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Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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mussten zusammengestellt werden, um für meine Sicherheit zu sorgen. Damit … damit mir niemand den Thron raubt.«
    »Moment mal«, unterbrach ihn Katherine. »Sind wir im Augenblick in London oder auf diesem Schloss Ludlow?«
    Seltsam, daran hatte Jonas noch gar nicht gedacht. Was ihn betraf, war ein unheimliches schlossähnliches Gebäude aus dem fünfzehnten Jahrhundert so gut wie jedes andere.
    »In London«, sagte Chip verzweifelt. »Schloss Ludlow liegt viele Meilen entfernt. Es hat fünf Tage gedauert, nur um von dort nach Stony Stratford zu kommen.«
    Noch ein komischer Name, den es zu behalten galt.
    »Und Stony Stratford ist …«, half Jonas ihm weiter.
    Wieder zitterte die Unterlippe.
    »Der Ort, wo es passiert ist«, flüsterte Chip.

Dreizehn
    Jonas wartete. Es war schon schwierig genug, Katherine mit Samthandschuhen anzufassen, auch ohne sich jetzt noch über Chip Gedanken machen zu müssen. Lieber würde er es wieder mit brennenden Fackeln aufnehmen, als Chip weinen zu sehen.
    Doch zu seiner Überraschung hob Chip mit einer fast königlichen Gebärde den Kopf.
    »Wir marschierten mit zweitausend Soldaten«, sagte er. »Die mir alle treu ergeben waren. Die alle zu meinem Schutz da waren. Wir sollten Gloucester und Buckingham« – er stieß die Namen voller Hohn hervor und ohne die Titel zu nennen – »in Northampton treffen. Aber Graf Rivers meinte, wir sollten nach Stony Stratford weiterziehen, das vierzehn Meilen entfernt lag, vierzehn Meilen näher an London.«
    »Gloucester ist unser Onkel väterlicherseits«, fügte Alex hinzu. »Und Buckingham ist sein Freund.«
    »Ah«, sagte Jonas. »Und wo warst du denn währenddessen?«
    »Bei unserer Mutter«, sagte Alex. »Schon in London.Aber vergiss nicht, dass ich der jüngere Bruder bin. Auf mich kommt es nicht an.«
    Es bekümmerte Jonas, Alex so reden zu hören. Doch der zuckte nur die Achseln und konzentrierte sich wieder auf Chip.
    »Wir hielten an einem Gasthaus«, sagte Chip. »Graf Rivers sagte mir, dass ich hier übernachten sollte, während er zurückreiten und die anderen treffen wollte. Gloucester und Buckingham und ihre Männer.«
    »Hat er die zweitausend Soldaten mitgenommen oder bei dir gelassen?«, fragte Katherine. Es erstaunte Jonas, dass sie daran dachte.
    Chip zuckte zusammen.
    »Er … er hat sie bei mir gelassen«, sagte er. »So gut wie alle.« Er seufzte.
    »Und?«, flüsterte Jonas.
    Da schlug Chip aus heiterem Himmel mit der Faust auf den Tisch, dass die Becher auf dem Tablett schwankten.
    »Gloucester hat Graf Rivers reingelegt«, sagte er. »Sie sind in aller Freundschaft einen trinken gegangen und am nächsten Morgen hat er Graf Rivers verhaften lassen. Das war ehrlos. Das war … Verrat!«
    Zorn blitzte in seinen Augen.
    »Aber
dich
hat man nicht verhaftet, oder?«, fragte Jonas. »Du hattest die Soldaten.«
    Chip starrte gedankenverloren in die Ferne.
    »Ich saß an jenem Morgen schon auf meinem Pferdund war bereit, gen London zu reiten. Alle haben gesagt, dass wir uns sputen und nicht auf Graf Rivers warten sollen. Das … das hat mir Angst gemacht. Ich wusste, dass mich Graf Rivers nicht im Stich lassen würde. Aber ein König darf keine Angst zeigen. Also habe ich mich im Sattel aufgerichtet und bin vorangeritten … und dann kam Gloucester mitten durch meine Truppen gesprengt.«
    Jonas, der nur einmal, im Pfadfinderlager, auf einem Pferd gesessen hatte, konnte den Hufschlag förmlich hören.
    »Gloucester ist ein sehr entschlossner Mann, wisst ihr?«, sagte Chip versonnen. »Er wähnt sich immer im Recht. Und er hat eine Art, Dinge zu sagen, von denen man genau weiß, dass sie falsch sind, und trotzdem hat man das Gefühl, dass man lieber nicht widersprechen sollte. Man denkt erst viel später darüber nach, was man ihm hätte entgegnen können.«
    »Und was hat er gesagt?«, wollte Katherine wissen.
    »Er ist vor mir niedergekniet«, erzählte Chip, »und hat gesagt, dass ich der König bin.«
    Jonas stutzte.
    »Und was ist daran falsch?«, fragte er. »Ich dachte, du wärst der König.«
    Er fragte sich, ob er einen entscheidenden Teil der Geschichte verpasst hatte.
    »Es war hinterlistig«, sagte Chip mit zitternder Stimme. »Hätte Gloucester mich offen angegriffen, dannhätten mich meine Soldaten verteidigt. Mein Kammerherr, Thomas Vaughan, hätte sein Leben für mich geopfert. Aber nein, Gloucester beteuerte mir in einem fort, wie treu er mir ergeben sei und dass mein Vater ihm die Aufgabe anvertraut habe,

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