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Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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»So bist du nicht.«
    »Trotzdem wird mir himmelangst bei dem Gedanken, durch diese Tür hinauszugehen«, sagte sie. »Ich weiß, dass es sein muss, ich bin mir ziemlich sicher, dass es das Beste ist, aber … vielleicht verursacht die Zeitkrankheit ja Platzangst? Oder liegt es daran, dass ich schon Mörder gesehen habe und fast verbrannt wurde – und all das, ohne auch nur einen Fuß in den Rest des fünfzehnten Jahrhunderts gesetzt zu haben.«
    Das gefiel Jonas nicht. Jetzt wurde ihm selbst bange.
    »Katherine«, sagte Chip beruhigend. »Wir sind unsichtbar! Uns wird nichts passieren.«
    »Wirklich?«, fragte Katherine. »Versprichst du mir das? Du bist hier der König und nicht mal du bist sicher!«
    Jonas vermutete, dass Alex gerade die Augen verdrehte, aber genau war das bei beinahe unsichtbaren Augen schwer zu erkennen.
    »Vielleicht kannst du hierbleiben – und beobachten, was sich tagsüber in unseren Gemächern abspielt, während Chip, Jonas und ich gehen«, schlug Alex vor.
    Jonas kam zu dem Schluss, dass Alex im einundzwanzigsten Jahrhundert mit Sicherheit keine Schwester hatte. Sonst würde er wissen, dass das genau die Art von Vorschlag war, die Katherine Beine machen würde.
    Und so war es.
    »Das wäre ja noch schlimmer!«, erwiderte Katherine. »Dann würde ich hier rumsitzen, ohne die geringste Ahnung, wie es euch ergeht, und hätte nichts Besseres zu tun, als mir das Schlimmste auszumalen. Wir haben nicht mal Handys, mit denen wir in Verbindung bleiben können!«
    »Wir könnten …«, fing Jonas an. »Oder wenn …«
    Aber Katherine hatte recht. Es war verrückt, wie schwierig alles wurde, wenn man kein Telefon besaß.
    »Und wenn wir dir versprechen, in einer Stunde wiederzukommen?«, bot Alex an.
    Katherine knuffte ihn.
    »Nein!«, sagte sie. »Hör auf, mich loswerden zu wollen! Ich komme mit!«
    Und Alex, der wissenschaftliche Konstrukte so mühelos durchdrang, saß da und konnte sich über Katherine nur wundern.

Vierzehn
    Ehe sie aufbrachen, benutzten sie nacheinander die Abortkammer. Das verursachte Jonas ein merkwürdiges Gefühl von Heimweh, weil er daran denken musste, wie oft seine Eltern ihn und Katherine als kleine Kinder aufgefordert hatten: »Geht noch mal, bevor wir losgehen!«
    Dabei hatte die Abortkammer kaum Ähnlichkeit mit einer Toilette aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert. Das »Klosett« war nicht mehr als ein Loch in der Wand. Chip und Alex machten sich einen Spaß daraus, Katherine zu erklären: »Statt Toilettenpapier kannst du das Moos benutzen. Siehst du? Ist doch wirklich praktisch!«
    Außerdem nahmen sie sich die Zeit, sich im Zimmer umzusehen und dafür zu sorgen, dass keine Unordnung mehr herrschte.
    »Du hast doch den Definator nicht herumliegen lassen, oder?«, fragte Alex.
    »Er ist in meiner Tasche«, versicherte ihm Jonas.
    »Sollen wir den Gobelin wieder aufhängen oder einfachliegen lassen?«, fragte Katherine. »Es waren zwar die Soldaten, oder wer immer diese Kerle waren, die ihn heruntergezogen haben, aber das hätten sie wahrscheinlich nicht getan, wenn wir nicht gewesen wären.«
    Die Haken für den Wandteppich befanden sich hoch über ihren Köpfen, etwa dreieinhalb Meter vom Boden entfernt.
    »Egal!«, sagte Jonas ungeduldig. »Lasst uns einfach gehen!«
    Er packte die Tür und riss sie auf – und starrte geradewegs in das überraschte Gesicht eines weiteren Dienstmädchens draußen im Gang.
    »W-w-wer ist da?«, rief sie und trat so schnell ins Zimmer, um nachzusehen, dass Jonas es kaum schaffte, ihr auszuweichen.
    Sie sah geradewegs durch ihn, durch Katherine, durch Chip und durch Alex hindurch. Ihr Blick blieb an keinem von ihnen hängen.
    »Muss der Wind gewesen sein«, murmelte sie. »Und die Prinzen sind wohl schon draußen und spielen …«
    Sie trat zurück in den Gang und zog die Tür fest hinter sich zu.
    Jonas stand wie angewurzelt da, das Herz klopfte ihm bis zum Hals.
    »Vielleicht … hast du … doch … recht, Katherine«, flüsterte er kurz darauf, als er sicher war, dass das Dienstmädchen fortgegangen war. »Vielleicht ist es draußen zu gefährlich.«
    Katherine griff an ihm vorbei zum Türknauf.
    »Unsinn«, spottete sie. »Du musst dich einfach nur in Acht nehmen.«
    Sie öffnete die Tür einen Spaltbreit, spähte hinaus und glitt in den leeren Gang. Die anderen folgten ihr.
    Es war düster und durch die hohen Fenster fiel nur wenig Sonnenlicht. Katherine zeigte nach links und rechts und hielt dann fragend die Hände hoch.

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