Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)
eine einzige Sehne da ist, werden sie kommen und gehen. Sie tasten aber Krallen, Zähne, Knochen und Fell nicht an. Ameisen mögen dieses Zeug nicht.«
Yulsman sicherte seine Waffe und zündete sich eine Zigarette an. Er dachte eine Weile lang nach, dann sagte er:
»Diese netten, reizenden, unbezahlbar fleißigen Tierchen! Wir werden in Zukunft die Bären aus der Decke schlagen, hier, an Ort und Stelle, wo sie geschossen wurden.«
»Und in der Nähe eines Ameisenhaufens liegen lassen. Dann bekommen wir makellose Felle, an denen nicht ein Fäserchen Haut oder Sehne ist!« Peet sah kopfschüttelnd den Ameisen zu; es schienen allein in der Nähe dieses Kadavers Hunderttausende oder vielleicht Millionen zu sein. »Los!«
»Was – los?«
»Umorganisieren, Howie. Wir holen die Robots und programmieren sie auf ein geringeres Programm um. Dann ersparen wir uns auch das Zusammenkoppeln der Gleiter.«
»Wenigstens überall dort, wo es genügend Ameisen gibt.«
Peet schaltete das Funkgerät ein und berichtete den anderen von ihrem erstaunlichen Fund.
Die Savanne war voller Bärenrudel, dahintrabender Pseudosaurier und Ameisenbauten, über denen in unterschiedlicher Höhe Wesen schwebten und flatterten, die wohl eine Stufe zwischen Flugsauriern und frühen Vögeln darstellten. Die Gleiter setzten die Kadaver in der Nähe eines Ameisenhaufens ab, und die Tierchen waren schon zur Stelle, als die stählernen Werkzeuge und die Laser der Robots zu schneiden und zu trennen begannen. Das Kommunikationssystem der Ameisen arbeitete lautlos und mit der erstaunlichen Vollkommenheit der Natur. Nach sieben Jagdtagen lagen 198 Bärenfelle neben ebenso vielen schneeweißen Bärengerippen, an denen sich kein Molekül Fleisch oder Gewebe mehr befand. Die Händler fingen darüber nachzudenken an, ob es irgendwo in der Galaxis Abnehmer für erstklassig präparierte Pseudonutria borealis-Gerippe gäbe; außer einigen Naturkundemuseen fiel ihnen niemand ein. Denen würden sie die Gerippe hochherzig schenken, versehen mit einem Karbonfiber-Schild, das die Spendernamen trug.
Ein Fell nach dem anderen wanderte in die Gerberflüssigkeit, deren Konzentrat-Vorrat bedenklich abnahm. Auf den zahlreichen Flügen sammelten die Jäger und die Robots trockenes Holz, schnitten es mit Energiestrahlen in handliche Längen und schichteten die Kloben für ihr Lagerfeuer auf. Spitfire und Tajiri legten eine Spur aus Bärenblut bis an eine Landestütze und die Rampe zum stinkenden Laderaum und ließen eine schmale Öffnung im Energiezaun.
Das Kommunikationswunder der Evolution funktionierte! Eine Vorhut aus Ma’Stogham-Ameisen-Spähern näherte sich auf der Spur, entdeckte den Weg in den verdreckten, stinkenden Laderaum und teilte ihre Beobachtungen ihren Artgenossen mit. Bald schlängelte sich eine fünfzig Zentimeter breite Ameisenstraße in beiden Richtungen etwa vierhundert Meter weit zwischen dem Ameisenhügel und dem Schiff und hinterließ einen erstklassig gesäuberten Laderaum. Der Gestank nahm ab, verlor sich aber nicht ganz, auch nicht nach zwanzig weiteren Jagdtagen. Einzelne Tierchen wuselten geschäftig durch das ganze Lager, sammelten die Essabfälle der Sechs und schienen selbst bestimmte Bestandteile der Lagerfeuer-Asche brauchen zu können.
»Der Traum eines jeden Kapitalisten«, bemerkte Pompeo und verriegelte sorgfältig den Einstieg in seinen Iglu. »Unsere kleinen Helfer sind die billigsten, willigsten und effizientesten Arbeitnehmer, die ich mir vorstellen kann. Sie wispern nicht einmal von Überstunden und Lohndumping.«
Yulsman lachte roh. »Dafür rede ich von unserer zunehmenden Verwahrlosung. Wir haben bald kein sauberes Shirt mehr.«
»Nach dem sechshundersten Fell fliegen wir nach Queytzinga Market. Zu den Weinhauern und Weinbauern.« Actres betrachtete traurig ihre ungepflegten Fingernägel. »Vielleicht finden wir dort Zivilisation, möglicherweise auch Kultur.«
»Vielleicht auch nur eine gute Wäscherei.«
Von Tag zu Tag wurde es wärmer. An vielen Stellen begann sich die geschundene Natur zu erholen. Andere Tiere, der Jagd- und Fresslust der riesigen Bären entkommen, begannen ihre Würfe aufzuziehen. Die Luft war voll fliegender Lebewesen; halb Libellen, halb Schmetterlingen, deren Flügel und Schwingen erstaunliche Farben zeigten. Jeden Tag ertönten die Schüsse der Jäger, und das Geschrei und Gebrüll der Bären wurde leiser und seltener. Als Actres die Beute des Tages zusammenzählte und zu der Anzahl der
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