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Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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verrückt?«, wollte Katherine wissen und kam zu ihnen an den Tisch. »Solchen Krach zu machen und das ganze Zeug herumzuspucken.
Wollt
ihr vielleicht, dass wir erwischt werden?«
    Chip hörte mit dem Spucken gerade lange genug auf, um zu sagen: »Wir sind schließlich unsichtbar.Wenn sie uns erwischen wollen, müssen sie uns erst mal sehen.«
    » Das
hier ist jedenfalls nicht unsichtbar«, sagte Katherine und zeigte auf das Tablett mit den Bierpfützen und dem ausgespuckten Haferbrei.
    »Tut mir leid«, sagte Chip kleinlaut.
    Katherine schwankte und sank auf einen Stuhl neben dem Tisch.
    »Ich will einfach nur nach Hause«, stöhnte sie. »Mir dreht sich alles vor den Augen, mein Bauch tut weh, mir brummt der Kopf – und ich wette, Aspirin hat noch niemand erfunden!«
    »Na ja«, sagte Alex, »die Leute wissen schon, dass sie Weidenrinde oder -blätter kauen müssen. Die enthalten Salizin, das mit Aspirin verwandt ist, also –«
    »Halt den Mund«, sagte Katherine gereizt.
    Alex gehorchte.
    Das war Katherine in ihrer schlimmsten Stimmung: unleidlich, verdrossen, sauer auf die ganze Welt und geneigt, allem und jedem die Schuld an ihren Problemen zu geben. Wenn Katherine in dieser Stimmung war, bestand Jonas’ übliche Taktik darin, sie zu meiden wie die Pest.
    (Die Pest! O Gott! Hatte sie schon gewütet? Oder war sie gerade im Gang? Würden sie sich alle die Beulenpest holen, nur weil sich HK geweigert hatte, sie nach Hause gehen zu lassen?)
    Zu Jonas’ Überraschung hatten es Chip und Alexnicht eilig, Katherine und ihrer giftigen Stimmung zu entkommen. Chip ging sogar zu ihr und tätschelte ihr die Schulter. Alex nahm das Brot in die Hand.
    »Wahrscheinlich geht es dir besser, wenn du etwas isst«, sagte er mit leiser, beruhigender Stimme. »Wir haben das Frühstückstablett sowieso schon verwüstet, also können wir genauso gut das Beste daraus machen.«
    Er brach eine Ecke ab und reichte sie Katherine.
    Sie steckte sich den Happen in den Mund und Jonas sah ihn verschwinden, sobald sich ihre fast unsichtbaren Lippen schlossen. Trotzdem befand er, dass es nicht der richtige Moment sei, um auf die Ergebnisse dieses wissenschaftlichen Experiments hinzuweisen.
    Katherine kaute, schluckte und brachte dann ein kleines Lächeln zustande.
    »Das war gar nicht schlecht«, sagte sie. »Nicht so gut wie Holzofen- oder Vollkornbrot, aber jedenfalls essbar. Nur ein bisschen hart und salzig.« Alex gab ihr noch ein Stück, aber sie zögerte, bevor sie es sich in den Mund steckte. »Vielleicht sollten wir alle etwas essen? Damit wir bei Kräften bleiben und klar denken können?«
    Am Ende höhlten sie den Brotlaib von innen aus, sodass die Kruste auf dem Tablett weiterhin fest und intakt wirkte. Außerdem wischten sie das Bier und den ausgespuckten Haferbrei auf.
    »Gut, wir haben zwar die Zeit verändert, aber allzuvielen Leuten wird das schon nicht auffallen«, sagte Katherine. »Jedenfalls nicht wegen dieses Tabletts.«
    Verstohlen und betrübt sah sie zu Chip und Alex hinüber. Sie musste nicht erst aussprechen, dass ein ausgehöhltes Brot kaum eine Rolle spielte, wenn ein König und ein Prinz verschwunden waren.
    Chip spannte die Kiefermuskeln an.
    »Schließlich könnten auch Ratten das Essen gefressen haben«, sagte er mit eisiger Stimme. »Die Kerle gestern Abend haben auch von Ratten geredet.«
    Ratten, dachte Jonas
.
Brot. Haferbrei. Aspirin. Selbst die Beulenpest … Es war so viel einfacher, über Dinge nachzudenken und zu reden, auf die es im Augenblick nicht wirklich ankam. Aber damit saßen sie für alle Zeit in einer steinernen Kammer im fünfzehnten Jahrhundert fest.
    Er seufzte.
    »Apropos gestern Abend …«, begann er. »Bilde ich mir das nur ein, oder hat das alles keinen rechten Sinn ergeben?«
    »Was meinst du damit?«, fragte Katherine, so schnippisch sie nur konnte. Zufällig wusste Jonas – aber nur, weil er schon sein ganzes Leben mit ihr zusammen war –, dass sie diesen Tonfall nur dann annahm, wenn sie den Tränen nahe war.
    »Ihr wisst schon«, sagte er. »Ich bin nicht gerade ein Experte für Attentatsversuche oder für das fünfzehnte Jahrhundert oder so etwas. Aber warum wollten dieseKerle Chip und Alex umbringen, indem sie sie aus dem Fenster werfen? Wäre es nicht leichter gewesen, sie einfach zu erstechen? Oder, wenn man es wirklich geheim halten will, sie mit einem Kissen zu ersticken?«
    Chip und Alex fuhren zusammen. Katherine starrte unverwandt auf den ausgehöhlten Brotlaib.
    »Diese

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