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Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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mich zu beschützen, solange ich noch minderjährig bin. Und deshalb wollte er, und nicht Graf Rivers, mich nach London begleiten. Außerdem hat er gesagt, wir bräuchten die vielen Soldaten nicht, weil dann die Leute in London erschrecken und glauben könnten, dass irgendwo eine große Schlacht stattfinden wird. Deshalb sollte meine Leibgarde nach Hause gehen und auch mein Kammerherr zurückbleiben, und ich sollte mit Gloucester und Buckingham allein weiterziehen.«
    »Und darauf hast du dich eingelassen?«, fragte Katherine.
    »Ich bin doch noch ein Kind!«, sagte Chip. »Außerdem hat Gloucester mir ständig geschmeichelt, und ich wusste noch nicht, dass Graf Rivers auf sein Geheiß hin verhaftet worden war.« Er zögerte. »Es war, als würden wir Poker spielen und Gloucester konnte alle meine Karten sehen, nur ich wusste nichts von seinen. Aber später habe ich ihm die Stirn geboten! Als wir dann weiterritten, erklärte er mir, dass mein Vater schlechte Berater gehabt hätte. Es wäre ihre Schuld, dass er gestorben sei, weil sie ihm gestattet hatten, viel zu viel zu essen und zu trinken – und deshalb würde er mich jetzt beschützen. Aber ich habe zu ihm gesagt:›Beschmutzt nicht das Andenken meines Vaters, mein Herr. Ich vertraue seinem Urteil und ich vertraue den Beratern, die er mir gegeben hat.‹«
    Chip klang stolz und grimmig bei diesen Worten. Doch dann ließ er sich gegen die Wand fallen.
    »Aber Gloucester hat nur geantwortet: ›Das freut mich, denn ich bin der oberste Berater, den Euer Vater Euch hinterließ.‹ Dabei lächelte er wie ein Fuchs oder ein Wolf. Ich hätte meinen Soldaten befehlen sollen, ihn anzugreifen! Ich hätte um Graf Rivers kämpfen sollen!«
    Jetzt machte Chip Jonas Angst. Er suchte nach etwas, um ihn zu beruhigen, doch Katherine bettelte bereits um den nächsten Teil der Geschichte.
    »Und dann hat er dich eingesperrt und du durftest nicht König sein?«, fragte sie begierig.
    »Neeiin«, sagte Chip. »Ich habe Dokumente unterschrieben, Thronratssitzungen besucht, wir haben Pläne für die Krönung gemacht, die große Feier, bei der ich meine Krone bekommen sollte. Und mein Bruder ist zu mir gekommen, um seine Rolle bei der Krönung zu übernehmen!«
    »Und wo lag dann das Problem?«, fragte Jonas frustriert. »Was hast du gegen Gloucester? Nur weil er der Bruder deines Vaters ist und nicht der deiner Mutter …«
    »Dann wurde alles anders«, erwiderte Chip. »Niemand hat mich mehr über irgendwas informiert! Plötzlichgab es keine Ratssitzungen mehr, die ich besuchen musste, ich bekam Gloucester tagelang nicht zu sehen, und die Dienerschaft behandelte mich, als wäre ich krank oder so etwas, als müsste ich die ganze Zeit in meiner Kammer oder auf dem Schlosshof bleiben … Sie haben mir sogar eine andere Kammer zugewiesen, wo es ›sicherer‹ für mich war. Das hier ist der Tower von London. Der
Palast
. Aber in letzter Zeit … in letzter Zeit kam ich mir eher wie ein Gefangener vor.«
    »Ein Gefangener, den letzte Nacht jemand umbringen wollte«, erinnerte ihn Alex.
    Das Wort »umbringen« hing im Raum. Jonas, der nicht darüber nachdenken wollte, fiel etwas anderes auf.
    »Das Dienstmädchen heute Morgen, das das Tablett hereingebracht hat«, sagte er. »Sie hat sich nicht benommen, als glaubte sie, dass die Jungen verschwunden wären oder umgebracht wurden. Und ihren Marker habe ich auch nicht gesehen, also hat sie nichts anders gemacht als sonst.«
    »Es sei denn, ihr Marker war in einem ganz anderen Raum«, sagte Alex.
    »Ja, stimmt.«
    Jonas legte die Stirn in Falten. Je mehr er über all das nachdachte, desto mehr verwirrte es ihn. Chips Geschichte machte die Dinge nur noch schlimmer, weil sie zeigte, wie viel Eduard V. und sein Bruder nicht gewusst hatten. Wo war dieser Graf Rivers jetzt? War erwirklich so wunderbar? Und war Gloucester tatsächlich so schrecklich oder schien es nur so, weil Chip auf die Familie seiner Mutter gehört hatte?
    Vielleicht ist das alles nur ein Missverständnis?, überlegte Jonas. Ein Irrtum.
    Ein dummer Gedanke, denn es war ziemlich unmöglich, zwei Jungen irrtümlich aus dem Fenster zu werfen.
    »Vielleicht überprüfen wir den Definator«, schlug Alex gedehnt vor.
    Chip wirbelte herum.
    »Du willst wieder mit HK reden? Jemand, von dem wir wissen, dass er uns hintergangen hat?
Nein !«
    »Nicht, um mit HK zu reden«, korrigierte Alex sich selbst. »Wegen anderer Funktionen. Es war nicht HK, der uns unsichtbar gemacht hat. Das haben

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