Lus verlor seine Selbstsicherheit und stotterte: »Alles Mögliche.«
»Das ist keine Antwort. Was soll das heißen?«
»Ihr könnt mich nicht verstehen.« Lus schwieg, und die Brüder waren neugierig und drängten. Flehend sah er zum allmächtigen Goster hinüber und flüsterte inbrünstig: »Sprich! Sag du es ihnen!«
Aber Goster schwieg.
»Ruft den Zeugen.«
Wieder öffnete sich das Portal. Einer der Kanalarbeiter kam herein und trat an die Brüstung. Lus ahnte Fürchterliches. Der Zeuge berichtete, dass das Monstrum nicht mehr allein war. Vor einiger Zeit war es mit einem anderen Monstrum gesehen worden. Einer der Brüder schrie verblüfft:
»Zwei Monstren?!«
Das andere Monstrum war noch so klein, dass es getragen werden musste. Lus wünschte dem Zeugen einen
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